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Rückblick auf die 51. Legislatur: Kantonale Wahlen

Autorinnen und Autoren: Mathias Buchwalder, Elia Heer, Diane Porcellana, Catalina Schmid und Marlène Gerber

Stand: 17.08.2023

Die «grüne Welle» sowie die Steigerung des Frauenanteils in der Legislative bei den eidgenössischen Wahlen 2019 liessen sich in der Folge zumindest teilweise auch bei den kantonalen Parlamentswahlen der 51. Legislatur beobachten. Bei allen im Jahr 2020 stattfindenden Wahlen in kantonale Parlamente gewannen sowohl die Grünen als auch die Grünliberalen überall Wähleranteile hinzu. Bei den vier kantonalen Parlamentswahlen im Jahr 2021 zeigte sich ein ähnliches Bild – mit Ausnahme für die Grünliberalen im Kanton Wallis, wo diese zum ersten Mal antraten und die Eintrittshürde in den Grossen Rat verpassten. Während sich die Erfolgswelle für die Grünliberalen auch im Jahr 2022 und 2023 in gewissem Masse fortsetzte, stoppte der positive Trend der Grünen im Jahr 2022, was sich auch im Jahr 2023 bestätigte.

Über die gesamte Legislatur gemessen gehörten die Grünen und die Grünliberalen jedoch auch bei den kantonalen Parlamentswahlen zu den grossen Gewinnerinnen (+42 respektive +59 Mandate). Während die SVP eine kleinere Anzahl Sitze gewann (+10 Mandate), zählten die SP (-39 Mandate), die FDP (-47 Mandate) und auch die während der Legislatur aus der BDP und CVP hervorgegangene Mitte (-43 Mandate) zu den Verliererinnen der kantonalen Wahlen während der 51. Legislatur. Für einzelne dieser Parteien zeichnete sich jedoch bei den kantonalen Parlamentswahlen im Jahr 2023 eine mögliche Trendwende ab: So ging die SVP sowohl aus den Parlamentswahlen im Kanton Luzern als auch aus denjenigen im Kanton Genf und Tessin als Gewinnerin hervor, gleiches gelang der Mitte in Zürich und Basel-Landschaft. Ebenfalls schwächte sich der Abwärtstrend der SP gegen Ende der 51. Legislatur ab; bei den kantonalen Parlamentswahlen 2023 stagnierte der Wähleranteil der Sozialdemokratinnen und -demokraten überwiegend.

Im Schnitt stieg der Frauenanteil in kantonalen Parlamenten auch auf kantonaler Ebene an, wenn auch in geringerem Ausmass als auf eidgenössischer Ebene, wo sich der Frauenanteil im Nationalrat um 10 Prozentpunkte erhöht hatte (2015: 32%; 2019: 42%). Über alle Kantone gesehen steigerte sich der Frauenanteil in kantonalen Parlamenten im Vergleich zu den vorletzten Wahlen um gut 4 Prozentpunkte (2015-2019: 29.2%; 2020-2023: 33.5%). Im Unterschied zu der Wählergunst für die Grünen lässt sich hier jedoch mit zunehmender Distanz von der im Jahr 2019 beobachteten Virulenz des Klima- und Frauenthemas (letzteres insbesondere in Zusammenhang mit dem Frauenstreik) kein über die Zeit abflauender Trend beobachten. Allerdings kam es einzig im Jahr 2023 in keinem Kanton zu einem sprunghaften Anstieg des Frauenanteils, vorher war dies im Kanton Basel-Stadt (2020: +11.0 Prozentpunkte, neu 42% Frauenanteil), im Kanton Wallis (2021: +15.4 Prozentpunkte, neu 34.6%), im Kanton Graubünden (2022: +11.7 Prozentpunkte, neu 33.3%) und im Kanton Neuenburg (2021: +24.1 Prozentpunkte, neu 58%) der Fall. Somit ging Neuenburg genau 50 Jahre nach Einführung des eidgenössischen Frauenstimmrechts als erster Kanton mit einer Frauenmehrheit im Parlament in die Schweizer Geschichte ein. Nicht in jedem Kanton führten die kantonalen Parlamentswahlen hingegen zu einer egalitäreren Vertretung der Geschlechter: Während sechs Kantone einen rückläufigen Frauenanteil verzeichneten (AG, AI, BL, OW, TI, SZ), stagnierte der Frauenanteil im Kanton Jura bei 25 Prozent. Den tiefsten Frauenanteil in einem Kantonsparlament registriert momentan der Kanton Schwyz mit 9 Prozent.

Nicht mehr ein Einzelfall waren hingegen kantonale Exekutiven mit Frauenmehrheiten. Dies traf in der aktuellen Legislatur auf vier Kantone zu (GE und ZH: je 57.1%, SO: 60%, VD: 71.4%). Auf der anderen Seite fand sich in den während derselben Zeitspanne neu gewählten Kantonsregierungen von Aargau, Uri und Wallis keine einzige Frau. Kantonsübergreifend zeigte sich jedoch bezüglich der Frauenvertretung in kantonalen Exekutiven ein klar ansteigender Trend (2015–2019: 24.7%; 2020–2023: 31.2%). In 12 Kantonen erhöhte sich die Frauenvertretung – am deutlichsten im Kanton Luzern von 0 auf 40 Prozent –, während sie in weiteren 11 Kantonen stagnierte und in 3 rückläufig war.

Weit weniger Bewegungen gab es bezüglich der Mandatsverteilung nach Parteien in den kantonalen Exekutiven. Hervorzuheben ist, dass es der GLP in den vergangenen vier Jahren erstmals gelang, Sitze in verschiedenen kantonalen Regierungen zu sichern – so geschehen im Kanton Basel-Stadt und in Nidwalden. Über alle Kantone und 154 Mandate hinweg verlor die FDP in den letzten vier Jahren insgesamt 3 ihrer vorgängig 39 Mandate (neu 36 Mandate; je -1 in BS, NW, OW, UR und SH; je +1 in NE und SO) und die Mitte/CVP deren 2 (neu 39 Mandate; je +1 in AI, OW und VD; je -1 in FR, SO, VS, GL und JU, die letzten beiden bei Ersatzwahlen). Neben der GLP gewann auch die SVP zwei Mandate hinzu (neu 26 Mandate; +1 in FR, UR und VS, -1 in BL), während sowohl die Grünen (7 Mandate; +1 FR, -1 BS) als auch die SP (30 Mandate; +1 LU und SH sowie bei den Ersatzwahlen in GL und JU, -1 FR, NE, VD, ZH, Letzteres aufgrund Parteiaustritt) ihre bisherige Anzahl Mandate halten konnten.


Zusammenfassung der kantonalen und kommunalen Wahlen
2020
2021
2022

Rückblick auf die 51. Legislatur: Kantonale Wahlen
Dossier: Rétrospective sur la 51e législature

Bei den Ständeratswahlen 2023 im Kanton Solothurn kam es nach 12-jähriger Dominanz des Duos Roberto Zanetti (sp) und Pirmin Bischof (mitte) zu einer Rochade, da Roberto Zanetti seinen Rücktritt aus der Politik angekündigt hatte. Pirmin Bischof – medial als «politisches Schwergewicht» bezeichnet und seit 2007 in der nationalen Politik tätig – trat ein weiteres Mal an und wurde von seiner Partei problemlos nominiert. Seine Nicht-Wiederwahl in den Ständerat wurde in den Medien dann auch als sehr unwahrscheinlich taxiert.

Zusammen mit Pirmin Bischof kandidierten sechs Personen für einen Solothurner Sitz im Ständerat. Um den Sitz im Stöckli zu verteidigen, schickte die SP ihre ehemalige Parteipräsidentin und seit 2019 amtierende Nationalrätin Franziska Roth ins Rennen. Roth erlangte 2022 nationale Bekanntheit, als sie sich vor dem Hintergrund der russischen Invasion in der Ukraine als Mitglied der SiK-NR öffentlich konträr zur Parteiposition gegen eine militärische Abrüstung ausgesprochen hatte und dafür parteiintern kritisiert worden war. Roth kandidierte als einzige Frau für die kleine Kammer und liess sich gleichzeitig auch für den Nationalrat aufstellen.
Nach 12 Jahren ohne Ständeratsmandat schielte die FDP als wählerstärkste Partei im Kanton auf den freiwerdenden Sitz und nominierte ihren bekannten Regierungsrat Remo Ankli. Dieser Entscheid führte aus zweierlei Gründen zu politischen und medialen Diskussionen: Einerseits war Ankli der erste Solothurner Exekutivpolitiker seit 60 Jahren, der sich für ein Legislativamt auf Bundesebene bewarb. Dies führte zu Debatten über einen möglicherweise unfairen Wahlkampf, da er als Amtsträger diverse öffentliche Auftritte wahrnehmen könne und somit im Vorteil sei, was Ankli jedoch klar verneinte. Andererseits gestaltete sich der Termin einer allfälligen Ersatz-Regierungsratswahl bei einer Ständeratswahl von Ankli als schwierig. So monierte beispielsweise die Mitte-Partei – mit Ambitionen auf den möglicherweise frei werdenden FDP-Regierungsratssitz –, die Zeit zwischen dem 2. Ständeratswahlgang (19. November 2023) und einer potenziellen Regierungsrats-Ersatzwahl (21. Januar 2024) sei zu kurz, um einen seriösen Wahlkampf zu führen und Kandidaturen aufzubauen. Eine entsprechende Anfrage der Mitte für eine Verschiebung des potenziellen Wahltermins wurde jedoch von der Regierung abschlägig beantwortet.
Nachdem der Parteipräsident und amtierende SVP-Nationalrat Christian Imark 2019 im Kampf um einen Sitz im Ständerat im zweiten Wahlgang gegen Zanetti noch das Nachsehen gehabt hatte, versuchte er es dieses Mal erneut mit einer Kandidatur. Imark, der einst mit 19 Jahren zum jüngsten Kantonsparlamentarier in der Geschichte Solothurns gewählt worden war und mit seinem Engagement gegen das CO2-Gesetz nationale Bekanntheit erlangt hatte, strebte erneut den erstmaligen Einzug der Solothurner SVP in den Ständerat an. Imark kandidierte parallel zum Ständeratsmandat auch für den Nationalrat.
Die Grünen schickten nach 2019 erneut ihren ehemaligen Parteipräsidenten und amtierenden Nationalrat Felix Wettstein ins Rennen um einen Ständeratssitz, ebenfalls bei gleichzeitiger Kandidatur für den Nationalrat.
Die Grünliberalen nominierten als sechsten Ständeratskandidierenden den Breitenbacher Gemeindepräsidenten Dieter Künzli. Dies wurde insofern als aussergewöhnlich taxiert, da Künzli kantonalpolitisch als weitgehend unbekannt galt, bis Ende 2022 noch Mitglied der FDP gewesen war und als Grund für den Wechsel Differenzen in der Umweltpolitik geltend gemacht hatte.

Im Vorfeld des ersten Wahlganges sahen Umfragen den Sitz von Pirmin Bischof als ungefährdet und Remo Ankli deutlich in der Favoritenrolle für den freigewordenen zweiten Sitz, gefolgt von Christian Imark und Franziska Roth. Dieter Künzli und Felix Wettstein wurden zu diesem Zeitpunkt nur wenig Chancen im ersten Wahlgang und auf einen allfälligen zweiten Durchgang zugerechnet. Am Wahlsonntag sorgte dann das Resultat doch für Überraschungen. Nach Pirmin Bischof, der mit 46'086 Stimmen das absolute Mehr von 43'160 Stimmen übertraf und somit bereits im ersten Wahlgang im Amt bestätigt wurde, folgte auf dem zweiten Platz SP-Kandidatin Roth (30'602), dicht gefolgt von Christian Imark (29'176). Erst auf dem vierten Platz rangierte FDP-Regierungsrat Ankli mit 25'585 Stimmen vor Wettstein (14'394) und Künzli (8'701). Während die Resultate von Roth und Imark als Achtungserfolge gewertet wurden, wurde der vierte Platz von Ankli als herbe Enttäuschung – medial sogar als «Anklis Desaster» – bezeichnet.

