Rücktritt des Nationalbankpräsidenten Thomas Jordan und Wahl von Martin Schlegel als Nachfolger

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Anfang März 2024 verkündete der Präsident der Schweizerischen Nationalbank, Thomas Jordan, seinen vorzeitigen Rücktritt per Ende September 2024. Jordan, der 2012 zum Präsidenten des SNB-Direktoriums ernannt worden war, wäre eigentlich noch bis 2027 gewählt gewesen, habe gemäss eigener Begründung mit seinem Rücktritt allerdings «auf einen ruhigen [wirtschaftspolitischen] Moment gewartet», berichtete die Aargauer Zeitung (AZ). Jordan hinterlasse eine Schweiz, die in der vergangenen Dekade verschiedene Krisen – namentlich das Ende des Euro-Mindestkurses, die Einführung der Negativzinsen, die Corona-Pandemie, die daraus folgende hohe Inflation und schliesslich der Niedergang der Credit Suisse – besser überstanden habe als andere Staaten. Zudem liege die Inflation nach hohen Ausreissern gegenwärtig bei 1.3 Prozent und somit wieder im SNB-Zielband, fasste die Aargauer Zeitung zusammen. Er übergebe seiner Nachfolge allerdings auch eine Schweiz mit einem ausserordentlich starken Franken sowie eine Nationalbank mit einer Bilanzsumme von rund CHF 800 Mrd., einem Betrag, der dem jährlichen BIP des Landes entspreche. Jordans Bilanz in der Öffentlichkeit könne insgesamt als gut einschätzt werden, so die Presse. Dennoch hätten viele Seiten die «von Jordan installierte Monokultur» (AZ) trotz eines faktischen Dreiergremiums in der SNB-Spitze kritisiert. Zu reden gab in der Presse sodann die «ungelöste Nachfolgefrage» (Solothurner Zeitung), da Thomas Jordan «keinen Nachfolger aufgebaut» habe (Blick). Obschon Jordans Stellvertreter und «Ziehsohn» (NZZ) Martin Schlegel als Kronfavorit gelte, stehe ihm seine eher kurze Amtsdauer im Weg – ebenso der Nummer drei der SNB-Spitze, Antoine Martin. Nach der Rücktrittsbekanntgabe wurden auch Stimmen laut, die in Jordans Rücktritt eine Chance zur Reform der Nationalbank sahen und eine externe Nachfolge Jordans, ausserhalb der «Berner Schule» (TA), forderten – etwas, das es seit über 50 Jahren nicht mehr gegeben habe, berichtete der Tages-Anzeiger. Darunter befand sich auch das SNB-Observatorium, welches die Grösse und die Besetzung des Gremiums sowie dessen fehlende Transparenz und Rechenschaftspflicht kritisierte. Das letzte Wort in der Wahl der Nachfolge werde jedoch der Bundesrat haben, schloss die Aargauer Zeitung.

Die Nachfolge von Thomas Jordan wurde vom Bundesrat im Juni 2024 bestimmt, der gemäss Vorschlag des Bankrats den bisherigen Vizepräsidenten Martin Schlegel zum neuen Präsidenten des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank wählte. Wie der Tages-Anzeiger schrieb, stehe Schlegel für Kontinuität in der Geldpolitik ein und gelte als überzeugter Verfechter der Preisstabilität – so wie bereits sein Vorgänger. Anders als Jordan eile dem neuen Präsidenten jedoch der Ruf voraus, ein guter Kommunikator zu sein und nahbarer aufzutreten, so die Presse. Der Zürcher, der sein neues Amt ab Oktober 2024 antreten wird, sei ein «Nationalbank-Kind» (Aargauer Zeitung AZ), habe seine gesamte Laufbahn in der SNB verbracht und kröne diese nun mit dem «Chefsessel» (AZ). Die Wahl des Bundesrats zur Neubesetzung des nun vakanten Vizepräsidiums fiel auf Antoine Martin, der seit Anfang 2024 als Nummer Drei im Direktorium Einsitz nimmt. Das neue dreiköpfige Gremium wird von Petra Tschudin komplettiert, die bisher ein stellvertretendes Mitglied des Direktoriums war und «erst die zweite Frau in der Geschichte der 1907 gegründeten Nationalbank überhaupt [sei], die ins mächtige Direktorium eingelassen wurde» (AZ).