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Parteien, Verbände und Interessengruppen
Verbände und übrige Interessenorganisationen
Les organisations de protection de l'environnement jouent un rôle toujours plus important en politique — L'aménagement du temps de travail est l'objet de discordes entre partenaires sociaux — Les associations de l'industrie et du commerce font connaître leurs réserves face à la politique agricole — Les désirs des banques relatifs aux allégements fiscaux sont soutenus par le parlement, mais pas par le Conseil fédéral — L 'USAM reste fidèle à son image d'association conservatrice — L'Union suisse des paysans éprouve une peine visible à trouver un quelconque soutien populaire à ses revendications — L'USS passe dans le camp des antinucléaires.
 
Zur Frage der Macht der Wirtschaftsverbände im Staat erschienen im Berichtsjahr weitere wissenschaftliche Analysen. Der Schwerpunkt dieser Untersuchungen lag weniger auf dem allgemeinen Stellenwert des Verbandseinflusses, als auf den Formen, in welchen dieser sich abspielt. Die Einschätzung des Vernehmlassungsverfahrens als zentrales Mittel für die Interessenorganisationen zur Steuerung politischer Entscheide erfuhr dabei eine Relativierung. Nach dem weitgehend übereinstimmenden Befund der Wissenschafter kommt auch dem Fachwissen, das die Verbände der Verwaltung auf den verschiedenen Stufen des Gesetzgebungs- und Vollzugsverfahrens zur Verfügung stellen können, eine grosse Bedeutung zu. Das Mitwirken der Vertreter sowohl der Spitzen- als auch der Branchenorganisationen im Rahmen der sogenannten Milizverwaltung (z.B. in Expertenkommissionen) stellt für die Verbände einerseits ein sehr effizientes und für die Öffentlichkeit schwer erkennbares Mittel für die Geltendmachung ihrer Interessen dar. Es wird aber andererseits auch als Voraussetzung für das Funktionieren des in der Schweiz mit relativ bescheidenen Ressourcen ausgestatteten Zentralstaats anerkannt. Auf allgemeiner Ebene kommt die detaillierte empirische Studie von Farago und Kriesi zum Schluss, dass, angesichts der Vielfalt der Formen und Ausprägungen der organisierten Interessenvertretung, in der Schweiz nicht von einem durchgehend korporatistischen System gesprochen werden könne. Einen Schritt in diese Richtung würde allerdings die Verwirklichung der vom Bauernverband lancierten Idee bedeuten, Verbandsbeschlüsse analog zu den Gesamtarbeitsverträgen vom Bundesrat als allgemein verbindlich erklären zu lassen. Im Vordergrund steht dabei der Bereich der Agrarpolitik, wo es beispielsweise darum gehen würde, den bisher freiwilligen Produktionsbeschränkungen allgemeine Rechtskraft zu verleihen [1].
Die Umweltschutzorganisationen sind in den vergangenen Jahren für den Gang der Politik zunehmend wichtiger geworden. Die meisten von ihnen haben den Schluss gezogen, dass eine effiziente Umweltschutzpolitik umfassend sein muss und sich nicht auf einzelne Bereiche beschränken darf. Die sich daraus ergebende Ausweitung ihres Tätigkeitsbereichs erleichtert es ihnen, sich zu gemeinsamen Initiativen zusammenzuschliessen. Dies zeigte sich im Berichtsjahr sowohl bei der Lancierung von zwei gegen die Kernenergie gerichteten Volksbegehren als auch bei den vier angekündigten Initiativen gegen den Bau von Nationalstrassenstücken. Den umweltschützerisch ausgerichteten Organisationen kommt im weitem zugut, dass sie dank ihrer Verankerung in der neuen Mittelschicht ein beträchtliches Potential an Fachwissen mobilisieren und dieses — ähnlich wie die Wirtschaftsverbände — zur Einflussnahme auf die Politik einsetzen können. So steuerte der VCS den Entscheid über die Linienführung der geplanten Bahnneubaustrecke zwischen Mattstetten und Olten massgeblich mit der Ausarbeitung einer eigenen Variante. Ferner sorgen die Wahlerfolge der Grünen und die Wahlempfehlungen der Umweltschutzorganisationen dafür, das vermehrt ökologische Aktivisten in die Legislativen und neuerdings auch in die Regierungen gewählt werden — so etwa im Kanton Bern, wo zur allgemeinen Überraschung Benjamin Hofstetter, der bisher im wesentlichen in der Interessengemeinschaft Velo und in der Vereinigung «Ärzte für Umweltschutz» politisch hervorgetreten war, in den Regierungsrat gewählt wurde. In Freiburg wurde, ebenfalls unerwartet, der umweltpolitisch engagierte und in der zum Bauernverband in Opposition stehenden Union des producteurs suisses aktive R. Rimaz (svp) zum Staatsrat gewählt [2].