Remo Ankli zog daraufhin die Konsequenzen und verkündete zwei Tage später vor versammelter Partei seinen Rückzug aus dem Rennen. Ihm gleich taten es Wettstein und Künzli, von welchen beide Parteien anschliessend Franziska Roth zur Wahl im zweiten Durchgang empfahlen. Für grosse mediale und auch parteiinterne Diskussionen sorgte der Entscheid der FDP, eine Wahlempfehlung für Christian Imark auszusprechen. Anders als in anderen Kantonen hatte sich die Solothurner FDP gegenüber der SVP in den letzten Jahren sowohl ideell als auch in der praktischen Zusammenarbeit bei Wahlen auf Distanz gehalten. Die Wahlempfehlung für Imark stellte also eine Zäsur dar, was medial besonders von einigen bekannten FDP-Parteiexponentinnen und -exponenten – wie beispielsweise Kurt Fluri (fdp, SO) – harsch kritisiert wurde. Nachdem die Mitte-Partei ihr Ständeratsmandat bereits im ersten Wahlgang auf sicher hatte, entschied sie sich im zweiten Wahlgang für Stimmfreigabe. Die fehlende Unterstützung ihres Kandidaten durch die Mitte stiess der SVP wie schon 2019 sauer auf und hatte öffentlich den Vorwurf zur Folge, die Mitte unterstütze damit die Linke. Der Ausgang des 2. Wahlgangs wurde mit Aussicht auf ein knappes Rennen zwischen Christian Imark und Franziska Roth mit Spannung erwartet. Roth betonte dabei – wie bereits während des ganzen Wahlkampfes – die Bedeutung der sogenannten geteilten Standesstimme, also eine Vertretung im Ständerat sowohl von Rechts-Bürgerlich als auch von Links. Imark hielt dem das Ziel einer ungeteilten Standesstimme, also einer rechtsbürgerlichen Doppelvertretung, entgegen.
Am 19. November holte Franziska Roth mit 43'668 Stimmen den zweiten Solothurner Ständeratssitz und distanzierte Christian Imark (35'904) mit rund 8'000 Stimmen deutlicher als erwartet. Die Wahlbeteiligung sank gegenüber dem ersten Wahlgang (47.48%) um rund 3 Prozentpunkte auf 44.12%. Für Franziska Roth, die bei den Nationalratswahlen bereits bestätigt worden war, rutschte Kantonsrätin Farah Rumy in die grosse Kammer nach.

Ständeratswahlen 2023 – Solothurn
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

En 2023, à l'occasion des élections fédérales, 7 candidat.e.s ont convoités les deux sièges fribourgeois au Conseil des Etats. Les deux sénatrices en poste, Isabelle Chassot (centre) et Johanna Gapany (plr), étaient cependant favorites. À gauche, Alizée Rey, (ps) et Gerhard Andrey (vert-e-s) étaient candidat.e.s. Pierre-André Page de l'UDC, Leonardo Gomez Mariaca (pvl) et Flavio Guido (pacte citoyen) ont complété le tableau.
Dans les médias, les candidat.e.s ont évoqué les raisons pour lesquelles ils se sont présenté.e.s. Pour l'UDC suisse, une meilleure représentation du parti au Conseil des Etats était nécessaire. De plus, la section fribourgeoise a souhaité «offrir une alternative à la gauche pastèque et au centre mollasson», d'après le président du parti fribourgeois Christophe Blaumann, en présentant, avec Pierre-André Page, le deuxième parlementaire le plus conservateur du pays pour briguer le Conseil des Etats. La socialiste Alizée Rey, conseillère communale à Villars-sur-Glâne, a souhaité porter la voix de la gauche fribourgeoise, sous-représentée au Conseil des Etats, en récupérant le siège que les socialistes avaient perdu en 2021, lors du départ de Christian Levrat (ps, FR) pour la Poste. Le vert Singinois Gerhard Andrey a espéré être le porte-parole de la minorité alémanique du canton à Berne, affirmant que «Fribourg est multicolore». Pour le vert-libéral de 25 ans, Leonardo Gomez Mariaca, il a été question de défendre les points sur lesquels les Vert'libéraux sont en désaccord avec le PLR et le Centre à l'échelle nationale. Quant à Flavio Guido, le marlinois du pacte citoyen, il estime que remédier aux lobbys est important. La sortante centriste Isabelle Chassot, a avancé que «la polarisation est un risque majeur pour notre société. [...] Nous avons besoin de gens qui disent davantage nous que je». Finalement, Johanna Gapany a souhaité rempiler car: «Pendant quatre ans, j'ai tout donné et fait en sorte d'avoir un bilan solide. Le matin, je sais pour qui je me lève, à savoir pour défendre les intérêts des Fribourgeois.»
La gauche – le PS, les Vert-e-s et le Centre-gauche-PCS – a établi un pacte, stipulant que seul le ou la candidat.e qui récolte le plus de suffrages se présenterait au deuxième tour. La droite a quant à elle refusé d'inclure l'UDC dans une alliance au niveau fédéral, contrairement à la stratégie des dernières élections cantonales qui avait permis à la droite de récupérer 5 sièges sur 7 au gouvernement fribourgeois. Les enjeux nationaux ont été évoqués pour justifier cette décision. Ainsi, seuls le Centre, le PVL et le PEV se sont alliés.
A l’issue du premier tour, «la reine Isabelle», comme désignée par Le Temps, s'est retrouvée loin devant avec 34'838 voix, suivie par Johanna Gapany (27'989), Pierre-André Page (27'280) et Alizée Rey (22'634). Personne n'a cependant récolté la majorité absolue, peu surprenant au vu du nombre de candidat.e.s. Alors que Le Temps avait envisagé une course entre la PLR Bulloise et le vert Singinois, les suffrages et l'alliance de la gauche en ont décidé autrement. Gerhard Andrey (21'150) n'aurait pas récolté autant de voix qu'espérées en Singine. Par conséquent, comme stipulé par l'alliance de gauche, seule Alizée Rey a représenté les couleurs rose-vertes au deuxième tour. Leonardo Gomez Mariaca et Flavio Guido ont quant à eux récolté moins de 5 pour cent des voix. Comme seuls quatre candidat.e.s peuvent prétendre au deuxième tour, ils ont été éliminés. Le deuxième tour s'annonçait délicat pour la droite si Pierre-André Page décidait de rester dans la course, ce que son parti et l'électorat auraient souhaité. En effet, faute d'alliance générale à droite, l'agrarien aurait pu diviser les voix de la droite et ouvrir une brèche à Alizée Rey. C'est pourquoi le Glânois a finalement décidé de se retirer et de renforcer les chances d'une alliance bourgeoise pour les élections cantonales de 2026, conduisant à un deuxième tour entièrement féminin.
Le 12 novembre, à l'occasion de ce deuxième tour, la réélection d'Isabelle Chassot et de Johanna Gapany a marqué le statu quo. Elles ont respectivement récolté 38'161 et 30'538 suffrages. Jusque dans l'après-midi, la Gruérienne a gardé une avance d'environ 3'000 suffrages sur Alizée Rey. Cependant, après l'annonce des scores dans les régions urbaines, la socialiste a frôlé l'exploit. Finalement, elle s'est placée juste derrière la bourgeoise avec 914 voix de moins. «Mon résultat prouve bien que la députation fribourgeoise à Berne ne convient pas à la population. Il manquera, quatre ans de plus, la voix sociale» a affirmé Alizée Rey. Les analyses ont montré que cette dernière n'avait pas réussi à convaincre au-delà des villes, contrairement à la centriste Isabelle Chassot qui a su persuader à gauche et à droite tout comme dans les milieux ruraux et urbains. De plus, le dire populaire affirmant que la Gruyère soutient les siens a été rectifié suite au résultat de vote en ville de Bulle, où Johanna Gapany a siégé au conseil communal. Le chef-lieu gruérien a comptabilisé plus de suffrages pour la socialiste que pour la libérale radicale. Stéphane Baechler, président de la section PLR gruérienne, et La Liberté ont mis ceci sur le compte du développement de la ville fribourgeoise.
En tout et pour tout, un duo aux couleurs orange et rouge occupant les sièges fribourgeois au Conseil des Etats semble être inscrit dans le passé, avec moins de 12 pour cent des suffrages soutenant cette combinaison. Aussi, Christophe Blaumann a concédé que la décision de Pierre-André Page était la bonne pour l'avenir de la droite à la chambre haute.
Du point de vue des campagnes de communication, Johanna Gapany a annoncé le plus gros budget de campagne avec CHF 118'580 à disposition. Les dépenses liées aux campagnes fribourgeoises pour le Conseil national et le Conseil des Etats confondues se sont élevées à quelques CHF 2 millions. Ces chiffres sont fournis par les partis depuis que l'initiative cantonale sur la transparence a été acceptée et que la loi est entrée en vigueur en janvier 2021.

Election Conseil des Etats 2023 – Fribourg
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Dans le canton de Neuchâtel, treize personnes, dont cinq femmes, briguaient un siège au Conseil des Etats lors des élections fédérales de 2023. Parmi celles-ci figuraient les deux sortant.e.s, l'écologiste Céline Vara et le libéral-radical Philippe Bauer. Elue surprise en 2019, Céline Vara avait alors dérobé aux socialistes le siège qu'ils occupaient depuis 1999, surfant sur la vague verte nationale. Alors, lorsque le conseiller national Baptiste Hurni (ps) a annoncé sa candidature pour les Etats, beaucoup y ont vu une charge frontale contre le siège de Céline Vara. Il est vrai que l'autre siège, détenu par le PLR depuis 2007, semblait solide, d'autant plus que Philippe Bauer, en une législature à la chambre haute, s'était affirmé comme une figure importante, en faisant partie de la délégation enquêtant sur l'affaire Crypto, en présidant le groupe de travail chargé de faire la lumière sur les fuites au sein du département d'Alain Berset, ou encore en figurant parmi les candidats pour intégrer la commission d'enquête parlementaire travaillant sur la reprise du Credit Suisse par UBS. Ainsi, le journal Le Temps a, durant la campagne, qualifié l'avocat libéral-radical d'«intouchable», dont la réélection s'annonçait aisée.
Pourtant, Baptiste Hurni s'est défendu d'attaquer qui que ce soit: «comme cette élection se joue à la proportionnelle, en un tour et sans apparentement, tout le monde est contre tout le monde», a-t-il argumenté (Neuchâtel et le Jura sont les deux seuls cantons qui ne connaissent pas un système majoritaire pour l'élection au Conseil des Etats). Le parti socialiste a d'ailleurs tendu la main aux Vert.e.s afin de présenter une liste commune Vara/Hurni. En effet, selon Baptiste Hurni, une alliance aurait permis d'assurer un siège à la gauche, voire d'en obtenir deux, alors qu'existait le risque d'une double victoire de la droite en cas de campagnes séparées.
Cette proposition a finalement été refusée par les Vert.e.s, qui ont considéré irréaliste l'espoir de conquérir deux sièges à gauche. Jugeant «qu'il serait plus judicieux que les socialistes ne s'en prennent pas à leur allié», Céline Vara a misé sur son bilan pour convaincre la population de la reconduire à son poste de sénatrice. En quatre ans à la chambre haute, l'avocate s'est démarquée avec son engagement pour la redéfinition du viol dans le Code pénal, révision adoptée par le Parlement, tout comme sa motion exigeant que l'armée réduise son impact environnemental. Bien qu'elle soit reconnue pour sa capacité de communication, son franc-parler ne lui a pas valu que des amitiés, notamment durant la campagne concernant l'initiative sur les pesticides de synthèse en 2021. Sur la liste écologiste, elle a été accompagné par le conseiller national Fabien Fivaz, également candidat à sa réélection à la chambre basse.
Considéré donc comme le challenger le plus sérieux, Baptiste Hurni avait lui aussi de sérieux arguments à faire valoir. Elu à Berne depuis 2019, vice-président de la Fédération suisse des patients et très actif sur le front de la santé, membre du comité de l'Asloca: des fonctions et un engagement qui ont apporté à l'avocat (lui aussi) une notoriété politique et médiatique faisant de lui un candidat très crédible pour récupérer le siège occupé par le PS entre 1999 et 2019, selon la presse. Des voix critiques se sont cependant élevées contre sa candidature masculine, qui pouvait pousser une femme hors d'un Conseil des Etats n'en comptant déjà pas énormément. Sur la liste socialiste, il était accompagné par Théo Huguenin-Elie, conseiller communal à la Chaux-de-Fonds.
Du côté du PLR, la députée au Grand Conseil Pascale Leutwiler a été désignée comme colistière de Philippe Bauer. De l'avis général, c'était donc une bagarre entre les trois avocat.e.s Bauer, Vara et Hurni qui se profilait, avec une bonne longueur d'avance pour le premier nommé. Malgré cette constellation ne laissant que peu d'opportunités aux autres formations politiques, quatre listes supplémentaires ont été déposées. Elles provenaient des rangs de l'UDC, du POP (avec notamment le conseiller national Denis de la Reussille), du parti vert'libéral et du parti fédéraliste européen. Il y avait cinq candidatures et trois listes de plus en 2019.
Le jour de l'élection, c'est finalement le scénario considéré comme improbable qui s'est réalisé. Les résultats de la ville de Neuchâtel, arrivés en fin d'après-midi, ont permis à Baptiste Hurni et Céline Vara de passer devant Philippe Bauer et d'éjecter ce dernier de son siège sous la Coupole fédérale. Le résultat final était serré: le PS a récolté 23.47 pour cent des suffrages, avec 13'914 voix pour Hurni. Les Vert-e-s ont glâné 22.68 pour cent des voix (12'167 voix pour Céline Vara), alors que le PLR a obtenu un score de 21.38 pour cent (11'900 voix pour Bauer). Parmi les autres listes, l'UDC a récolté 15.64 pour cent des voix, le POP 10.62 pour cent, le PVL 5.98 pour cent et le PFE 0.31 pour cent.
A l'heure des analyses, Philippe Bauer a regretté un probable manque de mobilisation, «à force de dire que le siège était acquis». Dans le même ordre d'idées, le journal ArcInfo a fait remarqué que le duel de gauche a attiré davantage l'attention, au point finalement de déborder le PLR. Finalement, la personnalité clivante du «très à droite et très libéral» Philippe Bauer aurait heurté l'électorat modéré. Même dans un système majoritaire, les candidatures de gauche auraient passé la rampe. Le résultat neuchâtelois va donc à l'encontre des tendances nationales, avec des écologistes en difficulté et le PLR qui a progressé aux Etats. A l'aube de la nouvelle législature, le duo rose-vert devra convaincre, comme l'a souligné Baptiste Hurni: «il va falloir bosser pour répondre aux attentes de la population neuchâteloise, qui nous a montrés aujourd’hui qu’elle a peur pour son pouvoir d’achat». La participation s'est élevée à 35.71 pour cent.

