Politique sociale
Population et travail
Les Chambres fédérales approuvent la hausse des salaires du personnel fédéral, négociée par le Conseil fédéral et les syndicats, malgré l'opposition des milieux patronaux; aucune suite n'est donnée aux menaces de référendum — De nouveaux contrats collectifs sont conclus non sans difficultés — Les syndicats réclament des contributions de solidarité de la part des ouvriers non affiliés
Arbeitsrecht
Im Bereiche des Arbeitsrechts kam es zu einer ersten Behandlung der neuen Arbeitsvertragsartikel des OR durch die Kommission des Nationalrates
[1]. In der Presse wurde darauf hingewiesen, dass die Arbeitnehmerin in ihrem Anspruch auf Lohnausfallentschädigung dadurch benachteiligt werde, dass der Entwurf die Niederkunft dem Krankheitsfall gleichsetze. Wirklicher Schutz könne nur durch die Mutterschaftsversicherung gewährleistet werden
[2].
Angesichts des Konzentrationsprozesses in der Industrie wurde unter den Arbeitnehmern zunehmend das Mitsprache- und Mitbestimmungsrecht im Sinne einer Demokratisierung der Arbeitswelt verlangt
[3]. In Zürich bildeten Mitglieder verschiedener Gewerkschaften zu diesem Zweck eine Arbeitsgruppe
[4]. Es wurde aber anderseits hervorgehoben, dass Mitsprache nicht ohne Schulung möglich sei und aktives Interesse voraussetze, welches weitheruun erst geschaffen werden müsste
[5].
Kollektive Arbeitsbeziehungen
In bezug auf die Neuregelung von Arbeitsverhältnissen stand wie im Vorjahr die Reallohnerhöhung für das Bundespersonal im Vordergrund. Nach harten Verhandlungen einigten sich die Personalvertreter mit dem Bundesrat Ende Januarauf eine Verständigungslösung. Es wurde eine Erhöhung um 6 % bei vollem Teuerungsausgleich auf Ende 1967 vereinbart. Weitere Verbesserungen betrafen unter anderem die Renten, die Dienstaltersgeschenke und die Sozialzulagen. Die Inkraftsetzung war auf Neujahr 1969 vorgesehen, indessen beabsichtigte man, die neuen Löhne rückwirkend ab 1. Juli 1968 auszurichten und auf diese Weise den Einkauf der Erhöhung in die Personalkasse zu finanzieren. Die Mehrkosten wurden auf 190 Mio Fr. jährlich beziffert
[6].
Wie bei den Verhandlungen, erwies sich auch in der öffentlichen und speziell in der parlamentarischen Diskussion die Problematik der Lohnvergleiche zwischen Verwaltung und Privatwirtschaft als die eigentliche Schwierigkeit
[7]. Hier wurde denn auch von Unternehmerseite angesetzt und die vorgesehene Erhöhung als unverantwortlich bezeichnet
[8]. Auf freisinniger Seite hätte man zwar einer kräftigeren Verbesserung der höheren und einer geringeren der bescheideneren Gehälter nach dem Muster der Privatwirtschaft den Vorzug gegeben, man stimmte der Vorlage aber trotzdem zu
[9]. In bäuerlichen Kreisen bekundete man Verständnis für das Personal, wünschte aber im Blick auf den Milchpreis eine grössere Aufgeschlossenheit des Bundes auch für die Anliegen der Landwirte
[10]. Begrüsst wurde die Vorlage insbesondere auf sozialdemokratischer Seite
[11]. Der Nationalrat beriet darüber im März. Alle Fraktionen stimmten zu, doch äusserte eine Reihe von Rednern schwere Bedenken wegen der Auswirkungen auf Bundesfinanzen, SBB- und PTT-Tarife und Teuerung. Sehr umstritten war die rückwirkende Inkraftsetzung, doch wurde ein Antrag von Rechtskreisen auf Streichung mit 88: 44 Stimmen verworfen. Mit 100: 14 Stimmen unterlag ferner die von Unternehmerkreisen begehrte gestaffelte Inkraftsetzung (3 % ab 1969, 6 % ab 1970). Desgleichen hielt der Rat gegenüber einem von der Kommission gestützten sozialdemokratischen Antrag für eine Übergangslösung bei den Dienstaltersgeschenken am Bundesratsentwurf fest
[12]. Von Unternehmerseite wurde daraufhin an den Ständerat appelliert, er möge den « inflatorischen Schock » dämpfen, indem er die Rückwirkung streiche und die Inkraftsetzung staffle
[13]. Es wurde ein « Komitee gegen inflatorische Besoldungspolitik » gebildet und so die Möglichkeit der Ergreifung eines Referendums unterstrichen
[14]. Dagegen wurde von den Arbeitnehmervertretern der Wert des Arbeitsfriedens betont und zur Verdeutlichung auf die Situation in Frankreich verwiesen
[15].