Die Beziehungen zwischen den Sozialpartnern entsprachen dem freundlichen konjunkturellen Klima und verliefen weitgehend störungsfrei. Die offizielle Statistik registrierte lediglich eine einzige Arbeitsniederlegung (mit 36 Beteiligten), die mindestens einen Tag dauerte. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang ein mehrstündiger Streik des Schweizerischen Lithographenbundes in einer Vielzahl von Grossbetrieben als Ausdruck des Protests gegen das als ungenügend erachtete Ergebnis der Verhandlungen über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag. Abgesehen davon verliefen die Auseinandersetzungen über neue Gesamtarbeitsverträge ausgesprochen ruhig und ohne öffentlichkeitswirksame Aktionen [3]. Während in diesen Verhandlungen die Forderung nach Arbeitszeitreduktion das wichtigste Element darstellte, zeichnete sich auch die Frage nach einer Flexibilisierung der Arbeitszeiteinteilung als neues Konfliktfeld ab. Für die Unternehmer ist die vermehrte Leistung von Sonntags-, Nacht- und Schichtarbeit erforderlich, wenn sie die kapitalintensiven Produktionsanlagen genügend auslasten wollen. Demgegenüber befürchten die Gewerkschaften davon neben gesundheitlichen und sozialen Nachteilen für die Arbeitnehmer auch einen Abbau ihrer eigenen Einflussmöglichkeiten auf die Arbeitsverhältnisse. Das Verhalten des Schweizerischen Metall- und Uhrenarbeitnehmerverbandes (SMUV) im Konflikt um die Arbeitszeitregelung in der Uhrenfabrik ETA in Marin (NE) zeigte jedoch, dass Lösungen auf Branchenebene nicht ausgeschlossen sind [4]. Unterschiedlich wurde die Bedeutung eines schiedsgerichtlichen Urteils in der Uhrenbranche beurteilt, welches besagt, dass die Vertragsparteien für Schäden, die sich aus Vertragsverletzungen durch ihre Mitglieder ergeben, solidarisch haften. Die Arbeitgeber wandten sich klar gegen eine Verallgemeinerung dieser Bestimmung und wiesen darauf hin, dass in anderen Branchen für Vertragsverletzungen Konventionalstrafen und nicht Schadenersatzleistungen vorgesehen sind [5].
Unternehmer
Die Verbände von Industrie und Handel setzten im Berichtsjahr kaum neue politische Akzente. Da angesichts des nahezu inflationsfreien Wirtschaftswachstums die Rufe der Linken nach neuen staatlichen Interventionen und Aktivitäten weitgehend ausblieben, sahen sie sich weniger als in früheren Jahren zum deutlichen Markieren von Gegenpositionen veranlasst. Zwar messen sie dem Kampf gegen das weitere Anwachsen der Staatsquote oder gar für deren Abbau nach wie vor zentrale Bedeutung zu. In seiner Präsidialansprache an der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Handels- und Industrie-Vereins/Vorort stimmte jedoch Louis von Planta versöhnlichere und undogmatischere Töne an. Er würdigte den starken Staat als Garanten für geordnete politische Verhältnisse und als Bereitsteller von unverzichtbaren Infrastrukturleistungen. Eine neue Bedrohung der Marktwirtschaft sehen die Wirtschaftsverbände in der vor allem im europäischen Ausland feststellbaren Tendenz der staatlichen Förderung der angewandten Forschung. Nachdem im Vorjahr vereinzelte Industrievertreter grundsätzliche Kritik an der schweizerischen Landwirtschaftspolitik geübt hatten, äusserten sich nun vermehrt auch die Spitzenverbände in ähnlichem Sinn. Besonders prononciert tat dies die Vereinigung des Schweizerischen Import- und Grosshandels (VSIG), für welche die ausgeprägt protektionistische Agrarpolitik ein zunehmendes Hemmnis für die Durchsetzung der schweizerischen Interessen an einer Liberalisierung des Welthandels darstellt. Der VSIG unterstrich seine Haltung mit der durch den Vorstand einstimmig beschlossenen Nein-Parole zum Zuckerbeschluss. Trotz der internationalen Verflechtung der schweizerischen Wirtschaft fanden sich weder beim Vorort noch beim VSIG Mehrheiten für die Unterstützung des UNO-Beitritts der Schweiz ; beide Organisationen verzichteten auf die Ausgabe einer Parole [6].