Election Conseil des Etats 2023 – Neuchâtel
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Le Canton de Fribourg a élu ses députés au Conseil national pour les quatre prochaines années lors des élections fédérales de 2023. Un total de 141 candidat.e.s, dont 51 femmes, se sont répartis sur 22 listes et ont visé les 7 sièges fribourgeois à la chambre basse. 6 sortant.e.s étaient sur la ligne de départ; seul Jacques Bourgeois (plr, FR), qui représentait la population fribourgeoise à Berne depuis 2007, n'a pas cherché à obtenir un nouveau mandat.
Les partis se sont fixés différents objectifs pour ces nouvelles élections. L'UDC a souhaité récupérer son deuxième siège perdu en 2019 au profit des Vert-e-s, les autres partis ont espéré maintenir l'équilibre actuel (2 centristes, 2 socialistes, 1 PLR, 1 Vert-e-s, 1 UDC). Alors que le Centre a affirmé qu'aucun siège en particulier n'était visé, la place de Gerhard Andrey au Conseil national a semblé être en difficulté. En effet, avec une liste verte affichant des personnalités peu connues, il était possible que le Singinois ne récolte pas assez de voix pour conserver son siège. De plus, avec l'augmentation des coûts de la santé, les débats autour des retraites ou encore les discussions visant l’approvisionnement énergétique, il était prédit que les priorités écologiques de la population suisse – vu comme principale raison pour la «vague verte» et le succès de Gerhard Andrey en 2019 – passeraient au deuxième plan des préoccupations. Le PLR, était quant à lui, le seul parti sans sortant.e.s en lice, comme Jacques Bourgeois ne se représentait pas. Les prédictions pour sa remplaçante pointaient vers la Bulloise d'adoption Nadine Gobet, première des viennent ensuite en 2015 et 2019.
L'UDC et Le Centre ont marqué les esprits avec de nombreuses sous-listes. Pour ce premier, ce sont les jeunes répartis par régions qui les constituaient. Un total de 4 listes avec 28 candidat.e.s étaient dans la course. Le Centre a lui créé des listes mélangeant les catégories d'âge, d'où leurs noms: «générations». Les centristes Fribourgeois ont, au total, présenté 5 listes complètes.
Deux alliances ont été formées. La première entre Le Centre, le parti évangélique (PEV) et le PVL. La seconde entre Les Vert-e-s, le PS et le Centre-gauche-PCS. Une alliance globale à droite, comme établie pour les élections cantonales de 2021, a été abandonnée suite à l'annonce des différentes stratégies nationales. Ceci a été d'importance pour les débats qui ont entouré le second tour au Conseil des Etats.
Les élections ont vu des débats se profiler au sein des partis. Pour l'UDC, savoir qui prendrait la place de Pierre-André Page au Conseil national en cas d'élection de ce dernier au Conseil des Etats était central. De plus il était possible que les agrariens se voient accorder un second siège au conseil national. Deux candidats sont sortis du lot: Nicolas Kolly, sarinois de famille paysanne et siégeant au Grand Conseil fribourgeois, et Flavio Bortoluzzi, lacois qui avait pris la troisième place sur la liste de son parti lors des élections de 2019. Chez les PLR, Claude Brodard, président de la commission des finances et de gestion du Grand Conseil fribourgeois était susceptible de faire de l'ombre à la Gruérienne Nadine Gobet. Pour la gauche et Le Centre, le risque consistait plus à perdre des sièges, plutôt que la concurrence au sein du parti, relativement aux discussions dans les médias. Ainsi, si tout se passait comme prévu, les centristes Marie-France Roth Pasquier et Christine Bulliard-Marbach, les socialistes Valérie Piller Carrard et Ursula Schneider Schüttel ainsi que le vert Gerhard Andrey se fraieraient un chemin vers la coupole fédérale.
Certain.e.s candidat.e.s avaient un porte-monnaie plus rempli que d'autres. Ainsi, les centristes Marie-France Roth Pasquier et Christine Bulliard-Marbach ont pris la tête du classement des dépenses pour la campagne au Conseil national avec respectivement CHF 97'100 et CHF 90'000 de budget. Elles étaient suivies par les libéraux-radicaux Nadine Gobet (CHF 85'000) et Claude Brodard (CHF 70'000) ainsi que l'UDC Pierre-André Page (CHF 46'699). Le Centre a été le parti affichant le plus gros budget avec CHF 250'000 en mains. Le PS n'a déclaré qu'un seul candidat – Grégoire Kubski – qui a dépassé la barre des CHF 10'000 de budget personnel, dû à une récolte de dons organisée par le candidat. En tout et pour tout, les budgets fribourgeois pour les élections fédérales s'élevaient à quelques CHF 2 millions pour les deux Conseils.
Quelques scandales ont éclaté dans le cadre des élections. D'une part, Claude Brodard a été accusé d'avoir utilisé des carnets d'adresse de l'UPF pour persuader des familles paysannes de voter en sa faveur, ce que le libéral-radical a démenti. D'autre part, un jeune vert-libéral s'est vu contraint de retirer son nom de la liste, après avoir retourné un journal UDC traitant de l'initiative «NON à une Suisse à 10 millions d’habitants ! » à l'adresse du parti cantonal fribourgeois dans une enveloppe contenant de la farine.
Le jour des élections, l'UDC est sortie victorieuse en récupérant son siège perdu en 2019. Avec 25.9 pour cent des suffrages, il a gagné +5.8 points de pourcentage. Ainsi, Pierre-André Page (31'145 voix) et Nicolas Kolly (23'307 voix) siégeront sous la Coupole fédérale durant les quatre prochaines législatures. Deuxième mieux élue, Valérie Piller Carrard (24'923 voix) représentera le parti socialiste toute seule, comme Ursula Schneider Schüttel (21'197 voix) s'est faite devancer par l'UDC. Le PS, malgré une chute de point de pourcentage relative de -0.6 (2019: la liste récoltait 21.2 % des suffrages; 2023: 20.6% des suffrages) a payé le recul général de la gauche: les Vert-e-s (11.9% des suffrages) et le PCG (2.5%) ont respectivement perdu -0.6 et -0.8 points de pourcentage. Christine Bulliard-Marbach (4e avec 21'186 voix) ainsi que Marie-France Roth Pasquier (5e avec 19'118 voix) ont gagné leur présence sous la Coupole fédérale. Ainsi, les listes du Centre ont récolté 19.8 pour cent des suffrages, soit +1.3 points de pourcentage de plus qu'en 2019 – listes du PDC et du PBD réunies. Gerhard Andrey et Nadine Gobet ont clos le tableau avec respectivement 18'756 et 17'208 voix. La gauche expliquait sa défaite par son électorat jeune et volatile, qui est difficile à mobiliser. Du côté du PLR, qui a récolté 13.3 pour cent des voix, on note une baisse de soutien d'environ -2 points de pourcentage, malgré une campagne importante. Les analyses ont d'ailleurs montré que seuls 45.4 pour cent de la population a voté, ce qui a provoqué le désespoir de Sophie Tritten (Centre gauche-PCS): «C'est désespérant d'avoir de tels résultats, et je ne comprends pas ce qu'il faut faire pour arranger la situation, surtout compte tenu de l'enjeu de ces élections.»

Election Conseil national 2023 – Fribourg
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Die Aargauer Nationalratswahlen 2023 standen im Zeichen neuer Rekorde: Für die total 16 Sitze in der Volkskammer gingen im Kanton Aargau insgesamt 713 Bewerbungen auf 52 Listen ein, womit die Höchstzahlen von 2019 (496 Kandidierende auf 36 Listen) noch einmal übertroffen wurden. Stellten sich 2019 noch 187 Frauen für das Amt zur Verfügung, waren es für die Wahlen 2023 deren 291, womit auch der Frauenanteil unter den Kandidierenden mit 40.8 Prozent einen neuen Höchstwert annahm (+3.1 Prozentpunkte).

Von der sechzehnköpfigen bisherigen Aargauer Nationalratsdelegation (6 SVP, 3 SP, 2 FDP, 2 Mitte, 1 GP, 1 GLP und 1 EVP) traten 15 Nationalrätinnen und Nationalräte zur Wiederwahl an. Gegen eine erneute Kandidatur entschied sich einzig Yvonne Feri (sp, AG) – unter anderem auch wegen einer parteiinternen Amtszeitbeschränkung auf zwölf Jahre.
Ihr Parteigenosse, SP-Co-Präsident und «Zugpferd» (NZZ) Cédric Wermuth (sp, AG), der ebenfalls bereits seit zwölf Jahren im Amt war, hatte sich hingegen für eine erneute Kandidatur entschieden, wofür ihm die Delegiertenversammlung bereits im Sommer 2022 einstimmig «grünes Licht» (Blick) gegeben hatte; wohl um den erst 2019 zurückeroberten dritten Nationalratssitz nicht zu gefährden, mutmassten der Blick und die Aargauer Zeitung. Die SP erklärte es sich denn auch zum Wahlziel, ihre bisherigen Sitze zu halten. Ihre Partnerinnen in der «Klimaallianz», die Grünen und die Grünliberalen, beabsichtigten hingegen, je einen Sitz dazuzugewinnen. Für die Grünliberalen wurde anfänglich eine «grosse Zentrumsverbindung» (AZ) mit den Mitte-Parteien vermutet, die Klimaallianz sei zur Erreichung ihrer Ziele trotz inhaltlicher Dissonanzen aber rein rechnerisch vorteilhafter, rechtfertigte sich das GLP-Präsidium.
Eine Listenverbindung ging auch die in der Zwischenzeit zur Mitte fusionierte CVP und BDP mit der EVP ein; beide mit dem Ziel, ihre Sitze zu halten. Bei der EVP gehe es mit einem «Wähleranteil am Existenzminimum» (3.6%) und mit dem Verschwinden ihrer Partnerin, der BDP, die ihr 2019 den Sprung nach Bundesbern verschafft hatte, ums Überleben im Nationalrat, so die Aargauer Zeitung.
Eine «bürgerliche Zweckgemeinschaft» (AZ) gab es, wie im Kanton Aargau üblich, zudem zwischen der SVP, der FDP und der EDU. Diese Partnerschaft hing jedoch «am seidenen Faden» (AZ), als der Aargauer SVP-Präsident Andreas Glarner (svp, AG) im Frühjahr 2023 wiederholt verbale Giftpfeile in Richtung FDP schoss. «[E]ine rote Linie überschritten» (AZ) hätte die SVP aus Sicht der FDP jedoch bei einem Schulterschluss mit «Mass-Voll»: Die Listenverbindung mit den Coronaskeptikerinnen und -skeptikern scheiterte letztlich nur an den freisinnigen sondern auch an parteiinternen Protesten. Während es der SVP bei diesen Wahlen darum ging, ihre sieben Sitze beizubehalten, nahmen sich die Freisinnigen vor, einen zusätzlichen Sitz zu erobern und damit die SP als zweitstärkste Partei abzulösen.
Eine vierte Wahlallianz bildeten die vier Kleinstparteien Lösungs-Orientierte-Volks-Bewegung, Musikpartei, Schweizerische Liberté Egalité Partei und «rechts-punkt.ch». Ohne Wahlpartnerin wagten sich schliesslich die Piratenpartei, Mass-Voll und die Partei der Arbeit in die Wahlen vom Oktober 2023.