Die Lage verschlechterte sich psychologisch für die Gegner der Rückwirkung, als die Finanzkommission des Nationalrates die neuen Entschädigungen fürMagistratspersonen und Parlamentarier ebenfalls rückwirkend auf den 1. Juli 1968 einzuführen beantragte
[16]. So schloss sich denn der Ständerat im Juni auf der ganzen Linie den Beschlüssen des Nationalrates an, und zwar mit so deutlichen Mehrheiten, dass auf die Ergreifung des Referendums schliesslich verzichtet wurde
[17]. Mit Besoldungserhöhungen von 6 % folgten im gleichen Jahre die Kantone Zürich und Bern und ebenso deren Hauptstädte
[18]. Eine Reihe weiterer Kantone führte Lohnerhöhungen geringeren Ausmasses durch. So begnügte sich Basel-Stadt mit 5 % im Hinblick auf die dort ohnehin laufende Revision der Besoldungsordnung, durch welche in Angleichung an die Privatwirtschaft in erster Linie die Spitzengehälter angehoben werden sollen
[19].
Auch um Gesamtarbeitsverträge wurde zäh gerungen. Im Buchdruckergewerbe scheiterte ein überraschend zustandegekommener Kompromiss am Veto von Delegiertenversammlung und Urabstimmung (Zürcher und Genfer Stimmen) des Typographenbundes. Eine Streikkasse (« Solidaritätsfonds ») wurde geäufnet. Stein des Anstosses war das von den Arbeitgebern gewünschte « Statut für Angelernte ». Die technische Entwicklung einerseits, der Mangel an Fachleuten anderseits hatten die Arbeitgeber längst zum Einsatz von Angelernten veranlasst; sie wünschten die Sanktionierung dieser bisher nur geduldeten Entwicklung, die Typographen aber fürchteten um ihre Stellung. Schliesslich wurde der Einigungsvorschlag der paritätischen Schlichtungsstelle, der die Anlemverhältnisse zahlenmässig begrenzte, angenommen
[20].
Im Unterschied zu den fast durchgehend organisierten Typographen ging es den Gewerkschaften der Bekleidungsindustrie, die nur 5-6 % der überwiegend ausländischen Arbeiterschaft erfassen, um eine Heranziehung der Nichtorganisierten zu Beitragsleistungen an die Gewerkschaftskasse
[21]. Ausser der Angleichung der Löhne im Tessin an das übrige Niveau sowie einer allgemeinen Reallohnerhöhung war vor allem der Friedensrappen, ein Solidaritätsbeitrag der Nichtorganisierten, umstritten
[22]. Der Gesamtarbeitsvertrag kam vor Jahresende nicht zustande. Die Gewerkschaften sahen sich allerdings zu einem Arbeitskampf nicht in der Lage
[23]. Die Forderung nach einem Solidaritätsbeitrag wurde auch aus Metallarbeiterkreisen auf die Erneuerung des Friedensabkommens im Juli 1969 hin angekündigt
[24]. Bis zu einem längeren Streik verschlechterte sich das Arbeitsverhältnis in einer ausländisch geleiteten und mit 80 % ausländischen Arbeitskräften betriebenen Kugelschreiberfabrik im Tessin. Nebst schlechten Arbeitsbedingungen wurden namentlich die schweizerischer Denkweise fremden Massstäbe der Unternehmensführung als Ursache für den Konflikt bezeichnet
[25]. Grosse Genugtuung bekundeten gewerkschaftliche Kreise dagegen über Neuerungen bei Knorr (Thayngen, SH) und in der Basler chemischen Industrie, wo in neuen Verträgen die Arbeiter mit den Angestellten gleichgesetzt wurden; Knorr führte sogar die grundsätzliche Lohngleichheit für Männer und Frauen ein
[26]. Eine Reallohnverbesserung wurde ferner dem Bankpersonal zugestanden
[27].
[1] NZZ, 105, 16.2.68; 228; 11.4.68; 315, 24.5.68; 712, 18.11.68; über den Inhalt vgl. SPJ, 1967, S. 107 f.
[2] Tat, 184, 7.8.68 u. Lb, 187, 12.8.68 (Gertrud Heinzelmann).
[3] Über den Konzentrationsprozess s. oben, S. 53 f.; Vr, 51, 1.3.68; 76, 30.3.68; 156, 6.7.68; 161, 12.7.68; 175, 29.7.68; NZ, 283, 23.6.68; 402, 1.9.68; 474, 14.10.68; NZZ, 747, 3.12.68 (Schweiz. Eisenbahnerverband).
[4] Es handelte sich sowohl um Mitglieder von Verbänden, die dem Schweiz. Gewerkschaftsbund angeschlossen sind, als auch um solche von Minderheitsgewerkschaften (NZZ, 252, 25.4.68).
