Nach einer Studie von gfs.bern waren die Kandidaten für 43% der Wähler das wichtigste Kriterium bei der Wahl. Die Bedeutung der Kandidaten hat damit gegenüber früheren Wahlen zugenommen.
Zuletzt aktualisiert: 17.09.2019, 16:37 Uhr
Dossier: Eidgenössische Wahlen 2007- Übersicht Als PDF speichernNach einer Studie von gfs.bern waren die Kandidaten für 43% der Wähler das wichtigste Kriterium bei der Wahl. Die Bedeutung der Kandidaten hat damit gegenüber früheren Wahlen zugenommen.
Die Wahlbeteiligung war für schweizerische Verhältnisse hoch, sie lag bei 48,3%. Dies sind drei Prozentpunkte mehr als 2003. Einer der Gründe für die höhere Mobilisierung war wahrscheinlich die Diskussion über die Regierungszusammensetzung während des Wahlkampfs. Die Männer beteiligten sich mit 55% erneut stärker an den Wahlen als die Frauen (43%). Der Unterschied in der Wahlbeteiligung zwischen den Geschlechtern hat damit nicht abgenommen. Personen mit nur obligatorischer Schulbildung oder einer Berufslehre wählten wesentlich öfter die SVP als Personen mit einer höheren Ausbildung. Zulegen konnte die SVP im Vergleich zu 2003 vor allem bei den Wählern mit einer Berufslehre als höchstem Abschluss. Der Wähleranteil der SP bei derselben Wählergruppe ging dagegen gegenüber 2003 zurück. SP und Grüne waren bei Wählern mit hoher Bildung deutlich übervertreten. Die SVP konnte bei Wählern mit einem Einkommen von 3000-5000 Fr. im Vergleich zu 2003 zusätzliche Stimmen holen. FDP und SP waren nach wie vor bei Wählern mit hohem Einkommen überdurchschnittlich beliebt.
Die Analyse der Wählerwanderungen zwischen 2003 und 2007 zeigt, dass die SVP vor allem auf Kosten der FDP Wähleranteile gewinnen konnte. Die Grünen konnten viele Stimmen von Wählern an sich ziehen, die 2003 noch SP gewählt hatten. Der SVP gelang es besonders gut, ihre Wähler von 2003 erneut für sich zu mobilisieren. Sie konnte zudem auch bei ehemaligen Nichtwählern einen Erfolg für sich verbuchen. Die Selects-Studie zeigt, dass die SVP über die letzten zwölf Jahre hinweg erfolgreich diejenigen Wähler, die sich als rechts einschätzen, an sich gebunden hat. Der SVP gelang es, die CVP und die FDP in diesem Wählersegment zu marginalisieren. Während die CVP als Kompensation auch links der Mitte Wähler anzusprechen vermochte, war dies bei der FDP nicht der Fall.
Der Anteil brieflich Wählender nahm im Vergleich zu 2003 zu. Durch die frühere Stimmabgabe entschieden sich die Wähler auch früher für eine Partei. Der Einfluss von Ereignissen kurz vor den Wahlen, etwa der Ausschreitungen in Bern, darf daher nicht überbewertet werden. So war gerade die SVP bei den Wählern, die sich besonders früh entschieden, übervertreten und gewann die Wahlen daher eher nicht aufgrund einer starken Schlussmobilisierung, wie aufgrund der Krawalle in Bern kurz vor den Wahlen in der Presse teilweise spekuliert worden war.