Im personellen Bereich wurden beim Vorort wichtige Neubesetzungen vorgenommen. Die Delegiertenversammlung vom 19. September wählte den bisherigen Vizepräsidenten Pierre Borgeaud zum Nachfolger des nach zehn Amtsjahren zurücktretenden Verbandspräsidenten Louis von Planta. Anstelle des altershalber zurücktretenden Geschäftsführers Gerhard Winterberger wurde mit Amtsantritt auf den 1. Oktober 1987 Kurt Moser ernannt [7].
Die Interessenorganisation der Banken konnte insofern einen politischen Erfolg verzeichnen, als der Bundesrat bekanntgab, dass er auf die Teilrevision des Bankengesetzes einstweilen verzichten wolle. Die daraufhin von der Eidgenössischen Rankenkommission angekündigte und zum Teil auch schon praktizierte strengere Auslegung der geltenden Vorschriften entsprach allerdings kaum den Intentionen der Schweizerischen Bankiervereinigung. Bloss bescheidene Teilerfolge konnten die Banken bei ihrem Bemühen um den Abbau von Bankkundensteuern zwecks Verbesserung der Marktstellung des Finanzplatzes Schweiz erzielen. Trotz Unterstützung ihrer Anliegen durch parlamentarische Mehrheiten war die Landesregierung aus finanzpolitischen Gründen nur zu materiell unbedeutenden Eingeständnissen bereit [8].
Die Dachorganisation der Gewerbes, der Schweizerische Gewerbeverband (SGV), blieb auch 1986 seiner Rolle als «Neinsager» treu: bei sechs von sieben Volksabstimmungen empfahl er Ablehnung. Dabei engagierte er sich nicht allein in wirtschaftspolitischen Fragen, sondern vertrat auch sein Nein zum UNO-Beitritt mit grossem Nachdruck. Einzig mit seiner Zustimmung zum Zuckerbeschluss machte der SGV eine Ausnahme und demonstrierte damit, dass bei ihm, im Gegensatz zu den anderen Wirtschaftsverbänden, die protektionistischen und interventionistischen Anliegen der Landwirtschaft noch volle Unterstützung geniessen [9].
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Landwirtschaft
Der Schweizerische Bauernverband (SBV) als wichtigste Interessenorganisation der Landwirtschaft sah sich vermehrt in die Defensive gedrängt. Der Volksabstimmung über den Zuckerbeschluss, bei der es vordergründig um eine Ausdehnung der Anbaufläche und um den Abbau von Bundessubventionen zulasten der Konsumenten ging, wurde auch vom SBV grundsätzliche Bedeutung zugemessen. Die erstmalige Verwerfung einer agrarpolitischen Vorlage seit dreissig Jahren zeigte, dass die Kritik an der von Behörden und Bauernverband vertretenen Landwirtschaftspolitik in weiten Kreisen Gehör findet. Die Verbandsspitzen reagierten auf diese Anfechtungen recht konziliant und kündigten einerseits eine vermehrte Rücksichtnahme auf Forderungen des Umweltschutzes und der Konsumenten sowie andererseits eine grössere Betonung der Selbsthilfemassnahmen, wie etwa freiwilligen Produktionsbeschränkungen, an. Zugleich zeigten sie sich überzeugt, dass mit einer verbesserten Information über die Leistungen und Produktionsbedingungen der schweizerischen Landwirtschaft verlorenes Vertrauen wieder zurückgewonnen werden könne. Als symbolisch für die angestrebte flexiblere und weniger dogmatische Haltung wurde die Wahl des 38jährigen Melchior Ehrler zum Nachfolger des altershalber zurücktretenden Verbandsdirektors René Juri gewertet. In der nichtlandwirtschaftlichen Tagespolitik blieb der SBV auch 1986 bei seiner regierungsund parlamentstreuen Linie. Nur gerade bei der UNO-Abstimmung, wo sich Gegner und Befürworter eines Beitritts die Waage hielten, wich seine Abstimmungsparole von der Empfehlung der eidgenössischen Räte ab [10].