Gestützt auf die Zahlen der EFK veröffentlichte die Aargauer Zeitung kurz vor den Wahlen die Wahlbudgets: Die SP verfügte mit CHF 435'200 über die mit Abstand meisten Mittel, gefolgt von der FDP mit CHF 259'000 und der SVP mit CHF 250'000 – wobei die Zeitung allerdings darauf hinwies, dass bei der SP «das Kollektiv Trumpf» sei, wohingegen bei den Kandidierenden der FDP und der SVP insbesondere die Budgets von einzelnen Kandidierenden gewichtig seien. Mit CHF 138'000 und CHF 134'600 hatten die EVP respektive die Grünen für den Wahlkampf am wenigsten Mittel budgetiert.

Am Wahlsonntag änderte sich kaum etwas an der bisherigen Sitzverteilung; lediglich um den Sitz der EVP wurde gerungen. Dieses Duell konnte die SVP als wählerstärkste Partei, welche um 4 Prozentpunkte (PP) zulegte (neu: 35.5%), für sich entscheiden. Die EVP verlor somit ihren letzten Sitz, obwohl sie als einzige grössere Partei ihren Wähleranteil um 0.9 Prozentpunkte erhöhen konnte (neu: 4.5%). Die Aargauer Zeitung sprach im Nachhinein von einem «Tag der knappen Ergebnisse». Ungefährdet im Amt bestätigt wurden die fünf bisherigen SVP-Nationalrätinnen und -Nationalräte, Benjamin Giezendanner (svp, AG), Martina Bircher (svp, AG), Stefanie Heimgartner (svp, AG), Andreas Glarner (svp, AG) und Thomas Burgherr (svp, AG). Für viel Spannung sorgten gemäss Aargauer Zeitung indes verschiedene parteiinterne Duelle: Der Bisherige Alois Huber (svp, AG) wurde stimmenmässig vom neu gewählten Christoph Riner (svp, AG) überholt und schaffte seine Wiederwahl folglich nur aufgrund des Sitzgewinns der SVP. Bei der FDP, welche 0.5 Prozentpunkte an Wähleranteil einbüsste (neu: 13.1%), vermochte Matthias Samuel Jauslin (fdp, AG) seinen Sitz mit 90 Stimmen Differenz nur äusserst knapp gegen seinen parteiinternen Kontrahenten Adrian Schoop (AG, fdp) zu verteidigen. Die Aargauer Stimmbevölkerung bestätigte auch die bisherige Nationalrätin Maja Riniker (fdp, AG) im Amt. Ihr Ziel, die SP sitz- und wähleranteilsmässig zu überholen, verfehlten die Freisinnigen jedoch klar, denn die SP blieb mit einem «Mini-Minus» (AZ) von 0.1 Prozentpunkten (neu: 16.4%) beinahe gleich stark und erreichte damit ihr Wahlziel. Während die beiden bisherigen SP-Nationalratsmitglieder Gabriela Suter (sp, AG) und Cédric Wermuth die Wiederwahl schafften, setzte sich Simona Brizzi (sp, AG) mit nur 33 Stimmen Vorsprung gegen Colette Basler (AG, sp) im Rennen um den neu zu besetzenden Sitz durch.
Die Wahlen 2023 markierten auch im Kanton Aargau das Ende der grünen Welle. Die Grünen mussten beim Wähleranteil die grössten Verluste hinnehmen (-2.7 PP; neu: 7.1%), ihren Sitz konnte die diesjährige Aargauer Panaschierkönigin Irène Kälin (gp, AG) trotz ebenfalls starker parteiinterner Konkurrenz aber verteidigen. Auch die Grünliberalen verpassten ihre Wahlziele deutlich, konnte ihren Wähleranteil sowie ihren Sitz mit dem Bisherigen Beat Flach (glp, AG) allerdings beibehalten (8.5%) und überholten damit die Grünen. Die Mitte verlor bei den Wahlen 2023 im Kanton Aargau 0.9 Prozentpunkte an Wähleranteilen (neu: 12.0%), was sich aber nicht auf ihre beiden Sitze auswirkte: Sowohl Parteipräsidentin Marianne Binder-Keller (mitte, AG) als auch Andreas Meier (mitte, AG), der 2022 für Ruth Humbel (mitte, AG) nachgerutscht war, wurden im Amt bestätigt. Die acht übrigen kleineren Parteien konnten nach den Wahlen insgesamt einen Wähleranteil von knapp 3 Prozent auf sich vereinen, hatten aber im Rennen um einen Sitz keine Chance.

An den Nationalratswahlen 2023 nahmen 46.6 Prozent der Aargauer Stimmbevölkerung teil, was einer Zunahme von 1.9 Prozentpunkten im Vergleich zu den Wahlen 2019 entspricht. Nachdem Marianne Binder-Keller im November im zweiten Wahlgang der Ständeratswahlen den Sprung ins «Stöckli» schaffte, rückte die drittplatzierte Maya Bally (mitte, AG) für sie in den Nationalrat nach.

Nationalratswahlen 2023 – Aargau
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Das Ringen um die beiden Aargauer Ständeratssitze begann rund 16 Monate vor den Wahlen im Oktober 2023 überraschend früh, als der erst 2019 ins Stöckli gewählte Hansjörg Knecht (svp, AG) anfangs Juli 2022 den Verzicht auf eine erneute Kandidatur bekanntgab. Mit dem Rücktritt eines Bisherigen auf Ende Legislatur sah sich der Kanton Aargau mit einer neuen Ausgangslage konfrontiert, denn bis anhin schien klar, dass der SVP-Ständerat sowie sein FDP-Amtsgenosse Thierry Burkhart (fdp, AG) als Kronfavoriten in die Ständeratswahlen gehen würden. Die Nomination von Thierry Burkart, welcher von seiner Partei als «profiliert» und als «Parteipräsident, der den besten Job mache» (Aargauer Zeitung, AZ), ausgezeichnet wurde, erfolgte im Januar 2023 unumstritten. Für die SVP ging es hingegen nun darum, ihren erst vor vier Jahren wiedergewonnenen Ständeratssitz mit einer neuen Person zu verteidigen. Nachdem sich alle übrigen von der Presse als mögliche Kandidierende gehandelten Parteimitglieder selbst aus dem Rennen genommen hatten, nominierte die Aargauer SVP an der Delegiertensitzung im Januar 2023 einstimmig Nationalrat Benjamin Giezendanner (svp, AG) – laut AZ ein «klassischer SVP-Hardliner», der als Unternehmer und Gewerbeverbandspräsident in der Wirtschaft gut vernetzt sei.
Der frei werdende Ständeratssitz eröffnete den übrigen Parteien die Möglichkeit, der SVP ihren Sitz mit eigenen Kandidierenden streitig zu machen und dem Kanton Aargau «eine geteilte Standesstimme» (AZ) zu bescheren. Den Anfang im «Tanz ums Stöckli» (AZ) machte die SP, deren Delegierten noch im August 2022 einstimmig die Aarauer Nationalrätin Gabriela Suter (sp, AG) ins Rennen um den freigewordenen Ständeratssitz entsandten. Gemäss Aargauer Zeitung war dies eine reine Formsache, denn Suter, die dem moderaten, sozialliberalen Flügel der Partei angehöre, habe längst als «Kronfavoritin» (AZ) der Partei gegolten und sei die einzige Bewerberin gewesen. Rund einen Monat später folgte die EVP mit der Nominierung ihrer Parteipräsidentin und Nationalrätin Lilian Studer (evp, AG). Die Chancen einer EVP-Ständerätin wurden von der Presse jedoch als sehr gering eingeschätzt, zumal die Partei bei diesen Wahlen auch um den Verbleib im Nationalrat kämpfte. Im November ernannten die Delegierten der Mitte Marianne Binder-Keller (mitte, AG) zur Ständeratskandidatin. Die Kantonalpräsidentin und Nationalrätin war bereits 2019 angetreten, wobei ihr damals auf Rang drei der Einzug in den Ständerat verwehrt geblieben war. Die Grünen hofften auf einen Einzug in den Ständerat mit Irène Kälin (gp, AG), die 2022 als Nationalratspräsidentin höchste Schweizerin war – ein Amt, welches laut Aargauer Zeitung insbesondere bei unabhängigen Wählerinnen und Wählern für Bekanntheit sorge. Auch die Grünliberalen fassten den Ständeratssitz ins Auge und schickten die ehemalige Grossrätin Barbara Portmann (AG, glp) ins Rennen. Im Sommer 2023 stiessen schliesslich die parteilose Nancy Holten (AG, parteilos), der «Dauerkandidat» (AZ) Pius Lischer (AG, parteilos) und die Coronaskeptikerin Theres Schöni (AG, parteilos) als Kandidierende hinzu. Kurz nach Ablauf der Anmeldefrist war somit klar, dass es einen «Ansturm aufs Stöckli» (Blick) gebe; insgesamt zehn Kandidatinnen und Kandidaten stellten sich für die beiden Aargauer Ständeratssitze zur Verfügung.

Im Vorfeld der Wahl rechneten die Aargauer Zeitung und der Blick fest mit einer Wiederwahl von Thierry Burkart im ersten Wahlgang, womit die Wahl laut Aargauer Zeitung auf einen «Kampf zwischen Mitte-links und der SVP hinaus» laufe. Der Sitz der wählerstärksten SVP komme gemäss Aargauer Zeitung aber nur «dann ins Wackeln», wenn sich Mitte-links im zweiten Wahlgang auf eine einzige Kandidatin einige – dies hätten bereits die vergangenen Ständeratswahlen sowie jene im Kanton St. Gallen gezeigt, argumentierte die Aargauer Zeitung. Wie die Zeitung vor den Wahlen zudem darlegte, budgetierten Gabriela Suter und Benjamin Giezendanner für den Wahlkampf mit CHF 210'000 respektive CHF 180'000 am meisten finanzielle Mittel, gefolgt von Marianne Binder (CHF 150'000), Irène Kälin (CHF 60'000), Barbara Portmann (CHF 40'000) und Lilian Studer mit einem Budget von CHF 30'000.

Am ersten Wahlgang beteiligten sich knapp 46 Prozent der Aargauer Stimmbevölkerung. Wie erwartet worden war, übertraf Thierry Burkart das absolute Mehr von 96'112 Stimmen mit 105'897 Stimmen auf Anhieb und wurde damit komfortabel im ersten Wahlgang im Amt bestätigt. Mit rund 20'000 Stimmen Rückstand folge auf dem zweiten Rang Benjamin Giezendanner (86'430 Stimmen), der das absolute Mehr somit genauso wie Gabriela Suter (51'930 Stimmen), Marianne Binder (48'414 Stimmen), Irène Kälin (38'511 Stimmen), Barbara Portmann (20'692 Stimmen), Lilian Studer (16'499 Stimmen) und deutlich abgeschlagen Nancy Holten (4'212 Stimmen), Theres Schöni (3'542 Stimmen) sowie Pius Lischer (1'964 Stimmen) verpasste.