Rücktritte
24 Nationalräte und 14 Ständeräte traten auf das Legislaturende hin aus ihrem Rat zurück. Unter den zurücktretenden Nationalräten versuchte nur Liliane Maury-Pasquier (sp/ps, GE) NR/CN) den Übertritt in den Ständerat. Die FDP hatte im Nationalrat 6 Rücktritte und im Ständerat 5 Rücktritte zu verzeichnen. Bei der SP traten 6 Nationalräte und 3 Ständeräte zurück, bei der CVP 3 Nationalräte und 4 Ständeräte, bei der SVP 6 Nationalräte und 2 Ständeräte. Bei den Grünen trat eine Nationalrätin zurück. Die Rücktrittsquote betrug insgesamt im Nationalrat 12% und im Ständerat 30,4%. Diese Quote ist im Vergleich zu 2003 in beiden Räten gesunken, insbesondere im Nationalrat gab es viel weniger Rücktritte. Jedoch reichten einige bekannte Parlamentarier ihren Rücktritt ein. Unter den zurücktretenden Ständeräten waren Trix Heberlein (fdp, ZH), Hans Fünfschilling (fdp, BL), Thomas Pfisterer (fdp, AG), Françoise Saudan (fdp, GE), Christiane Langenberger (fdp, VD), Christiane Brunner (sp, GE), Hans Lauri (svp, BE), Hans Hofmann (svp, ZH) und Franz Wicki (cvp, LU). Auf eine Wiederwahl in den Nationalrat verzichteten unter anderen Gerold Bührer (fdp, SH), Peter Vollmer (sp, BE), Remo Gysin (sp, BS), Hermann Weyeneth (svp, BE), Rolf Hegetschweiler (fdp, ZH), Jean-Paul Glasson (fdp, FR), Michel Béguelin (sp, VD) und Barbara Haering (sp, ZH).
Alle Parlamentarierinnen und Parlamentarier ausser Waber (edu, BE; schloss sich zunächst SVP-Fraktion an, trat aber am 18.12.07 wieder aus) gehörten zum Ende des Jahres einer Fraktion an. Vor den Wahlen waren fünf Nationalräte fraktionslos gewesen. Die Freisinnigen und die Liberalen schlossen sich zu einer Fraktion mit insgesamt 47 Personen zusammen. CVP, EVP und Grünliberale bildeten eine gemeinsame Fraktion mit 52 Mitgliedern. Der Fraktion der SVP (70 Mitglieder) schloss sich Lega-Vertreter Attilio Bignasca (TI) an. Hugo Fasel (csp, FR) und Josef Zisyadis (pda, VD) wurden in die Fraktion der Grünen aufgenommen (24 Mitglieder).
Der jüngste Nationalrat, Lukas Reimann (svp, SG), ist 25-jährig. Sechs unter 30-Jährige wurden in den Nationalrat gewählt. Der älteste Nationalrat ist Jacques Neirynck (cvp, VD) mit 76 Jahren. Das Durchschnittsalter der Nationalrätinnen und Nationalräte betrug unmittelbar nach den Wahlen 51,3 Jahre.
69 Personen wurden neu in die Bundesversammlung gewählt. Die Erneuerungsrate des Parlamentes lag mit 28% leicht höher als 2003. Der Ständerat (16 von 46 Mitgliedern neu gewählt) erneuerte sich stärker als der Nationalrat (53 von 200 Mitgliedern neu gewählt). 24 Personen wurden nicht wieder in die Bundesversammlung gewählt, obwohl sie erneut kandidiert hatten. Am meisten Sitze im neuen Parlament konnte die SVP (69) erreichen. Die SP errang 52 Sitze. Die CVP holte insgesamt 46 Mandate, die FDP deren 43. Die Grünen erreichten 22 Mandate und sind damit die bei weitem stärkste Nichtregierungspartei. Die Bundesratsparteien halten zusammen 210 der 246 Sitze in der Bundesversammlung, dies entspricht etwa 85%, im Vergleich zu 2003 (88,2%) ist der Anteil der Bundesratsparteien leicht gesunken.