In repräsentativen Umfragen schälte sich heraus, dass die Bevölkerungsmehrheit den SBV als Sprecher der unter günstigen Bedingungen produzierenden Flachlandbauern qualifiziert und ihm mangelnden Einsatz für Klein- und Bergbauern vorwirft. Diese Kritik wird im Innern des SBV von der Vereinigung zum Schutz der kleinen und mittleren Bauern (VKMB) vertreten. Der Verbleib dieser Organisation im SBV war im Berichtsjahr ernsthaft in Frage gestellt. Nachdem Vizepräsident R. Baumann, der als einziger Repräsentant der VKMB im Grossen Vorstand des SBV sitzt, den geringen Einfluss seiner Voten auf die Verbandspolitik konstatiert hatte, beantragte die Sektion Bern den Austritt aus der Dachorganisation. Im Gegensatz zum VKMB-Präsidenten Hochuli und zu Baumann kam der VKMB allerdings zum Schluss, davon abzusehen, da eine Interessenvertretung ausserhalb der Verbandsstrukturen noch wirkungsloser wäre. Garniert war die Auseinandersetzung mit Polemiken zwischen den beiden Verbänden. Der SBV ermunterte den VKMB zum Austritt und goss mit der von einem Funktionär formulierten These, dass Kleinbetriebe mit weniger als zehn Kühen nicht als echte Landwirtschaftsbetriebe zu betrachten seien, noch zusätzliches Öl ins Feuer. Nach dem Verzicht auf den Austritt entspannte sich die Atmosphäre; das Thema dürfte aber spätestens bei der zu erwartenden negativen Stellungnahme des SBV zur Kleinbauern-Initiative des VKMB wieder aktuell werden. Der vorwiegend Landwirte aus dem Mittelland und der Voralpenzone umfassende VKMB versuchte im Berichtsjahr, verstärkt unter den Bergbauern Fuss zu fassen : einen ersten Erfolg konnte er mit der Gründung der Sektion Saanen im Berner Oberland erzielen [11].
Mehr Stosskraft verspricht man sich auch von einer engeren Zusammenarbeit mit der Union des producteurs suisses (UPS). Diese hat sich freilich in den beiden letzten Jahren stark an den SBV (dem sie jedoch nicht angehört) angenähert und beurteilte dessen Verbandspolitik ausnehmend freundlich. Im Gegensatz zur VKMB, die wegen fehlender Zusagen für die Verteilung der zusätzlichen Kontingente auf eine Parole verzichtete, unterstützte die UPS den Zuckerbeschluss in der Volksabstimmung [12].
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Arbeitnehmer
Für die Interessenorganisationen der Arbeitnehmer stand auch 1986 das Thema Arbeitszeit im Mittelpunkt. Zum einen nahm der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) seinen Kongress vom 13.-15. November zum Anlass, um die Abstimmungskampagne für die von Regierung und Parlament zur Ablehnung empfohlene Volksinitiative für die 40-Stunden-Woche zu eröffnen. Zum andern beschäftigten sich die Gewerkschaften intensiv mit neuen Arbeitszeitformen wie flexibler Arbeitszeiteinteilung, Schicht- und Feiertagsarbeit sowie Teilzeitbeschäftigung. Die bisher recht dogmatische gewerkschaftliche Verurteilung solcher von Unternehmer-, aber zum Teil auch von Arbeitnehmerseite positiv eingeschätzter Tendenzen scheint zunehmend einer differenzierten Betrachtungsweise Platz zu machen. Die Einführung neuer Arbeitszeitmodelle soll nicht mehr verhindert, sondern mittels Bestimmungen in den Kollektivverträgen kontrollierbar gemacht werden. Der SMUV will die Regelung der flexiblen und teilweisen Arbeitszeit in die kommenden Verhandlungen über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag einbringen. Insbesondere die vertraglichen Regelungen über die Teilzeitarbeit entsprechen auch einer von Gewerkschafterinnen am Frauenkongress des SGB vom 24./25. Januar in Bern verabschiedeten Forderung [13].
