Im März 2025 legte der Bundesrat eine Botschaft für die Anpassung des Schengen-Besitzstandes vor. Er beantragte darin die Übernahme der EU-Verordnung 2024/1717 über einen Unionskodex für das Überschreiten der Grenzen durch Personen. Das Geschäft war in eine Hauptvorlage sowie zwei kleine Vorlagen aufgeteilt.
Mit der Hauptvorlage sollen insbesondere die Voraussetzungen und Verfahren bei einer temporären Wiedereinführung von Binnengrenzkontrollen im Schengen-Raum angepasst werden. Zudem sollen vor dem Hintergrund der im Rahmen der Covid-19-Epidemie gesammelten Erfahrungen Regelungen für Gefahrensituationen für die öffentliche Gesundheit eingeführt werden – beispielsweise in Form von Einreisebeschränkungen an den Schengen-Aussengrenzen. Weiter soll mit dieser ersten Vorlage auch die sogenannte Sekundärmigration, also die Weiterreise von Asylsuchenden von einem Schengen-Staat in den nächsten, vermindert werden, indem das Überstellungsverfahren in den zuständigen Schengen-Staat vereinfacht wird. Diese Neuerungen verlangen einige Änderungen im AIG, welche mit dieser Vorlage gutgeheissen werden sollen.
In einer zweiten Vorlage soll unabhängig von dieser Schengen-Weiterentwicklung im AIG festgehalten werden, dass das EDA neu Zugriff auf das nationale Reisegenehmigungssystem ETIAS erhalten soll. Schliesslich sollen im Rahmen einer dritten Vorlage im AIG einige wenige redaktionelle Änderungen vorgenommen werden, um eine sprachliche Angleichung an die Terminologie des Schengener Grenzkodex zu erreichen.

In der Vernehmlassung sprach sich die SVP gegen die Vorlage aus, da sie insbesondere eine Kompetenzverschiebung an die EU in Bezug auf Einreisebeschränkungen befürchtete. Während die FDP.Liberalen und die Mitte die Vorlage grundsätzlich begrüssten, zeigten sich die SP und die Grünen insbesondere in Bezug auf den Zugang zum Asylverfahren, auf die Einhaltung der Menschenrechte bei der Rückweisung an der Grenze sowie in Bezug auf die Dauer möglicher Binnengrenzkontrollen kritisch. Insgesamt sprachen sich aber auch die SP und die Grünen für die Übernahme der Schengen-Weiterentwicklung aus.