Der Frauenanteil im Nationalrat betrug nach den Wahlen 29,5% (2003: 25%), im Ständerat 21,7% (2003: 23,9%). Während die Frauen insgesamt ein besseres Ergebnis als 2003 erzielten, erreichten sie nicht in allen Parteien ihre Ziele gleich gut: So gab es für die FDP-Frauen statt der angestrebten zehn Sitze im Nationalrat nur deren sechs, was einem Anteil von 19,4% an den FDP-Mandaten insgesamt entspricht. Bei der CVP waren 12 von 31 Gewählten Frauen, also 38,7%. Der Frauenanteil in der SP-Delgation sank auf 41,9%, da viele der abgewählten SP-Parlamentarier Frauen waren. Bei den Grünen konnten die Frauen genau die Hälfte der Nationalratsmandate erringen. Die SVP-Frauen verdreifachten ihre Sitzzahl im Nationalrat zwar beinahe, sind aber mit acht Nationalrätinnen (12,9% der gewählten SVP-Vertreter) immer noch schwach vertreten.
Die Gruppe der Unternehmer im Nationalrat wuchs: 44 Nationalratssitze (+10) sind dieser Berufsgruppe zuzuordnen. Auch die Juristen sind besser vertreten, sie halten 41 Sitze (+10). Die Landwirte konnten mit 24 Sitzen (+1) ihre gute Vertretung halten. Abgenommen hat demgegenüber die Anzahl Lehrer und Wissenschaftler im Nationalrat.
Der heftige Wahlkampf gipfelte schliesslich in einer (allerdings schon langfristig geplanten) Demonstration der SVP am 6. Oktober in Bern, die durch Ausschreitungen von militanten Linksautonomen, welche an einer Gegendemonstration teilgenommen hatten, verhindert wurde. Dabei kam es auch zu erheblichen Sachbeschädigungen. Dieses Ereignis prägte die letzten Wochen des Wahlkampfes.
Auch die SP kritisierte einmal mehr die Intransparenz der Parteienfinanzierung. Dieses Thema hatte an Aktualität gewonnen, da der Wahlkampf für die Parlamentswahlen so teuer war wie noch nie, geschätzte 50 Mio. wurden insgesamt ausgegeben. Die SVP schaltete Schätzungen zufolge etwa 40% aller Inserate in der Presse. Sie führte mehrmals grosse Inseratekampagnen durch, die insgesamt sehr teuer gewesen sein mussten.
Die ‚Eventisierung’ des Wahlkampfes war ausgeprägt: Der Auftritt von Micheline Calmy-Rey auf dem Rütli am 1. August, den sie sich hartnäckig erkämpft hatte, und der „Mobilisierungsanlass“ der SVP am 6. Oktober in Bern waren zentrale Ereignisse im Wahlkampf. Am professionellsten agierte bei der Inszenierung von Events die SVP. Zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt des Wahlkampfes im August schloss sie beispielsweise einen so genannten „Vertrag mit dem Volk“ ab, der in einer aufwändigen Inszenierung in Basel präsentiert wurde und daraufhin als Inserat in Zeitungen erschien. Der „Vertrag“ enthielt drei Wahlversprechen der SVP: kein EU-Beitritt, Ausschaffung krimineller Ausländer und weniger Steuern für alle. Aufsehen erregte die SVP auch mit ihrem Wahlkampfmaskottchen, dem Geissbock Zottel. Auch die CVP versuchte, Events vermehrt für den Wahlkampf zu nützen. So führte sie am 13. Oktober ein Fest auf dem Bundesplatz zum Thema „Stopp Arbeitslosigkeit“ durch. Die SP setzte mit „Gipfelanlässen“ zu verschiedenen ihrer Schwerpunktthemen ebenfalls auf diese Strategie. Das Wahllogo der SP in Form des Matterhorns stand in Zusammenhang mit den Gipfelanlässen. Die FDP führte als einzige grosse Partei einen Wahlkampf ohne grosse Events, eine Besonderheit für die FDP war allerdings ihre Imagekampagne mit den „Hop Sviz-Plakaten“, die ein jüngeres, weibliches und urbanes Publikum ansprechen sollten. Ende April präsentierte die FDP diese Wahlplakate, die hüpfende Menschen zeigten. Der rätoromanische Slogan ist eine Übersetzung des Anfeuerungsrufes für schweizerische Nationalteams im Sport. Die Grünen setzten in ihrer Kampagne vor allem auf das Thema Klimaerwärmung, so auch mit ihrem Wahlplakat, das eine schmelzende Glacé mit sich auflösenden Schokoladestücken in Form der Kontinente zeigte.