Die Karten wurden, wie von der Aargauer Zeitung prognostiziert, für den zweiten Wahlgang «neu gemischt». Aufgrund ihrer Resultate im ersten Wahlgang verzichteten die Kandidatinnen der Grünen (Irène Kälin), der Grünliberalen (Barbara Portmann) und der EVP (Lilian Studer) auf den zweiten Umgang. Auch die Sozialdemokratin Gabriela Suter gab wenige Tage nach dem ersten Wahlgang den Rückzug ihrer Bewerbung bekannt, da sie «die Unterstützung nicht gespürt» habe und sie sich «für eine übergeordnete politisch wichtige Sache» (AZ) – die Verhinderung eines Rechtsrutsches – zurücknehmen wolle. Im Sinne einer «Anti-SVP-Allianz» (Blick) und mit dem Ziel einer Aargauer Frau im Ständerat stellten sich schliesslich alle Mitte-links-Parteien hinter die Mitte-Kandidatin Marianne Binder-Keller. Sie trat somit zu einem Ständeratsduell mit dem SVP-Kandidaten Benjamin Giezendanner an, der auf die Unterstützung der FDP zählen konnte. Weiterhin im Rennen um den Ständeratssitz wollten die freilich chancenlosen Nancy Holten und Pius Lischer bleiben.

Der Schulterschluss von Mitte-links brachte schliesslich die «grosse Wende» (AZ), wie sich im zweiten Wahlgang vom 19. November zeigte: Aus einem Rückstand von rund 38'000 Stimmen im ersten Wahlgang machte Marianne Binder-Keller mit 84'431 Stimmen in der zweiten Runde einen Vorsprung von 5'000 Stimmen, setzte sich damit gegen ihren Kontrahenten Benjamin Giezendanner durch und wurde ins Stöckli gewählt. Der SVP-Kandidat büsste im Vergleich zum ersten Wahlgang rund 7'000 Stimmen ein und konnte im November lediglich noch 79'429 Stimmen auf sich vereinen. Nancy Holten (2'879 Stimmen) und Pius Lischer (1'385 Stimmen) blieben erwartungsgemäss ohne Einfluss auf die Entscheidung. Die Wahlbeteiligung lag im zweiten Wahlgang bei 38.1 Prozent.

Ständeratswahlen 2023 – Aargau
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Bei den Nationalratswahlen 2023 im Kanton Luzern kämpften fast 400 Kandidierende auf 48 Listen um die neun Luzerner Sitze in der Volkskammer – ein Rekord im Zentralschweizer Kanton. Dass die Luzerner Sitze so umkämpft waren wie noch nie, lag unter anderem an mehreren vakanten Sitzen. Denn im Vorfeld der Wahlen hatten gleich drei Luzerner Nationalrätinnen ihren Rücktritt verkündet: So trat die langjährige Mitte-Nationalrätin Ida Glanzmann, welche bereits seit fast 17 Jahren in Bundesbern politisiert hatte, nicht mehr zu den Wahlen an. Auch Yvette Estermann (svp) kündigte nach 16 Jahren ihren Abschied von der nationalen Politbühne an. Die dritte Abtretende im Bunde, Prisca Birrer-Heimo (sp), konnte immerhin auf 13 Jahre Bundesbern zurückschauen. Das Feld der potenziellen Nachfolgerinnen und Nachfolger auf die drei freigewordenen Sitze in der Volkskammer fiel durch einen Frauenanteil von 35.1 Prozent (-7.8 Prozentpunkte) klar männerdominierter als bei den letzten Wahlen aus. Der Frauenanteil unterschied sich deutlich zwischen den Parteien: Während beispielsweise über die Hälfte der Kandidierenden der SP weiblich waren, machten Frauen nur knapp einen Viertel der SVP-Kandidierenden aus.

Für die Wahlen 2023 hatte sich die FDP den Rückgewinn des 2019 verlorenen zweiten Nationalratssitzes als primäres Ziel gesetzt, doch Umfrageergebnisse im Vorfeld der Wahlen prognostizierten einen leichten Verlust an Wählerinnen und Wähler verglichen mit den letzten Wahlen. Vor diesem Hintergrund gingen die Liberalen zum dritten Mal eine Listenverbindung mit der Mitte ein. Diese hatte als traditionell stärkste Kraft im Zentralschweizer Kanton den Erhalt ihrer drei Nationalratssitze im Auge. Dies zu verhindern beabsichtigte die SVP, welche als grosse Gewinnerin aus den Luzerner Kantonsratswahlen galt, und deshalb plante, ihren bei den vergangenen eidgenössischen Wahlen verlorenen dritten Sitz zurückzugewinnen und die Mitte als stärkste Partei im Kanton abzulösen, wobei dies unter Konsultation der Umfragen laut der Luzerner Zeitung wahrscheinlich erschien. Um dies tatsächlich zu erreichen, setzte die Volkspartei auf eine Listenverbindung mit der erstmals zu den Wahlen antretenden Bewegung «Mass-Voll». Letztere trat unter anderem mit dem ehemaligen Stadtluzerner FDP-Präsidenten Daniel Wettstein an. Man habe zwar in erster Linie eine Zusammenarbeit mit der FDP angestrebt, diese sei aber stattdessen ein Bündnis mit der Mitte eingegangen, erklärte die Luzerner SVP-Präsidentin Angela Lüthold gegenüber der Luzerner Zeitung.
Im links-grünen Lager machte sich die SP aufgrund guter Umfragewerte Hoffnungen auf einen zweiten Nationalratssitz, den die Partei 2019 knapp verpasst hatte. Weniger optimistisch zeigte sich dagegen die GLP: Co-Präsidentin Riccarda Schaller bezeichnete – unter anderem in Angesicht von kantonalen Vorwahlbefragungen – die Sitzverteidigung gegenüber der Luzerner Zeitung als «kein[en] Spaziergang». Obschon auch den Grünen gemäss Umfragen ein starker Einbruch der Wähleranteile drohte, machte sich Co-Präsident Hannes Koch kaum Sorgen um den Nationalratssitz von Michael Töngi: Da der Klimawandel, ein grosses Wahlkampfthema der Partei, weiterhin den ersten Rang des Sorgenbarometers belege, rechne man weiterhin mit einem Mandat in Bern, äusserte sich Koch gegenüber der Luzerner Zeitung. Wie bereits 2019, gingen die SP, die Grünen und die GLP eine Listenverbindung ein. Das Dreiergespann hatte sich bei den letzten Wahlen bereits bewährt und vor allem die GLP sah laut Luzerner Zeitung von einem Alleingang ab.

Am Wahlsonntag konnte die SP ihren Erwartungen gerecht werden: Sie gewann wie erhofft ihren zweiten Nationalratssitz auf Kosten der GLP, obschon im Vergleich zu den letzten Wahlen kaum Wählerinnen- und Wähleranteile dazugewonnen werden konnten (13.6 Prozent; +0.1 Prozentpunkte). Roland Fischer (glp), einziger Luzerner GLP-Nationalrat, musste sich ein zweites Mal aus Bundesbern verabschieden, nachdem er bereits 2015 die Wiederwahl als Nationalrat nicht geschafft hatte, wobei er 2019 ein zweites Mal in den Nationalrat gewählt wurde. Lange Zeit habe es so ausgesehen, als ob die SVP einen Sitzgewinn verzeichnen könne, erklärte die Luzerner Zeitung, hatte die Volkspartei doch fast doppelt so viele Parteistimmen geholt wie die SP. Schliesslich gewann jedoch Hasan Candan (sp) aufgrund zahlreicher Stimmen aus dem Hauptort Luzern sowie dank den Listenverbindungen mit den Grünen und der GLP den Sitz der Grünliberalen. Keine Überraschungen gab es bei den übrigen Sitzen: Sämtliche Bisherige wurden wiedergewählt und David Roth (sp), Pius Kaufmann (mitte) und Vroni Thalmann-Bieri (svp) wurden ihren Favoritenrollen auf die freigewordenen Sitze ihrer Parteien gerecht und komplettierten also das Quartett der frisch gewählten Luzerner Volksvertreterinnen und Volksvertreter.
Die SVP konnte zwar bezüglich Wähleranteilen zulegen (25.8 Prozent; +1 Prozentpunkt), wurde aber trotzdem durch die Mitte (27.9 Prozent; +2.4 Prozentpunkte) ausgestochen, welche ihren Status als stärkste Kraft im Kanton unter Beweis stellte und im Besitz ihrer drei Nationalratssitze bleiben konnte. Die FDP konnte den 2019 verlorenen Nationalratssitz nicht zurückholen und verzeichnete eine leichte Einbusse bei den Wählerinnen- und Wähleranteilen (15.4 Prozent; -0.2 Prozentpunkte). Als grosse Verliererin entpuppte sich die Grüne Partei, welche noch grössere Verluste bei den Wählerinnen- und Wähleranteilen einfuhr (8.1 Prozent; -4.1 Prozentpunkte) als die GLP (6.5 Prozent; -0.6 Prozentpunkte). Da aber Michael Töngi seinen Nationalratssitz verteidigen konnte, zeigte sich Co-Präsident Koch gegenüber der Luzerner Zeitung zufrieden über den Wahlausgang. Die Luzerner Wahlbeteiligung fiel 2023 mit 50.3 Prozent leicht höher aus als 2019 (+1.9 Prozentpunkte).

Im Anschluss an die Wahlen kritisierten laut der Luzerner Zeitung Wählerinnen und Wähler unter anderem die Listenflut, wobei die Mitte und die FDP mit je zehn Unterlisten herausstachen. In diesem Zusammenhang lancierte GLP-Kantonsrat Mario Cozzio gleich drei Vorstösse, um die Anzahl Wahllisten pro Partei zu beschränken. Die Luzerner SVP-Fraktion setzte sich dafür ein, Listenverbindungen künftig gänzlich zu unterbinden. Rückerhalt erhielt er von Mitte-Präsident Christian Ineichen, welcher sich gegen Unterlisten aussprach und – trotz der erfolgreichen Listenverbindung der Mitte und FDP – Listenverbindungen kritisch beurteilte.

Nationalratswahlen 2023 – Luzern
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Bei den Ständeratswahlen 2023 im Kanton Luzern versuchten die übrigen Parteien, die historische Dominanz der Mitte und der FDP zu sprengen. Im Gegensatz zu den Wahlen 2019 erwarteten die Medien aber kaum einen anderen Wahlausgang als üblich. Die Mitte und die FDP setzten auf das bisherige Zweiergespann bestehend aus Damian Müller (fdp) und Andrea Gmür (mitte), welches den Kanton Luzern seit den letzten Wahlen im Stöckli vertrat. Bereits im April 2022 gab Damian Müller seine Kandidatur für eine dritte Legislatur in der kleinen Kammer bekannt und wurde im darauffolgenden August auch von der Luzerner FDP nominiert. Auch die Zusammenarbeit mit seiner Ständeratskollegin Andrea Gmür funktioniere bestens, erklärte Damian Müller gegenüber der Luzerner Zeitung. Die Mitte-Ständerätin Andrea Gmür wurde im August 2022 ebenfalls von ihrer Partei für die Wahlen nominiert.

Die SVP tat sich hingegen schwer damit, eine geeignete Kandidatin oder einen geeigneten Kandidaten für den Ständerat zu finden, da weder ihre Nationalratskandidierenden noch das kantonale Präsidium der Volkspartei Interesse an einem Sitz im Stöckli bekundeten. Erst im Juli 2023 gab Dieter Haller, Präsident der Stadtluzerner SVP, seine gleichzeitige Kandidatur für den Stände- und den Nationalrat bekannt. Seine Bewerbung begründete er unter anderem damit, dass die SVP als landesweit stärkste Partei beabsichtige, in allen Kantonen zu den Ständeratswahlen antreten zu wollen. Ebenfalls für beide Kammern kandidierte David Roth von der SP. Der Luzerner Parteipräsident und Kantonsrat wollte es nach seiner verpassten Wahl 2019 ein zweites Mal versuchen und kündigte seine Kandidatur über ein Jahr vor den Wahlen an. Die GLP trat mit ihrem amtierenden Nationalrat, Roland Fischer, an, zumal die GLP endlich wieder in beiden Parlamentskammern mitwirken wolle – 2015 hatte die GLP ihren einzigen Ständeratssitz verloren, nachdem Verena Diener (glp, ZH) nicht mehr zur Wahl angetreten war. Die Luzerner Kantonsrätin Laura Spring kandidierte für die Grünen, wobei ihr besonders die «sehr einseitige Vertretung» im Ständerat Sorgen mache, wie sie gegenüber der Luzerner Zeitung erklärte. Mit Hanspeter Regli und Yannick Hagmann komplettierten zwei Parteilose das Feld der Kandidierenden für die zwei Luzerner Sitze im Stöckli.