[5] Vr, 103, 3.5.68; 127, 1.6.68; 145, 24.6.68; 169, 22.7.68.
[6] Hinzu kamen einmalig 68 Mio Fr. für die Rückwirkung. Vgl. BBI, 1968, I, S. 277 ff.; NZZ, 69, 1.2.68; 91, 11.2.68; Bund, 26, 1.2.68; ferner SPJ, 1967, S. 109 ff.
[7] Einerseits sind die Funktionen in Bundes- und Privatbetrieben oft verschiedenartig, anderseits haben sich die öffentlichen und die privaten Löhne nicht im gleichen Rhythmus entwickelt; vgl. BBI, 1968, I, S. 278 ff.
[8] NZZ, 50, 9.2.68 (Arbeitgeber); Bund, 45, 23.3.68 (Trumpf Silur); BN, 49, 2.2.68.
[9] NZZ, 155, 10.3.68 (Ausschuss für Fragen des öffentlichen Personals).
[10] NZZ, 83, 7.2.68 (Landwirtschaftlicher Informationsdienst).
[11] Tw, 45, 23.2.68; vgl. über weitere Stellungnahmen NZZ, 163, 13.3.68.
[12] Sten. Bull. NR, 1968, S. 115 ff.; NZZ, 164, 13.3.68; 167, 14.3.68; 168, 14.3.68; 170, 15.3.68; über die Kommissionsanträge vgl. NZZ, 136, 1.3.68 u. 139, 3.3.68; über die Rückwirkung NZZ, 158, 11.3.68; 161, 12.3.68; 164, 13.3.68; Bund, 62, 14.3.68.
[13] NZZ, 186, 22.3.68; 269, 2.5.68; 328, 30.5.68 ; 333, 2.6.68; wf, Dokumentation- und Pressedienst, 17, 22.4.68; 19, 6.5.68; gk, 15, 4.4.68.
[14] NZZ, 274, 6.5.68; Dov., 104, 6.5.68; vgl. auch Bund, 124, 29.5.68 (Referendumsbeschluss der Berner Handelskammer).
[15] NZZ, 324, 29.5.68; Bund, 125, 30.5.68; vgl. auch das Votum Vogt (soz., SO) im StR (Sten. Bull. StR., 1968, S. 72 f.), ferner NZZ, 346, 9.6.68.
[16] NZZ, 302, 17.5.68; 345, 7.6.68; Honegger (rad., ZH) bezeichnete diesen Beschluss als « Rückenschuss » (Sten. Bull. StR., 1968, S. 69). Vgl. oben, S. 13.
[17] Sten. Bull. StR., 1968, S. 67 ff.; NZZ, 339, 5.6.68; gk, 23, 6.6.68; ferner zur Frage des Referendums NZZ, 346, 9.6.68; 361, 14.6.68; 387, 26.6.68; 390, 27.6.68; 496, 14.8.68; Weltwoche, 1805, 14.6.68; 1820, 27.9.68; Bund, 143, 21.6.68.
[18] NZZ, 373, 20.6.68 (Stadt Zürich); 634, 14.10.68 (Kanton Zürich); Bund, 262, 7.11.68 (Kanton Bern); 293, 13.12.68 (Stadt Bern). Siehe auch unten, S. 145.
[19] BN, 527, 13.12.68. Siehe auch unten, S. 145.
[20] Vgl. SPJ, 1967, S. 109; NZ, 215, 12.5.68; 222, 16.5.68; 233, 22.5.68; 241, 28.5.68; 263, 11.6.68; 265, 12.6.68; 267, 13.6.68; 278 u. 279, 20.6.68; 280, 21.6.68; gk, 17, 24.4.68; 20, 16.5.68; 27, 4.7.68; NZZ, 248, 23.4.68; 298, 15.5.68; 314, 24.5.68; 393, 28.6.68.
[22] 1 Rp. pro gearbeitete Stunde, jährlich rund 20 Fr.; die Gewerkschafter entrichten rund 100 Fr. an Beiträgen.
[23] gk, 8, 29.2.68; NBZ, 38, 15.2.68; NZ, 215, 12.5.68.
[24] NZZ, 361, 14.6.68; BN, 287, 11.7.68 (Wirtschaftsförderung); vgl. dazu Vr, 132, 8.6.68.
[25] LS, 167, 23.7.68; 168, 24.7.68; NZZ, 445, 22.7.68; 453, 25.7.68; 535, 30.8.68; TdG, 196, 21.8.68; GdP, 27.7.68.
[26] NZZ, 212, 3.4.68 u. gk, 15, 4.4.68 (Knorr); gk, 50, 20.12.68 u. 1, 9.1.69 (Basler chemische Industrie).