Umweltschutzpolitische Postulate sind in den letzten Jahren immer mehr Teil der gewerkschaftlichen Politik geworden. Im Anschluss an die nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl weitherum revidierte Risikoanalyse setzte sich im SGB eine neue Atomenergiepolitik durch. Während der SGB 1978 in seinem Energieprogramm für die 80er Jahre noch die Parole «sowenig KKW wie möglich» ausgegeben hatte und 1984 die erforderliche 2/3-Mehrheit für die Unterstützung der AKW-Initiative nicht zustandekam, stimmte nun der Kongress gegen nur schwache Opposition von einigen Delegierten des SMUV einem schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie zu. Grundsätzlich sollen keine neuen Werke mehr gebaut und die bestehenden so rasch als möglich stillgelegt werden; konkret beschloss der SGB auf Antrag des Vorstands die Unterstützung der beiden im Berichtsjahr lancierten AKW-Initiativen [14]. Noch bevor die Chemiekatastrophe bei der Firma Sandoz in Schweizerhalle (BL) drastisch auf die mit den modernen Produktionsweisen verbundenen Gefahren hinwies, nahm die Gewerkschaft Textil, Chemie, Papier (GTCP) die Forderung nach uneingeschränkter Mitbestimmung bei gesundheits- und umweltrelevanten Unternehmensentscheiden in ihr Schwerpunktprogramm auf [15].
Die gute Wirtschaftslage und die schwindende Bedeutung der traditionellen Industriearbeiterschaft trugen dazu bei, dass auch 1986 die Gewerkschaften trotz steigender Beschäftigtenzahlen Mitgliederverluste in Kauf nehmen mussten. Insgesamt verlor der SGB innert Jahresfrist 2388 Mitglieder (– 0,5 %). Besonders betroffen war der SMUV mit einer Einbusse von -1,8%; er wurde damit von der Gewerkschaft Bau und Holz (GBH), die 0,9% Zuwachs verzeichnete, von der Position der mitgliederstärksten Organisation verdrängt. Eine sich über die letzten zehn Jahre erstreckende Statistik zeigt, dass es von den acht Verbänden des SGB, die mehr als 10 000 Mitglieder zählen, nur gerade dem GBH (+ 4,4%) und der PTT-Union (+ 9,3 %) gelungen ist, ihren Bestand zu erhöhen. Der absolut und prozentual grösste Rückschlag ergab sich beim SMUV (– 26 463 resp. -19,7%). Die Mitgliederzahl des Christlichnationalen Gewerkschaftsbundes (CNG) bildete sich 1986 um 1,2% auf 105 716 zurück. Trotz des Wandels in der Struktur der Beschäftigten weisen auch die Zahlen der in Angestelltenverbänden organisierten Arbeitnehmer seit mehreren Jahren eine abnehmende Tendenz auf [16].
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[1] P. Farago / H. P. Kriesi (Hg.), Wirtschaftsverbände in der Schweiz, Grüsch 1986; A. Meier / D. Mettler, «Einfluss und Macht in der Wirtschaftspolitik», in Schweiz. Zeitschrift für Volkswirtschaft und Statistik, 122/1986, S. 371f.; E. Blümle / F. Imboden, «Verbandspolitik—gestern, heute, morgen», in Schweiz. Bankverein (Hg.), Das ökonomische und soziale Umfeld schweizerischer Wirtschaftsverbände, Zürich 1986, S. 6 ff. ; siehe auch SPJ, 1984, S. 221. Verbandsbeschlüsse: SGT, 4.10.86.
