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Bildung, Kultur und Medien
Kultur, Sprache, Kirchen
Problèmes relatifs au financement du théâtre — Démarches en faveur de la langue et de la culture rhéto-romanches — Lancement d'une initiative préconisant la séparation de l'Eglise et de l'Etat.
Kulturpolitik
Die Kulturpolitik bewegte sich in den Bahnen der Vorjahre [1]. Die Ablehnung der Bildungsartikel, die dem Bund die Kompetenz zur Förderung der Erwachsenenbildung gegeben hätten, und finanzielle Engpässe bewirkten auch in diesem Bereich, dass die Diskrepanz zwischen den sich in breitangelegten Entwürfen artikulierenden Zielvorstellungen und der Realität eher zunahm [2]. Finanzielle Probleme des Theaterwesens standen im Vordergrund der kommunalen Kulturpolitik [3] und führten im Postulat des Luzerner Stadtpräsidenten Meyer (fdp), das für Stadttheater und Berufsorchester Bundessubventionen fordert, auch zu einem Vorstoss auf eidgenössischer Ebene [4]. Die Stimmberechtigten des Kantons Basel-Stadt lehnten eine für das Bespielen der neuen Bühne notwendig gewordene Erhöhung der jährlichen Subventionen an die Basler Theater um 2,59 Mio Fr. ab. Die im Anschluss daran erfolgten Rücktritte von Direktor Werner Düggelin und seiner wichtigsten Mitarbeiter wurden als das Ende eines bedeutenden Kapitels der schweizerischen Theatergeschichte bezeichnet [5]. In der Wanderausstellung « Tell 73 » äusserten sich rund 80 Schweizer Künstler zum Thema des Nationalhelden. Der kritische Grundton der Arbeiten warf freilich, abgesehen von vereinzelten Kontroversen, keine hohen Wellen [6]. Die Berner Gemeinden Ostermundigen und Wyssachen führten als erste der Schweiz die gemässigte Kleinschreibung ein [7].
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Sprache
Im Vordergrund der Sprachenpolitik standen wie in den Vorjahren die Bemühungen um die romanische Sprachgemeinschaft. Eine bundesrätliche Botschaft stellte ihre bedrohte Lage dar und beantragte die Erhöhung der jährlichen Beiträge an die kulturellen Vereinigungen der Ligia Romontscha/Lia Rumantscha sowie auch der « Pro Grigioni Italiano » [8]. Die Behandlung einer Eingabe von sieben mit dem rätoromanischen Kulturkreis eng verbundenen Persönlichkeiten, welche die Schaffung eines nationalen Instituts für rätische Forschungen anregten, wird dagegen nach Ansicht der Bundesbehörden noch einige Zeit in Anspruch nehmen [9].
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Kirchen
Die Volksabstimmung über die an sich staatsrechtliche Frage der Aufhebung der konfessionellen Ausnahmeartikel führte innerhalb der Kirchen zu zahlreichen Diskussionen und Stellungnahmen [10]. Die Synode 72 setzte ihre durch eine Vielzahl von kirchlichen und weltlichen Themen gekennzeichneten Arbeiten fort [11]. Der Freiburger Bischof Mamie — vom Papst im Dezember in das Sekretariat für die Einheit der Christen berufen — stand dabei wegen seiner unnachgiebigen Haltung mehrmals im Vordergrund. Sein Veto blockierte eine in milder Form ausgesprochene Empfehlung der Synode an Papst Paul VI. zu den Lehrverfahren der Glaubenskongregation [12]. Das Hauptthema der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes bildete das vom ökumenischen Rat der Kirchen beschlossene und weiterhin umstrittene Programm zur Bekämpfung des Rassismus [13]. Ein ziemlich heterogen zusammengesetztes Aktionskomitee begann mit der Unterschriftensammlung für eine Initiative zur « vollständigen Trennung von Kirche und Staat », die bereits zu ersten Kontroversen führte [14].
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[1] Vgl. SPJ, 1971, S. 150 ; 1972, S. 137 ; Wilfried Martel, „Aus der kulturpolitischen Tätigkeit des EDI“, in Festschrift Tschudi, S. 205 ff.
[2] Anno 709 p. R., Prospektivkonferenz der NHG, Aarau 1973, S. 40 ff.; Armin Gretler u.a., Die Schweiz auf dem Weg zur Education permanente, Studie des GRETI (Groupe romand pour l'étude des techniques d'instruction), Zürich 1973.
[3] TA, 39, 16.2.73 ; 220, 22.9.73 ; TLM, 50, 19.2.73 ; Bund, 84, 10.4.73 ; JdG, 148, 28.6.73 ; 157, 9.7.73 ; TG, 221, 22./23.9.73.
[4] BN, 295, 15.12.73 ; Verhandl. B. vers., 1973, IV, S. 26.
[5] BN, 223, 24.9.73 ; GdL, 222, 24.9.73 ; Ww, 19, 19.5.73 ; NZZ, 566, 5.12.73.
[6] NZZ, 88, 22.2.73 ; TA, 48, 27.2.73 ; Tat, 58, 10.3.73 ; AZ, 65, 19.3.73.
[7] TA, 166, 20.7.73.
[8] BBI, 1973, II, Nr. 33, S. 37 f.
[9] NBZ, 13, 15.1.73 ; 318, 10.10.73 ; TA, 13, 17.1.73.
[10] Vgl. oben, S. 14 f.
[11] Presse ab 1.6.73, ab 10.9.73, ab 11.11.73 ; Ostschw., 304, 29.12.73.
[12] Lib., 201, 3.6.73 ; NZZ, 253, 4.6.73 ; TA, 268, 17.11.73 ; NZ, 397, 20.12.73.
[13] Bund, 141, 20.6.73 ; TG, 141, 20.6.73 ; 201, 29.8.73 ; 203, 31.8.73 ; NZZ, 291, 27.6.73 ; NZ, 269, 29.8.73 ; AZ, 202, 31.8./1.9.73 ; ein parlamentarisches Nachspiel im Amtl. Bull. NR, 1973, S. 835 f.
[14] Tat, 150, 30.6.73; NZZ, 298, 1.7.73 ; 486, 19.10.73 ; Bund, 179, 3.8.73 ; AZ, 242, 17.10.73 ; TLM, 300, 27.10.73 ; NZ, 340, 31.10.73.
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