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Bildung, Kultur und Medien
Kultur, Sprache, Kirchen
Appels romands en faveur d'une politique suisse d'encouragement d la culture — Echec d'un référendum contre l'achat de peintures de Picasso à Bâle.
Kulturpolitik
In der Kulturpolitik wurde namentlich aus welschen Kreisen der Wunsch nach mehr Initiative seitens des Bundes laut. Auf Anregung des Journalisten F. Jotterand führten Vertreter des kulturellen Lebens der Westschweiz in Aubonne (VD) und Lausanne Gespräche mit Bundesrat Tschudi und dem Präsidenten der Stiftung Pro Helvetia, M. Stettler, in denen eine eidgenössische Kulturförderungskonzeption sowie die Schaffung eines Kulturrats verlangt wurden; Bundesrat Tschudi zeigte für diese über die bisherige Tätigkeit der Stiftung Pro Helvetia hinauszielenden Anliegen Verständnis [1]. Im Jahrbuch der Neuen Helvetischen Gesellschaft für 1968, in welchem die Gespräche eine Art Fortsetzung fanden, postulierte Jotterand als ersten Schritt die Zusammenstellung eines « Labhardt-Berichts » über die kulturellen Strukturen der Schweiz; auf Grund eines solchen sollte dann in föderalistischem Geiste eine kulturelle Landesplanung zugunsten zurückgebliebener Gegenden an die Hand genommen werden [2]. Eine vermehrte Förderung durch den Bund wurde insbesondere für das Filmschaffen gefordert; der Verband schweizerischer Filmgestalter wünschte eine Revision des Filmgesetzes, um eine wirksamere Subventionierung des Spielfilms zu ermöglichen [3].
Gesamtschweizerisches Interesse erregte eine Auseinandersetzung um den Ankauf von Picasso-Gemälden durch den Kanton Baselstadt. Zur Deckung von Verlusten aus dem Konkurs der Fluggesellschaft Globe Air beabsichtigte die Familienstiftung Staechelin einige Werke aus der von ihr im Basler Kunstmuseum deponierten Sammlung zu veräussern; durch einen Staatsbeitrag von 6 Mio Fr. und private Zuwendungen von weiteren 2,4 Mio Fr. konnten zwei Picasso-Bilder für die Stadt erworben und weitere Bestände auf 15 Jahre als Leihgaben gesichert werden. Gegen den vom Grossen Rat ohne nennenswerte Opposition bewilligten Kredit wurde das Referendum ergriffen; die Volksabstimmung verlief jedoch positiv [4].
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[1] NZZ, 714, 20.2.67; GdL, 41, 18./19.2.67. Das Postulat eines Kulturrats stiess allerdings auch in der Westschweiz auf Kritik (JdG, 46, 24.2.67). Vgl. auch Interview Jotterands mit Bundesrat Tschudi (teilweise wiedergegeben in PS, 73, 1.4.67).
[2] Die Schweiz, Nationales Jahrbuch der NHG, 1968, insbes. S. 17 ff. u. 121 ff.; der 1964 veröffentlichte Labhardt-Bericht bildete die Grundlage für die eidgenössische Hochschulpolitik (SPJ 1965, in SJPW, 6/1966, S. 204). Vgl. ferner NZZ, 5022, 23.11.67.
[3] NZZ, 1306, 28.3.67.
[4] NZ, 450, 29.9.67; 474, 13.10.67; 476, 15.10.67; 544, 23.11.67; BN, 470, 6.11.67; 502, 25./26. 11.67. Die Volksabstimmung ergab am 17.12. eine Annahme mit 32 118: 27 190 Stimmen (NZ, 585, 18.12.67). Über die Globe Air-Affäre s. oben, S. 93. Zur Anteilnahme in andern Landesteilen vgl. TdG, 286, 6.12.67; NZZ, 5395, 14.12.67.
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