Wahlhilfen im Internet, vor allem Smartvote, wurden stark genützt. Ein grosser Teil der Kandidierenden für den Nationalrat füllte den Smartvote-Fragebogen zur politischen Positionierung aus. Die Smartvote-Profile der Kandidaten wurden zudem oft in Zeitungen abgebildet.
Im Vergleich zu früheren Jahren wurde der Wahlkampf vermehrt auf der nationalen Bühne geführt. Die Personalisierung des Wahlkampfes war wie bereits 2003 ausgeprägt. Die Bundesräte standen stärker im Mittelpunkt als in früheren Jahren. Insbesondere Christoph Blocher (svp) und Doris Leuthard (cvp) spielten für ihre Parteien eine wichtige Rolle im Wahlkampf. Aber auch Micheline Calmy-Rey (sp) war sehr aktiv. Nur die FDP beteiligte sich an diesem Trend nicht.
Die Bundesratswahlen waren eines der Hauptthemen im Wahlkampf für das Parlament. Die SVP versuchte, mit der gefährdeten Wiederwahl von Christoph Blocher ihre Wähler zu mobilisieren. An einer Delegiertenversammlung Ende Januar bekräftigte sie ihre Strategie, bei einer Abwahl von Bundesrat Blocher oder Bundesrat Schmid in die Opposition zu gehen. Wer anstelle der beiden offiziellen Kandidaten eine Wahl in den Bundesrat annehme, werde aus der SVP-Fraktion ausgeschlossen, so die Ankündigung der SVP. Im August lancierte die SVP eine Inseratekampagne unter dem Motto „Blocher stärken! SVP wählen!“. Die SP machte derweil ihren Anspruch geltend, im Bundesrat eine stärkere Vertretung von Mitte-Links zu erreichen, wobei sie auch die CVP zu diesem Lager zählte. Die SP betonte zudem, dass sie Bundesrat Christoph Blocher nie wählen werde. Dieser müsse durch ein anderes SVP-Mitglied ersetzt werden. Die SP visierte also in erster Linie einen der zwei FDP-Sitze an, den sie mit einem CVP- oder Grünen-Vertreter besetzen wollte. Die CVP, die darauf zunächst zurückhaltend reagierte, begann mit einem zweiten Bundesratssitz zu liebäugeln, als Umfragen zeigten, dass sie die FDP an Stimmenanteilen fast einholen könnte. Auch die Grünen spielten bei den Diskussionen um die Bundesratswahlen mit, indem sie sich die Regierungsbeteiligung grundsätzlich zum Ziel setzten. Sie wollten allerdings ausdrücklich nicht gemeinsam mit Blocher im Bundesrat vertreten sein.
Alle Parteien nützten vermehrt das Internet für den Wahlkampf. So führten SVP und SP einen Blog und die CVP versteigerte Aktivitäten mit ihren Kandidaten auf Ebay. Einige Nationalratskandidaten drehten auch Filme, die über das Internet abrufbar waren. Dennoch wurde das Internet noch nicht zum entscheidenden Medium im Wahlkampf. Viele Kandidaten hatten zwar eine persönliche Internetseite, pflegten diese aber nicht besonders intensiv.
Der Wahlkampf wurde konfrontativ und provokativ geführt und war für schweizerische Verhältnisse ungewohnt hitzig. Das so genannte „Schäfchenplakat“ der SVP, das der Kampagne für die Ausschaffungsinitiative diente und auf dem zu sehen war, wie weisse Schafe ein schwarzes Schaf aus der Schweiz hinauswerfen, erregte besonders grosses Aufsehen. Dieses Plakat der SVP wurde weit herum als rassistisch kritisiert. Der UNO-Sonderberichterstatter zu Rassismus, Doudou Diène, schrieb einen Protestbrief an den Bundesrat. Auch Bundesrätin Micheline Calmy-Rey äusserte sich negativ über die Schäfchenplakate.
