Versicherte mit einem IV-Leistungsentscheid, der sich auf ein Gutachten stützt, dem die EKQMB schwerwiegende Mängel attestiert, sollen ein Revisionsgesuch stellen können. Mitte Januar 2025 hatte die SGK-NR mit 14 zu 7 Stimmen (4 Enthaltungen) eine Motion mit dieser Forderung eingereicht. Am Ursprung des Vorstosses stehe die Beendigung der Zusammenarbeit zwischen dem BSV und der IV-Gutachterfirma PMEDA AG, nachdem eine Untersuchung massive Mängel bei der Erstellung der Gutachten aufgedeckt hatte. Über Jahre hinweg hätten jedoch die PMEDA AG und andere IV-Gutachter, welche nicht den Qualitätsstandards der EKQMB entsprächen, zahlreiche rechtskräftige IV-Gutachten erstellt, aufgrund deren heute gültige Leistungsentscheide gefällt worden seien. Betroffene mit solchen Gutachten sollten nun ein Revisionsgesuch einreichen und ihre Fälle gemäss den geltenden Qualitätskriterien neu beurteilen lassen können.
In der Frühjahrssession 2025 gelangte die Motion in den Nationalrat, wo Christian Lohr (mitte, TG) und Valérie Piller Carrard (sp, FR) die Position der Kommissionsmehrheit vertraten: Die einstige Arbeit der PMEDA AG und ähnlicher IV-Gutachterfirmen sei «skandalös». Betroffene hätten heute keine Rechtsgrundlage, um gegen diese Entscheide ein Revisionsgesuch zu stellen, obschon ihnen «durch mangelhafte Gutachten grosses Unrecht zugefügt» worden sei. Diesem Votum schloss sich auch Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider an, welche die Motion mit der nächsten IV-Revision umzusetzen versprach. Eine Minderheit um Andreas Glarner (svp, AG) wollte die Motion ablehnen. In der Vergangenheit seien IV-Gutachten zu freigiebig ausgestellt worden, bevor die Leistungsentscheide deutlich strenger vergeben worden seien. Die Kommissionsmotion gehe wieder zu diesen leichtfertigen Ausstellungen von IV-Renten zurück und schaffe dazu einen grossen bürokratischen Aufwand, da nun eine Vielzahl von Revisionsgesuchen bei den IV-Stellen eintreffen dürfte. Die grosse Kammer nahm die Motion mit 128 zu 63 Stimmen (1 Enthaltung) an, wobei die SVP-Fraktion beinahe geschlossen dagegen stimmte.