[2] Die Aktivitäten der einzelnen Organisationen und Gruppierungen werden in der SPJ in den gegebenen Sachzusammenhängen behandelt. Speziell zu den erwähnten Gegenständen siehe oben, Teil I, 6a (Energie nucléaire) und 6b (Strassenverkehr, Eisenbahnverkehr). Die der SP nahestehenden «Naturfreunde Schweiz» verstanden sich bisher vorwiegend als Freizeitorganisation und traten, ähnlich wie der Schweizerische Alpen-Club, politisch nicht in Erscheinung. Die vor zwei Jahren mit der Wahl von NR Bircher (sp, AG) zum Präsidenten eingeleitete Wende konkretisierte sich im Berichtsjahr mit der Ernennung des ökologisch engagierten ehemaligen SP-Funktionärs Strahm zum neuen Verbandssekretär (BZ, 18.1.86). Wahlen: vgl. oben, Teil I, 1e (Kantonale Wahlen, Freiburg, Bern) sowie Union, 18, 17.12.86.
[3] Statistik: Die Volkswirtschaft, 60/1987, 5.163; Lithographen: TW, 8.12.86; Bund, 18.12.86. Siehe dazu auch SMUV-Zeitung, 6, 11.2.87; Zentralverband schweiz. Arbeitgeber-Organisationen (ZSAO), Jahresbericht, 79/1986, S. 51 ff. sowie oben, Teil I, 7a (Conventions collectives de travail, Conflits collectifs du travail).
[4] Siehe dazu insbesondere SAZ, 1/2, 8.1.87; Zentralverband schweiz. Arbeitgeber-Organisationen (ZSAO), Jahresbericht, 79/1986, S. 46 f. ; «Thesen zur Verkürzung und Gestaltung der Arbeitszeit», in Gewerkschaftliche Rundschau, 79/1987, S. 2 ff.; SGB, 16, 15.5.86; 32, 23.10.86; 36, 27.11.86 und oben, Teil I, 7a (Temps de travail).
[5] TA, 11.1.86; SMUV-Zeitung, 3, 15.1.86; NZZ, 10.4.86.
[6] Schweiz. Handels- und Industrie-Verein (Vorort), Jahresbericht, 116/1985-86, S. 9 ff., 31 ff. (Technologieförderung), 83 f. (UNO) und 113 ff. (Agrarpolitik); Zentralverband schweiz. Arbeitgeber-Organisationen (ZSAO), Jahresbericht, 79/1986, S. 9 ff. ; Vereinigung des Schweizerischen Import- und Grosshandels (VSIG), Jahresbericht 1985/86, Basel 1986, S. 13, 16 f. und 25 ff.; L. von Planta, Marktwirtschaft als Leitidee, Zürich 1986; G. Winterberger, Wirtschaft, Staat und Politik, Zürich 1986; SAZ, 26/27, 26.6.87 (H. Letsch). Siehe auch Dokumentation zu den Parolen der Parteien und Verbände (eidg. und kantonale) im FSP, Bern. Vgl. ferner oben, Teil I, 4a (Wirtschaftssystem).
[7] Bund, 20.9.86 ; NZZ, 29.11.86.
[8] Schweiz. Bankiervereinigung, Jahresbericht, 74/1985-86, v.a. S. 7 ff., 26 f., und 45 ff.; vgl. auch oben, Teil I, 4b (Banken). Claude de Saussure amtet ab 4.10.86 als neuer Präsident (Schweiz. Bankiervereinigung, Jahresbericht, 74/1985-86, 5.175 f.; BaZ, 3.10.86; 4.10.86; vgl. SPJ, 1985, S. 241).
[9] Dokumentation zu den Parolen der Parteien und Verbände (eidg. und kantonale) im FSP, Bern. Vgl. auch M. Kündig in Gewerbliche Rundschau, 41/1986, Nr. 3, S. 2 ff.; Politik und Wirtschaft, 1/1986, Nr. 6, S. 28 ff. sowie speziell zur UNO-Abstimmung SGZ, 9, 27.2.86.