Das internationale Interesse am schweizerischen Wahlkampf war gross. In der ausländischen Presse erschienen zahlreiche Artikel. Allerdings fokussierte sich die Berichterstattung auf die Kampagne der SVP und fiel überwiegend negativ aus. So bezeichnete der englische „Independent“ die Schweiz aufgrund der Schäfchenplakate als „Europas Herz der Finsternis“. Über die Krawalle in Bern im Oktober berichtete die „New York Times“ auf der Titelseite.
Mit der „Affäre Roschacher“ und der Diskussion um einen angeblichen Geheimplan gegen Bundesrat Blocher wurde der Wahlkampf dann allerdings noch härter geführt. Auslöser der Affäre war ein Bericht der Geschäftsprüfungskommission des Nationalrates, wonach Bundesrat Blocher die Unabhängigkeit des ehemaligen Bundesanwalts Valentin Roschacher wiederholt missachtet und damit seine Kompetenzen überschritten habe. Eine Subkommission der GPK äusserte ausserdem den Verdacht, Blocher könnte an einem Komplott gegen Roschacher beteiligt gewesen sein. Die SVP dagegen ging von einer Verschwörung der anderen Parteien gegen ihren Bundesrat aus, die Geschäftsprüfungskommission sei zu diesem Zweck instrumentalisiert worden. Eine dringliche Debatte im Nationalrat zur „Affäre Roschacher“ Anfang Oktober geriet zu einem Schlagabtausch zwischen den Parteien.
Erstmals beobachtete auf Einladung des Bundesrates eine Delegation der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) die Wahlen in der Schweiz, verfasste einen Bericht und gab Empfehlungen ab. Die Delegation wollte in erster Linie einen Eindruck gewinnen, wie die Schweizer Wahlen funktionieren und urteilte weitgehend positiv. Sie brachte aber auch Kritik an, so bezeichnete sie die Regelung der Parteienfinanzierung in der Schweiz als mangelhaft.
Auch die Demoskopie erreichte 2007 neue Höhen. Neben dem SRG-Wahlbarometer, das in neun Wellen geführt wurde, gab es zahlreiche weitere Umfragen, vor allem durch Zeitungen. Die NZZ führte zudem eine Wahlbörse, auf der Aktien der Parteien gehandelt werden konnten. Die meisten Prognosen unterschätzten den Zuwachs der SVP und die Verluste der SP. Treffender vorausgesagt wurden die Wähleranteile von CVP, FDP und Grünen.
Mehrere Parteien setzten das klassische Instrument der Volksinitiative für den Wahlkampf ein. Anfang Juli wurde die Ausschaffungsinitiative der SVP lanciert. Diese Initiative machte einen erheblichen Teil des SVP-Wahlkampfes aus. Sie listet Delikte auf, bei deren Begehung das Aufenthaltsrecht für Ausländer verfallen soll. Die SP setzte mit der Lancierung einer Initiative für faire Steuern (Steuerharmonisierungsinitiative) einen Wahlkampfschwerpunkt in der Fiskalpolitik. Die Steuerharmonisierungsinitiative verlangt Mindeststeuersätze für sehr hohe Einkommen und Vermögen in allen Kantonen sowie ein Verbot degressiver Steuersätze. Die Grünen lancierten gemeinsam mit der SP und den Umweltverbänden eine Klimainitiative. CVP und FDP versuchten dagegen nicht, mit Initiativen zu punkten. Die FDP hätte zwar mit ihrer Initiative gegen das Verbandsbeschwerderecht diese Möglichkeit gehabt, setzte diese aber kaum für den Wahlkampf ein. Dies lag vermutlich an der internen Umstrittenheit der Initiative.