Für Furore im Wahlkampf sorgte die Listenverbindung zwischen der Mitte und der FDP, welche mit einer Aufführung beider Kandidierenden in den jeweiligen Wahlempfehlungen der Parteien einherging. GLP-Kandidat Fischer empfand dieses Vorgehen laut der Luzernen Zeitung als «Unsitte», während sie David Roth als Mittel zur Wahrung des «Machtkartells» bezeichnete und als wettbewerbsverzerrend kritisierte.

Am Wahlsonntag konnten sich die beiden bisherigen Mitglieder des Ständerats freuen. Sowohl Damian Müller (72'978 Stimmen) als auch Andrea Gmür (69'578 Stimmen) erreichten das absolute Mehr (68'616 Stimmen) und wurden bereits im ersten Wahlgang gewählt – das erste Mal seit rund zwei Jahrzehnten, dass kein zweiter Wahlgang nötig war. Den dritten Platz belegte der SVP-Kandidat Dieter Haller (32'292 Stimmen). Dahinter reihte sich der Stadtluzerner SP-Präsident David Roth (30'359 Stimmen) ein, dicht gefolgt von Laura Spring (29'049 Stimmen) der Grünen. Sowohl der GLP-Kandidat Roland Fischer (9'875 Stimmen) als auch die beiden Parteilosen Peter Regli (2'531 Stimmen) und Yannick Hagmann (1'090 Stimmen) wurden von weniger als 10'000 Luzernerinnen und Luzernern gewählt. Nach der Niederlage kündigten die unterlegenen Parteien gegenüber der Luzerner Zeitung bereits an, die Mitte-FDP-Vertretung im Ständerat auch bei den nächsten eidgenössischen Wahlen angreifen zu wollen. Ein weiterer Kandidat konnte sich trotz einer Niederlage bei den Ständeratswahlen freuen: David Roth zog in den Nationalrat ein.

Ständeratswahlen 2023 – Luzern
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Bei den Nationalratswahlen 2023 im Kanton Appenzell Ausserrhoden beabsichtigte David Zuberbühler (SVP), den einzigen Nationalratssitz des Ostschweizer Kantons ein zweites Mal zu verteidigen. Herausgefordert wurde er von Kantonsrat Matthias Tischhauser (FDP) und von der Ausserrhoder Mitte-Parteipräsidentin Claudia Frischknecht.

Einen «totalen Machtanspruch» nannte die Ausserrhoder SVP Tischhauers Kandidatur für den Nationalrat in einer Medienmitteilung, da die FDP mit Andrea Caroni (fdp, AR) bereits den einzigen Ständerat des Kantons stelle und aufgrund dessen unangefochtener Kandidatur in Zukunft auch stellen werde. Obschon seitens Parteileitung eine Kandidatur bereits seit Anfang 2023 diskutiert worden war, sah die FDP davon ab, den 2015 verlorenen Nationalratssitz unter allen Umständen zurückzuerobern. Vize-Präsident der Ausserrhoder FDP, Patrick Fessler, betonte jedoch gegenüber der Appenzeller Zeitung, dass es «gar keine Option sei», nicht zu den eidgenössischen Wahlen anzutreten, wenn man über einen Kandidaten wie Matthias Tischhauser verfüge. Der Kantonsrat könne laut Fessler durch seine Detailorientiertheit vor allem bei der Behandlung sachpolitischer Inhalte überzeugen und wolle die Werte und Interessen der Mehrheit der Ausserrhoder Bevölkerung in Bundesbern vertreten.

Nicht nur auf die Nationalratskandidatur beschränken wollte sich die ehemalige Kantonsratspräsidentin Claudia Frischknecht: gleichzeitig kandidierte sie nämlich wiederum für das Ausserrhoder Kantonalparlament und neu auch für den Einwohnerrat ihrer Wohngemeinde Herisau. Ob die Herisauerin den Anforderungen als Nationalrätin gerecht werden würde, wagte Anick Vogler – Präsident der Ausserrhoder SVP – zu bezweifeln. «Wir können dem Modell Berufspolitiker nichts abgewinnen» liess er gegenüber der Appenzeller Zeitung verlauten. Insbesondere die regelmässige Anwesenheit Frischknechts bei den Abstimmungen in Bundesbern aufgrund dieses potenziellen Dreifachmandats stellte er in Frage. Frischknecht selbst schätzte ihre Chancen auf eine Wahl in den Einwohnerrat Herisaus als gering ein: da sie nur einmal auf der Wahlliste aufgeführt sei, liege die Wahrscheinlichkeit um einiges höher, dass ihre doppelt vertretenen Parteikolleginnen und -kollegen gewählt werden würden. Ein Doppelmandat sei ihrer Meinung nach dagegen gut zu stemmen, wie das auch bereits der amtierende Nationalrat David Zuberbühler gezeigt habe, welcher ebenfalls im Vorfeld seiner Wahl in den Nationalrat simultan für den Kantonsrat kandidiert hatte und bis in den Mai 2016 sein Doppelmandat besetzte.

Im Wahlkampf setzte der amtierende Nationalrat David Zuberbühler unter anderem auf Inserate und baute seinen Auftritt in den sozialen Medien aus, während sein Gegenkandidat aus der FDP vor allem an Podiumsdiskussionen anzutreffen war und durch die Ausserrhoder Gemeinden wanderte. Auch Claudia Frischknecht war in jeder Ausserrhoder Gemeinde persönlich anzutreffen. Die Ausserrhoder SP – die keine Kandidierenden ins Rennen geschickt hatte – empfahl Matthias Tischhauser zur Wahl, da es für die Sozialdemokraten vor allem die Wiederwahl des SVP-Kandidaten Zuberbühler zu verhindern galt. Die SP zog den FDP-Kandidaten der Mitte-Kandidatin vor, da sie Tischhauser zum einen höhere Wahlchancen zuschrieb und zum anderen dessen Ansichten bei ökologischen und gesellschaftlichen Themen mehr mit der Meinung der SP übereinstimmen würden als diejenigen der Mitte-Kandidatin Frischknecht. Auch eine «Jugend-Koalition», bestehend aus den Jungfreisinnigen, GLP, SP, Junge Grüne, Klimagruppe AR, gab mittels einer Social-Media-Kampagne eine Wahlempfehlung für den FDP-Kandidaten ab. Obschon Claudia Frischknecht auf keine Unterstützung seitens des links-grünen Spektrums zählen konnte, erhielt sie eine Wahlempfehlung von der Ausserrhoder EVP und wurde von der Frauenzentrale unterstützt. Der Herisauer Unternehmer Zuberbühler erhielt lediglich vom Bauernverband eine Wahlempfehlung.

Unter den Kandidierenden wurde im Wahlkampf ein harter Ton angeschlagen. So wurde der Amtsinhaber David Zuberbühler laut der Appenzeller Zeitung stark von seinen Mitkandidierenden kritisiert. Einerseits wurde ihm vorgeworfen, mit Absicht den Ausserrhoder Wahlpodien fernzubleiben, andererseits kritisierte unter anderem Matthias Tischhauser David Zuberbühlers Abwesenheit bei einer Rede des ukrainischen Präsident Wolodomir Selenski vor der Bundesversammlung. David Zuberbühler wehrte sich gegen diese Anschuldigungen: sowohl bei den Podien als auch beim Besuch Selenskis habe er anderweitige Verpflichtungen wahrnehmen müssen. Dass David Zuberbühlers Verpflichtung, welche die Teilnahme an Selenskis Rede verunmöglichte, ein Mittagessen mit seinem Sohn darstellte, wurde von Matthias Tischhauser laut der Appenzeller Zeitung als «fragwürdig» eingestuft. Auch David Zuberbühlers Leistungsnachweis in der Volkskammer wurde von Matthias Tischhauser in Frage gestellt, gegenüber der Appenzeller schätzte er diesen als «erschreckend mager» ein. So könne sein Mitstreiter auf lediglich eine erfolgreiche Motion über zwei Legislaturperioden zurückblicken und vernachlässige die Kommissionsarbeit. David Zuberbühler erwiderte, dass er als einziges Parlamentsmitglied in der vergangenen Legislaturperiode keine einzige Abstimmung verpasst habe und insbesondere durch ebendiese regelmässige Abstimmungsteilnahme die Interessen der Ausserrhoder Bevölkerung vertrete. Doch auch Matthias Tischhauser wurde in der Appenzeller Zeitung für seinen rauen Ton und die direkte Art kritisiert. Seine am SP-Parteitag gemachte Aussage «David Zuberbühler muss weg, um jeden Preis» wurde in Leserbriefen als «respektlos» eingestuft. David Zuberbühler warf Tischhauser eine verunglimpfende Leserbriefkampagne vor; zeitgleich waren drei Leserbriefe in der Appenzeller Zeitung erschienen, welche die Parlamentsarbeit des Herisauers stark kritisierten.

Am 22. Oktober fiel das Wahlergebnis dann doch klarer aus als im Vorfeld erwartet. Umfragen rund zwei Monate vor den Nationalratswahlen zeigten für Matthias Tischhauser rund 37 Prozent der Wählerinnen- und Wählerstimmen, während der amtierende Nationalrat Zuberbühler laut der Appenzeller Zeitung mit 33 Prozent knapp dahinter auf dem zweiten Platz zu verorten war. Am Wahlsonntag allerdings konnte David Zuberbühler (8'502 Stimmen) den Ausserrhoder Nationalratssitz für die SVP doch relativ klar verteidigen. Der FDP-Kandidat Tischhauser (6'373 Stimmen) konnte nicht an die hohen Umfragewerte aus den Vorbefragungen anknüpfen, sammelte aber immerhin mehr als doppelt so viele Stimmen wie die Mitte-Kandidatin Claudia Frischknecht (2'836 Stimmen).
Die Ausserrhoder FDP-Präsidentin Monika Gessler zeigte sich ernüchtert und unzufrieden über das Wahlergebnis. Der Ausserrhoder Mitte-Präsident Glen Aggeler war sich sicher, dass sich die FDP und Mitte gegenseitig Wählendenstimmen abgeluchst hätten, bezweifelte jedoch, dass der Wahlsieg bei nur einer Gegenkandidatur anders ausgefallen wäre. Die Stimmbeteiligung war im Vergleich zu den vorangegangenen Wahlen im Jahr 2019 um rund 5.3 Prozentpunkte auf 46.6 Prozent gestiegen.

Nationalratswahlen 2023 – Appenzell Ausserrhoden
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Anders als die Nationalratswahlen versprachen die Ständeratswahlen 2023 in Appenzell Ausserrhoden vergleichsweise wenig Spannung. Andrea Caroni (fdp) stand als Einziger auf dem Ausserrhoder Wahlzettel. Der FDP-Ständerat führte dementsprechend einen schlanken Wahlkampf, nahm aber an einigen Wahlpodien teil. Caroni konnte auf die Unterstützung aller Parteien und Verbände in Appenzell zählen, die sich zu den Wahlen geäussert hatten. Obschon die SVP den «Machtanspruch» der FDP in Appenzell Ausserrhoden durch die gleichzeitige Nationalratskandidatur von Matthias Tischhauser (fdp) kritisierte, gab die Volkspartei bekannt, Kontinuität in der Volkskammer und im Stöckli zu priorisieren und somit Caroni zu unterstützen.

Am Wahlsonntag konnte sich Caroni – wie zu erwarten war – ausgiebig freuen. Mit 14'705 Stimmen bei einem absoluten Mehr von 8'134 Stimmen wurde der Wahl-Herisauer zum zweiten Mal in seinem Amt als Ständerat bestätigt. Damit erzielte Caroni mit einer Zustimmung von über 90 Prozent sein bisher bestes Wahlergebnis, das er laut dem St. Galler Tagblatt als «gigantischen Vertrauensbeweis der Bevölkerung» verstand. Gleichzeitig erachte er das Wahlergebnis auch als klaren Auftrag der Bevölkerung, seine Arbeit in gleichem Weise weiterzuführen. Caroni kann mit grossen Erwartungen auf die kommende Legislaturperiode blicken: Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird er Ende 2024 das Amt des Ständeratspräsidenten übernehmen.