[10] SBV, Jahresbericht, 89/1986, S. 11 ff. Vgl. auch die Berichte zur Delegiertenversammlung vom 18.11. in Bern in der Presse vom 19.11.86. Zur Landwirtschaftspolitik im allgemeinen und zum Zuckerbeschluss im besonderen siehe oben, Teil I, 4c. Der bisherige Direktionssekretär Ehrler wird sein Amt am 1.7.87 antreten (NZZ, 3.7.86 ; Politik und Wirtschaft, 1/1986, Nr. 11, S. 28 ff.). Abstimmungen : NZZ, 22.1.86 sowie Dokumentation zu den Parolen der Parteien und Verbände (eidg. und kantonale) im FSP, Bern.
[11] Austritt aus dem SBV : Bund, 3.2.86 ; NZZ, 4.2.86 ; AT, 10.4.86 ; SGT, 16.5.86 ; BaZ, 31.5.86. SBV : NZZ, 9.5.86; BZ, 10.5.86; Schweizer Bauer, 5.4.86; «Brugg-Informationen», in IBZ, 19, 6.5.86; Gnueg Heu dune!, 1986, Nr. 4, S. 11 (Replik). Bergbauern: Gnueg Heu dune!, 1986, Nr. 2, S. 3 ff. und Nr. 3, S. 6 f. Zu den verschiedenen Interessen innerhalb des SBV vgl. auch Ww, 20, 15.5.86.
[12] VKMB: TA, 15.4.86; NZZ, 1.9.86 (Zuckerbeschluss). UPS: Union, 12, 3.9.86; 16, 19.1 1.86.
[13] Der im Vierjahresturnus abgehaltene SGB-Kongress fand in Luzern statt (Presse vom 12:17.11.86). Zur Arbeitszeit vgl. auch oben, Teil I, 7a (Temps de travail) und SPJ, 1985, S. 243. SMUV: BZ, 2.12.86. Frauenkongress: Gewerkschaftliche Rundschau, 78/1986, S. 34 ff. Die Frauenkonferenz des VHTL beantragte zuhanden der SGB-Frauenkonferenz die Vorbereitung eines nationalen Frauenstreiks zugunsten der Gleichberechtigung der Geschlechter (BaZ, 16.6.86).
[14] NZZ, 12.11.86; Presse vom 14.11.86. Zur Energiepolitik siehe oben, Teil I, 6a (Politique énergétique, Energie nucléaire). Siehe auch SPJ, 1978, S. 180. Zu den Volksabstimmungen des Jahres 1986 gab der SGB folgende Parolen aus: Ja zum UNO-Beitritt, zum Mieterschutz und zur Kulturinitiative, Stimmfreigabe zum Zuckerbeschluss, zum Gegenvorschlag zur Kulturinitiative und zu den Volksbegehren betreffend Lehrwerkstätten und Schwerverkehr (Dokumentation zu den Parolen der Parteien und Verbände (eidg. und kantonale) im FSP, Bern). Daneben unterstützte der SGB das Referendum gegen das Asylgesetz (TW, 27.6.86 ; vgl. auch oben, Teil I, 7d, Réfugiés).
[15] BaZ, 12.9.86; 15.9.86; TA, 3.12.86. Zu Sandoz siehe oben, Teil I, 6d (Umweltpolitik).
[16] H. Anderegg, «Mitgliederentwicklung der schweizerischen Gewerkschaften im Jahr 1986», in Gewerkschaftliche Rundschau, 79/1987, S. 74 ff. Zum traditionellen Rekrutierungsfeld der Gewerkschaften und der Strategie, dieses auf die Angestellten auszudehnen vgl. H. Baumann, «Angestelltenpolitik ist Existenzfrage», in Gewerkschaftliche Rundschau, 78/1986, S. 3 ff.; P. Graf, «Angestellte in die Gewerkschaft», a.a.O., S. 23 ff., L'Hebdo, 46, 13.11.86, S. 50 ff. sowie SPJ, 1985, S. 243. Die im letztjährigen Band vorgestellte Umfrage unter den Mitgliedern des SMUV und des VPOD ist nun in Buchform erschienen: Ch. Roig u.a., Syndicalisme au futur, Lausanne 1986; vgl. dazu SPJ, 1985, S. 243 f. sowie B. Degen, «Gewerkschaften im Wandel», in Rote Revue, 65/1986, Nr.11, S. 8 ff.
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