Die SVP griff im Wahlkampf wiederholt die Linke an. So präsentierte sie ein „Schwarzbuch“, in dem die rot-grünen Parteien für politische Fehlentwicklungen verantwortlich gemacht wurden. Zudem zeigte sie einen umstrittenen Film, der die Schweiz unter einer SVP-Regierung als Paradies, unter einer linken Regierung dagegen als Hölle darstellt. Auch gegen FDP und CVP grenzte sich die SVP ab und versuchte, sich als einzige echte bürgerliche Partei darzustellen. Die SP führte umgekehrt einen Wahlkampf gegen die SVP und Bundesrat Blocher. Sie stellte die SVP als „Verliererpartei“ dar, die für Privatisierung, Zerstörung der Umwelt, Rentenabbau und Umverteilung von unten nach oben stehe. Die FDP versuchte als Reaktion auf die Konfrontation zwischen SVP und SP, sich als die positiv gestaltende Kraft der schweizerischen Politik darzustellen. Parteipräsident Pelli betonte die wichtige Rolle, welche die FDP für die Erhaltung der Konkordanz spiele und kritisierte den konfrontativen Wahlkampf der anderen Parteien wiederholt.
Insgesamt wurde das bürgerliche und rechte Lager bei den Nationalratswahlen leicht gestärkt (SVP, FDP, CVP, LPS, SD, EDU, Lega) und erreichte einen Stimmenanteil von 63,5% (+0,2 Prozentpunkte). Die Stimmengewinne der SVP waren grösser als die Verluste der FDP, der LP und der kleinen Rechtsparteien zusammen. Das rot-grüne Lager (SP, GPS, PdA, SolidaritéS) wurde gegenüber 2003 mit insgesamt 30,4% Stimmenanteil (2003: 32,5%) um zwei Prozentpunkte schwächer. Das Ergebnis von 2007 ist für das gesamte rot-grüne Lager (ohne Grünliberale) aber immerhin das Zweitbeste seit 1971, nur 2003 war die Linke noch erfolgreicher gewesen. Die Gesamtstärke der beiden Lager, linksgrün und bürgerlich, blieb im Vergleich zu 2003 ähnlich, Bewegungen gab es dagegen innerhalb der Blöcke, vor allem von der FDP zur SVP und von der SP zu den Grünen. Betrachtet man die verschiedenen Sprachregionen, so zeigen sich grosse Unterschiede beim Erfolg der politischen Lager: Während in der Deutschschweiz und im Tessin die bürgerlichen und rechten Parteien gewannen, waren sie in der französischsprachigen Schweiz mit 57,2% Wähleranteil so erfolglos wie noch nie in den letzten 36 Jahren. Umgekehrt erzielten die linken Parteien ein ausgezeichnetes Ergebnis in der Romandie, während sie in der Deutschschweiz und im Tessin Verluste hinnehmen mussten. Dieser Kontrast zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin einerseits und der Romandie andererseits hatte sich bereits 2003 auf ähnliche Weise gezeigt.