Ständeratswahlen 2023 – Appenzell Ausserrhoden
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Bei den Nationalratswahlen 2023 im Kanton Bern versuchten 776 Kandidierende einen der 24 Sitze, die der Kanton Bern im Nationalrat zugute hatte, zu ergattern. Damit wurde nach 2019 (651 Kandidierende) erneut ein neuer Rekord aufgestellt. Auch der Frauenanteil lag mit 42.3 Prozent (328 Frauen) etwas höher als im Vorjahr (2019: 42.1%; 274 Frauen). Der ansteigende Trend der letzten Jahre setzte sich auch bei der Anzahl Listen fort: Insgesamt wurden 39 Listen eingereicht (2019: 34 Listen; 2015: 26 Listen). Dieser Umstand wurde in den Medien insbesondere auf GLP (9 Listen), Mitte (6 Listen) und EVP (4 Listen) zurückgeführt, welche ihre Listenanzahl stark ausgebaut hatten. Diese Wahlkampftaktik wurde derweil medial kritisiert, da sie zur Überforderung der Wählenden führe und die Mandatsverteilung dadurch nicht wirklich dem Volkswillen entspreche, wie etwa der Bund schrieb.

Bei den Nationalratswahlen 2019 waren sowohl national als auch im Kanton Bern insbesondere die Grünen (BE: +5.1 Prozentpunkte, +2 Sitze) und die GLP (BE: +3.7 Prozentpunkte, +1 Sitz) als grosse Siegerinnen hervorgegangen. Im Vorfeld zu den Wahlen 2023 erwarteten die Medien, dass die Grünen einen der vier Sitze wieder verlieren könnten. Einen Grund dafür sahen sie darin, dass Regula Rytz (gp, BE), welche jeweils stark mobilisiert habe, nicht mehr kandidierte. Insbesondere die Wiederwahl von Nathalie Imboden (gp, BE), welche 2022 für Rytz nachgerutscht war, sowie von Christine Badertscher (gp, BE) erachteten die Medien als ungewiss. Letztere war bei einigen Anhängerinnen und Anhängern der Grünen in Ungnade gefallen, als sie sich gegen die Trinkwasserinitiative ausgesprochen hatte, wie der Blick erinnerte. Die Grünen setzten wie üblich auf eine Listenverbindung mit der SP.
Die SP trat erneut mit einer Frauen- und Männerliste an, welche dieses Jahr mit dem Begriff «Queer» ergänzt worden war. 2019 waren mit Adrian Wüthrich (sp, BE) und Corrado Pardini (sp, BE) gleich zwei SP-Männer abgewählt worden. Nun sprachen die Medien Adrian Wüthrich, Präsident von TravailSuisse, gute Chancen zu, seinen ehemaligen Sitz zurückzuerobern, und auch Ueli Schmezer (sp, BE), dem ehemaligen «Mister Kassensturz» (Der Bund), wurde ein Sitzgewinn zugetraut. Sowohl Schmezers Bekanntheit als auch die Bundesratskandidatur von Matthias Aebischer (sp, BE), dessen Wiederwahl in den Nationalrat als ungefährdet galt, könnten der SP-Männerliste zu mehr Stimmen verhelfen, wurde spekuliert. Bei der Frauenliste drehte sich die Diskussion insbesondere um eine mögliche Nachfolgerin von Flavia Wasserfallen (sp, BE), da diese neben dem Nationalrat auch für den Ständerat kandidierte und dort als Favoritin gehandelt wurde. Im Falle einer Wahl Wasserfallens in den Ständerat könnte ihr Sitz insbesondere von Ursula Zybach (sp, BE) oder Andrea Zyrd (sp, BE) geerbt werden, so die Medien.
Der GLP bescheinigten die Medien gute Aussichten; so wurde erwartet, dass sie ihre drei Sitze werde behalten können. Während die Wiederwahl von Parteipräsident Jürg Grossen (glp, BE), welcher gleichzeitig für den Ständerat kandidierte, als unbestritten galt, wurde in den Medien spekuliert, dass die Sitze von Kathrin Bertschy (glp, BE) und Melanie Mettler (glp, BE) weniger sicher seien. Letztere hatte 2019 einen zusätzlichen Sitz ergattert – auch dank der Listenverbindung mit der Mitte (damals CVP) und der EVP, welche dieses Jahr erneut zustande kam.
Die Mitte werde zwar ihre zwei Sitze wohl behalten können, mutmassten die Medien, Heinz Siegenthaler (mitte, BE) werde aber wohl nicht wiedergewählt. Siegenthaler hatte die Wahl bereits drei Mal (2014, 2017 und 2019) nicht direkt geschafft, war aber jeweils im Laufe der Legislatur nachgerutscht. Herausgefordert wurde Siegenthaler vom langjährigen Sicherheitsdirektor der Stadt Bern, Reto Nause (BE, mitte), und der Ex-Moderatorin von TeleBärn, Michelle Renaud (BE, mitte).
Auch dem Bisherigen Marc Jost (evp, BE) von der EVP trauten die Medien eine Wiederwahl zu.
Bei der SVP traten mit Andrea Geissbühler (svp, BE), Andreas Aebi (svp, BE) und Erich von Siebenthal (svp, BE) gleich drei der sieben Bisherigen aufgrund der parteiinternen Amtszeitbeschränkung nicht mehr an. Vier Personen wurden in den Medien als Favoritinnen und Favoriten für die drei Sitze genannt: Beat Bösiger (BE, svp), Thomas Knutti (BE, svp), Katja Riem (svp, BE) und Hans Jörg Rüegsegger (svp, BE). Jedoch fehlte der SVP Bern nach der Wahl von Albert Rösti 2022 in den Bundesrat ihr wichtigstes Zugpferd – Rösti war 2019 der bestgewählte Nationalrat im Kanton gewesen. Spekuliert wurde, dass die Kandidatur von Ständerat Werner Salzmann (svp, BE) für National- und Ständerat dem etwas entgegensteuern könne, da seine Wahl in beiden Räten als sicher galt. Dass die SVP eine Listenverbindung mit der FDP einging, wurde in den Medien derweil als Bonus für die SVP angesehen.
Uneinig war man sich hingegen bei der Frage, ob die FDP von der Listenverbindung mit der SVP ebenfalls profitieren werde. Einerseits könnten dadurch einige FDP-Wählende abgeschreckt werden, andererseits könne dies der FDP dazu verhelfen, ihre beiden Sitze zu behalten. Dabei stellte sich der FDP die schwierige Aufgabe, den Sitz von Christa Markwalder (fdp, BE), welche nach fünf Legislaturen nicht mehr antrat, zu verteidigen. Sandra Hess (fdp, BE), Stadtpräsidentin von Nidau und Grossrätin des Kanton Bern, wurden dabei die besten Chancen zugeschrieben – auch dank ihrer gleichzeitigen Ständeratskandidatur.
Die EDU hatte sich 2019 dank einer grossen Listenverbindung mit vielen Kleinparteien überraschend einen Sitz für Andreas Gafner (edu, BE) gesichert – diesen wollte man 2023 verteidigen. Auch bei dieser Wahl schloss sich die EDU insgesamt mit sechs kleinen Listen zu einem Bündnis zusammen, unter anderem mit den aus der Bewegung der Covid-19-Massnahmen-Gegnerinnen und -Gegner entstandenen Parteien Mass-voll und Aufrecht. Diese hofften, mit ihrem Bündnis gleich zwei Sitze zu erreichen.

Am Wahlsonntag kam es zu einer gewissen Korrektur der grünen Frauenwahl von 2019. So sank der Frauenanteil in der Berner Nationalratsdelegation von 54.2 Prozent in 2019 auf neu 41.7 Prozent (3 Frauen weniger). Zudem konnten die Grünen ihren vierten Sitz mit einem Stimmenanteil von 10.8 Prozent (-3.3 Prozentpunkte) nicht halten. Dieser Sitzverlust kostete Natalie Imboden (48'655 Stimmen) ihr Nationalratsmandat, im Amt bestätigt wurden hingegen Kilian Baumann (gp, BE; 61'393 Stimmen), Aline Trede (gp, BE; 60'809 Stimmen) und Christine Badertscher (52'719 Stimmen). Die GLP konnte zwar nicht an den Erfolg von 2019 anknüpfen, verzeichnete aber im Kanton Bern auch keine Sitzverluste. Ihre drei Bisherigen, Jürg Grossen (78'289 Stimmen), Kathrin Bertschy (57'821 Stimmen) und Melanie Mettler (43'133 Stimmen) wurden erneut gewählt und die Partei steigerte ihren Wähleranteil gar leicht von 9.7 Prozent auf 10.5 Prozent. Mit einem Rückgang der Wähleranteile um 0.9 Prozentpunkte auf nun 8.4 Prozent konnte die FDP den Sitz von Christa Markwalder nicht verteidigen. Trotz ihrem guten Ergebnis bei der Ständeratswahl gelang Sandra Hess (45'594 Stimmen) der Sprung in den Nationalrat nicht. Im Amt bestätigt wurde hingegen Christian Wasserfallen (fdp, BE; 61'214 Stimmen), der damit bereits seine fünfte Legislatur antrat.
Einen leichten Verlust an Wählerstimmen hatte auch die Mitte (im Vergleich zu den Wähleranteilen der CVP und BDP) zu verzeichnen: Sie erhielt 1.8 Prozentpunkte weniger als noch 2019 (neu: 8.1%). Dennoch gelang es ihr damit, ihre zwei Sitze zu verteidigen. Neben dem Bisherigen Lorenz Hess (mitte, BE; 52'334 Stimmen) wurde Reto Nause (42'022 Stimmen) bei seinem siebten Anlauf erstmals gewählt. Damit schaffte jedoch Heinz Siegenthaler (27'561 Stimmen) die Wiederwahl erneut nicht.
Als Gewinnerin der Nationalratswahlen in Bern tat sich die SP hervor, welche ihren Wähleranteil von 16.8 Prozent auf 20.7 Prozent (+3.9 Prozentpunkte) erhöhen und einen Sitz zurückgewinnen konnte. Dieser ging an die SP-Grossrätin Ursula Zybach (47'458 Stimmen), welche zwar weniger Stimmen erhielt als Ueli Schmezer (49'321 Stimmen), aber von der sehr stark abschneidenden SP-Frauenliste profitieren konnte. Diese hatte gut doppelt so viele Stimmen erhalten wie die SP-Männerliste. Entsprechend wurden Tamara Funiciello (sp, BE; 71'811 Stimmen), Nadine Masshardt (sp, BE; 80'947 Stimmen) und Flavia Wasserfallen (119'677 Stimmen) klar im Amt bestätigt. Da der ebenfalls wiedergewählte Matthias Aebischer (74'358 Stimmen) jedoch bereits im Vorfeld angekündigt hatte, dass er im Laufe der nächsten Legislatur zurücktreten werde – entweder aufgrund der Wahl in den Bundesrat oder falls es ihm gelingen sollte, den SP-Sitz von Michael Aebersold (BE, sp) im Berner Gemeinderat für die SP zu verteidigen –, dürfte Ueli Schmezer den Sprung in den Nationalrat nachträglich doch noch schaffen. Da Flavia Wasserfallen anschliessend in den Ständerat gewählt wurde, rückte Andrea Zryd (45'192 Stimmen) nach.
Auch die SVP, die als nationale Wahlsiegerin galt, konnte in Bern ihren Wähleranteil um 0.9 Prozentpunkte (neu: 30.9%) erhöhen und damit einen achten Sitz hinzugewinnen. Neu in den Nationalrat gewählt wurden damit für die SVP Werner Salzmann (122'105 Stimmen), Katja Riem (101'345 Stimmen) – die jüngste Nationalrätin in der neuen Legislatur –, Thomas Knutti (100'585 Stimmen) und Ernst Wandfluh (95'684 Stimmen). Bestätigt wurden die bisherigen Lars Guggisberg (svp, BE; 121'468 Stimmen), Erich Hess (svp, BE; 108'776 Stimmen), Manfred Bühler (svp, BE; 105'240 Stimmen), welcher den Berner Jura vertritt, und Nadja Umbricht Pieren (svp, BE; 101'447 Stimmen). Nachdem Werner Salzmann auch die Wahl in den Ständerat erneut geschafft hatte, rückte Hans Jörg Rüegsegger (94'967 Stimmen) nach.
Auch die EDU und die EVP konnten ihre beiden Sitze von Andreas Gafner (31'176 Stimmen) und Marc Jost (29'406 Stimmen) verteidigen.
Damit setzte sich die Berner Nationalratsdelegation neu wie folgt zusammen: 8 SVP, 5 SP, 3 GP, 3 GLP, 1 FDP, 2 Mitte, 1 EVP und 1 EDU. Mit 49.7 Prozent lag die Wahlbeteiligung 2023 um 2.3 Prozentpunkte höher als 2019 (47.7%).