Bei den kleineren Parteien zogen die auf nationaler Ebene neu gegründeten Grünliberalen mit 1,4% nationalem Wähleranteil auf Anhieb mit drei Mandaten, die sie alle im Kanton Zürich gewannen, in die grosse Kammer ein. Federn lassen mussten dagegen die anderen kleinen Parteien. Die EVP verlor ihren aargauischen Nationalratssitz und erreichte noch zwei Sitze, dies bei einem Wähleranteil von 2,4%. Die CSP erreichte wie 2003 einen Sitz im Nationalrat mit Hugo Fasel im Kanton Freiburg. Ihre gesamtschweizerische Parteistärke lag bei 0,4%. Die LP schaffte es nicht, die in den vergangenen Wahlen verlorenen Sitze zurückzuerobern, sie erreichte mit einem Wähleranteil von 1,9% nur 4 Mandate. Das Ergebnis von 2007 war das schlechteste, das sie in den letzten sechzig Jahren hatte hinnehmen müssen. Auf der linken Seite des Parteienspektrums verlor die PdA einen ihrer zwei Sitze, ihre nationale Parteistärke lag bei 0,7%. Gewählt wurde nur noch Huguenin (VD), die allerdings zugunsten von Zisyadis (VD) auf ihren Sitz verzichtete. Der einzige Vertreter von Solidarités (0,4% Wähleranteil), Pierre Vanek (GE), wurde abgewählt. Die kleinen rechten Oppositionsparteien schnitten schlecht ab. So verlor die EDU einen Sitz, den von Markus Wäfler im Kanton Zürich, und hat damit mit Christian Waber (BE) nur noch einen Vertreter im Nationalrat. Der Stimmenanteil der EDU lag bei 1,3%. Die Schweizer Demokraten mussten gar den Verlust ihres letzten Nationalratssitzes (Hess, BE) hinnehmen. Nach einem kontinuierlichen Niedergang erzielten sie mit 0,5% Wähleranteil das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Die FPS, die 2003 keine Vertretung im Nationalrat mehr erreicht hatte, blieb auch 2007 erfolglos. Die Lega erreichte trotz eines höheren Wähleranteils als 2003 (0,6% statt 0,4%) keine zusätzlichen Sitze und schickt weiterhin einen Vertreter, Attilio Bignasca, nach Bern.
Die Nationalratswahlen waren geprägt durch das erneute Zulegen der SVP von 26,7% (2003) auf 28,9%, dies ist der höchste je von einer Partei erreichte Stimmenanteil seit der Einführung des Proporz. Die SVP eroberte 62 Mandate (+7) im Nationalrat, so viele wie FDP und CVP zusammen. Der Vorsprung der SVP auf die SP wuchs auf fast zehn Prozentpunkte an. Die SVP ist damit zur eindeutig stärksten Kraft in der schweizerischen Politik geworden. Die SP dagegen brach ein und erzielte mit 19,5% Wähleranteil (2003: 23,3%) ein schlechtes Ergebnis, nur 1987 und 1991 hatte sie einen noch tieferen Wähleranteil gehabt. Sie wurde in 15 Kantonen gegenüber 2003 schwächer und verlor 9 Mandate im Nationalrat. Den Sozialdemokraten schadeten wahrscheinlich die gute Konjunktur sowie die Prominenz des Themas Klimawandel. Die Popularität dieses Themas nützte dagegen den Grünen, welche auf Kosten der SP Wählerstimmen gewinnen konnten. Die Grüne Partei war die zweite Siegerin der Nationalratswahlen, sie erreichte einen Wähleranteil von 9,6% (2003: 7,4%). Sie gewann damit 7 Mandate im Nationalrat hinzu. Der Wähleranteil der Grünen Partei ist der höchste, den eine kleine Partei je erreicht hat. Die FDP verlor zum siebten Mal in Folge an Wähleranteilen und erzielte mit 15,8% das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. In 13 Kantonen hatte die FDP Verluste an Wähleranteilen hinzunehmen. Sie verlor 5 Sitze im Nationalrat. Nur gut ein Prozentpunkt trennte die Freisinnigen von der CVP, die ihren Wähleranteil bei 14,5% (2003: 14,4%) stabilisieren konnte und drei zusätzliche Mandate im Nationalrat gewann. FDP und CVP lagen damit so nahe beieinander wie noch nie seit 1975. Das Wahlergebnis der CVP wurde allerdings getrübt durch zwei knappe Sitzverluste: Im Jura gewann überraschend ein SVP-Kandidat den bisherigen CVP-Sitz, ebenso in Obwalden, wo der CVP-Kandidat durch einen Parteilosen konkurrenziert worden war, so dass der SVP-Kandidat von Rotz als lachender Dritter das Rennen machen konnte.