Nationalratswahlen 2023 – Bern
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Die Ständeratswahlen 2023 im Kanton Bern versprachen bereits im April 2022 spannend zu werden, als Hans Stöckli (sp, BE) bekannt gab, dass er nach zwölf Jahren im Amt nicht mehr für den Ständerat kandidieren werde. Der 71-jährige und damit damals älteste Ständerat hatte sich seit 44 Jahren in der Politik engagiert. Damit stellte sich die Frage, ob es der SP gelingen würde, den Sitz zu verteidigen. 2003 hatte Simonetta Sommaruga den Sitz von der FDP gewonnen und damit die jahrzehntelange bürgerliche Dominanz in der Berner Delegation durchbrochen. Die SP schickte dafür Nationalrätin Flavia Wasserfallen (sp, BE) ins Rennen. Die Medien räumten Wasserfallen als urbane Frau mit einem Bio-Gemüse-Lieferdienst gute Chancen ein, auch bei der Landbevölkerung Eindruck zu machen. Herausgefordert wurde Wasserfallen durch den ehemaligen Erziehungsdirektor des Kantons Bern, Bernhard Pulver (BE, gp). Die Medien spekulierten darüber, ob ihm sein Amt als Präsident der Insel Gruppe und die damit verbundenen und umstrittenen Spitalschliessungen in Bern bei den Ständeratswahlen schaden könnten. Auch die FPD wollte den SP-Sitz angreifen und damit zum vor 2003 üblichen bürgerlichen Doppelticket zurückkehren. Ihrer Kandidatin Sandra Hess (BE, fdp), Grossrätin und Stadtpräsidentin von Nidau, sprachen die Medien jedoch nur geringe Chancen zu, weil sie national kaum bekannt sei. Auch GLP-Parteipräsident Jürg Grossen (glp, BE) und Mitte-Nationalrat Lorenz Hess (mitte, BE) kandidierten für den Sitz – ihnen sprachen die Medien neben Wasserfallen und Pulver noch die grössten Chancen auf den Ständeratssitz zu. Für die EVP trat zudem Marc Jost (evp, BE) an, über den die Medien jedoch kaum berichteten. Dass der zweite Sitz beim bisherigen Ständerat Werner Salzmann (svp, BE) und damit bei der SVP bleiben würde, wurde im Vorfeld medial kaum angezweifelt. Neben diesen sieben Kandidierenden aus den etablierten Parteien traten noch zehn weitere Personen für den Ständerat an: zwei Parteilose (Richard Koller, Verena Lobsiger-Schmid), zwei Mitglieder der Piratenpartei (Jorgo Ananiadis und Pascal Fouquet), vier Mitglieder der «Normalos» (Gianpietro Iseli, Daniel Neeser, Adrian Spycher, Romain Zbinden), der auch für den Nationalrat mit eigener Liste antretende Philipp Jutzi sowie die ehemalige SVP-Politikerin Madeleine Amstutz von der Bürgerlichen Stadt- und Landliste.

Am Wohlsonntag sorgten die beiden Frauen der SP und der FDP für Überraschungen: Flavia Wasserfallen erzielte bei einer Wahlbeteiligung von 50.1 Prozent im ersten Wahlgang mit 158'843 Stimmen nicht nur ein sehr gutes Ergebnis, sondern lag gar vor dem Bisherigen Werner Salzmann (157'944 Stimmen). Auch Sandra Hess erzielte ein gutes Ergebnis (93'123 Stimmen) und liess Jürg Grossen (72'860 Stimmen), Lorenz Hess (41'237 Stimmen) und Marc Jost (28'377 Stimmen) deutlich hinter sich. Von den Kandidierenden ohne grosse Partei im Rücken erzielte Madeleine Amstutz mit 16'747 Stimmen am meisten Stimmen. Dass weder Wasserfallen noch Salzmann das absolute Mehr von 173'210 Stimmen erreichen konnten, machte einen zweiten Wahlgang nötig. Dabei spekulierten die Medien bereits darüber, ob es zu zwei Zweitertickets kommen könnte – Flavia Wasserfallen und Bernhard Pulver gegen Werner Salzmann und Sandra Hess. Doch bereits am Montag nach der Wahl verzichteten sämtliche Kandidierenden ausser Flavia Wasserfallen und Werner Salzmann auf den zweiten Wahlgang: Nachdem Jürg Grossen, Marc Jost und Lorenz Hess ihren Rückzug verkündet hatten, erklärte sich auch Sandra Hess bereit, auf eine Kandidatur zu verzichten, sofern auch Bernhard Pulver aus dem Rennen aussteige. Die Wahlbevölkerung habe sich bereits deutlich für Wasserfallen und Salzmann ausgesprochen und mit ihrem Rückzug könne man gut CHF 1 Mio. an Steuergeldern sparen, begründete Hess diesen Entscheid. Somit wurden Wasserfallen und Salzmann stillschweigend in den Ständerat gewählt. Mit 49'587 Panaschierstimmen im ersten Wahlgang ernannten die Medien Wasserfallen einige Tage nach der Wahl zur «Panaschierkönigin» und zur «populärsten Kandidatin».

Ständeratswahlen 2023 – Bern
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Die Nationalratswahlen 2023 in Basel-Stadt versprachen spannend zu werden, zumal dem Basler Stadtkanton für die kommende Legislaturperiode aufgrund der Bevölkerungsverteilung nur noch vier der bisher fünf Nationalratssitze zustanden. Für diese bewarben sich insgesamt 122 Kandidierende – leicht weniger als noch 2019 (133 Kandidierende). Der Frauenanteil lag wie 2019 bei 45.9 Prozent (56 Frauen und 66 Männer). Da alle fünf Bisherigen eine weitere Legislatur anstrebten, diskutierten die Medien im Vorfeld darüber, wer wohl seinen oder ihren Platz werde räumen müssen und wie die vier Sitze zwischen dem linken und dem bürgerlichen Lager aufgeteilt würden.

Im linken Lager gingen die SP und das Grüne Alternative Bündnis (GAB), bestehend aus Basta, Grünen und Jungem Grünen Bündnis Nordwest, eine Listenverbindung ein. Nicht dabei war die PdA, welche in Basel nach 20 Jahren erstmals wieder zu den Nationalratswahlen antrat. Aufgrund ihrer Haltung gegenüber dem Ukrainekrieg lehnten die SP und das GAB eine Listenverbindung mit der PdA ab. Derweil spekulierten die Medien, dass die SP als mit Abstand stärkste Kraft im Basler Stadtkanton ihre beiden Sitze wohl nicht werde halten können, da ihr mit Eva Herzog (sp, BS), die erneut für den Ständerat kandidierte, und Beat Jans, der in den Bundesrat gewählt worden war, zwei wichtige «Zugpferde» fehlten. Gute Chancen schrieben sie Mustafa Atici (sp, BS) zu, der 2019 für Eva Herzog in den Nationalrat nachgerückt war. Die Medien spekulierten, dass ihm seine Kandidatur für das SP-Bundesratsticket, welche er zugunsten von Beat Jans zurückgezogen hatte, bei der Wiederwahl helfen könnte. Geringer erschienen die Chancen von Sarah Wyss (sp, BS), die 2020 für Beat Jans nachgerückt war – aber auch von Sibel Arslan (basta, BS) für das GAB. Einerseits sei Arslan eine im ganzen Land bekannte Politikerin, was ihre Wiederwahlchancen gemäss den Balser Zeitungen erhöhte, andererseits war unklar, wie stark die erwarteten Verluste der Grünen ausfallen würden und ob diese sie einen Sitz kosten würden.
Auf der bürgerlichen Seite gingen LDP, FDP, GLP und Mitte eine grosse Listenverbindung ohne die SVP ein. Die Mitte und die GLP hatten sich früh gegen eine Zusammenarbeit mit der SVP ausgesprochen, während die FDP einige Zeit darüber diskutierte, sich aber letztlich von einer Zusammenarbeit mit den anderen Parteien eine grössere Chance erhoffte, die zwei bürgerlichen Sitze zu verteidigen. Medial diskutiert wurde unter anderem, ob es der LDP als stärkste bürgerliche Kraft gelingen werde, neben der als gesetzt angesehenen LDP-Präsidentin Patricia von Falkenstein (ldp, BS) diesen zweiten Sitz zu ergattern. Dafür müsste die LDP jedoch doppelt so stark abschneiden wie die restlichen bürgerlichen Parteien. Als schwierig werde sich die Verteidigung des GLP-Sitzes von Katja Christ (glp, BS) herausstellen, prognostizierten die Medien, da sie diesen 2019 trotz einem relativ tiefen Wähleranteil von 5.7 Prozent nur dank einer umstrittenen – und in der Zwischenzeit verbotenen – Unterlistenverbindung mit der BDP und der EVP gewonnen hatte. In der Folge gab die GLP bekannt, 2023 mit insgesamt neun Wahllisten anzutreten. Nach einigen hitzigen Diskussionen im bürgerlichen Lager reduzierte die GLP ihre Listenzahl auf sieben. Die SVP zog im Kanton Basel-Stadt ohne Verbündete in den Wahlkampf. Da die Partei im Stadtkanton traditionell über keine hohe Zustimmung verfügt, wurde ein Sitzgewinn als eher unwahrscheinlich erachtet. Schliesslich trat auch die aus der Bewegung der Covid-19-Massnahmengegnerinnen und -gegner hervorgegangene Partei Mass-voll im Kanton Basel-Stadt mit einer eigenen Liste zu den Nationalratswahlen an.

Am Wahlsonntag zeichnete sich bald ab, dass der Basler Stadtkanton eine reine Frauendelegation nach Bern entsenden würde. Bei den Bürgerlichen verteidigte zwar LDP-Nationalrätin Patricia von Falkenstein ihren Sitz mit 9'792 Stimmen, ansonsten musste die LDP jedoch eine Wahlschlappe hinnehmen: Die bisher stärkste bürgerliche Partei verlor 5 Prozentpunkte (neu: 10.3%). Die GLP konnte den zweiten bürgerlichen Sitz von Katja Christ verteidigen (6'655 Stimmen) und legte im Vergleich zu 2019 nochmals um 3.4 Prozentpunkte zu (neu: 9.1%). Im linken Lager gelang es Sibel Arslan ihren Sitz mit 14'239 Stimmen erneut zu sichern, obwohl das GAB leicht an Wähleranteilen verlor (-0.6 Prozentpunkte, neu: 17.1%). Das beste Ergebnis erreichte hingegen überraschend Sarah Wyss mit 22'032 Stimmen, die damit besser abschnitt als Mustafa Atici (20'138 Stimmen), für den trotz seines guten Resultats kein Sitz mehr übrigblieb. Die SP blieb zwar mit 31.8 Prozent (-0.9 Prozentpunkte) mit Abstand die stärkste Partei in Basel-Stadt, verlor jedoch ihren zweiten Sitz. Die Medien erklärten sich die verpasste Wiederwahl von Atici damit, dass wohl viele Wählende in der Hoffnung auf drei linke Nationalratssitze Arslan auf die SP-Liste panaschiert hätten. Ein Drittel ihrer Stimmen kam denn auch von SP-Wählenden. Keine Sitze holten sich die FDP (+0.9 Prozentpunkte, neu: 6.9%), die Mitte (neu: 5.8%. 2019: CVP: 4.5%; BDP: 0.4%) und die SVP. Letztere stieg mit 13.6 Prozent Wähleranteil (+1.2 Prozentpunkte) wieder zur stärksten bürgerlichen Partei im Kanton auf.
Die Wahlbeteiligung lag mit 49.7 Prozent um 3 Prozentpunkte höher als im nationalen Durchschnitt (46.7%) und auch höher als 2019 (47.7%).

Nationalratswahlen 2023 – Basel-Stadt
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Bei den Ständeratswahlen 2023 im Kanton Basel-Stadt mutmassten die Medien bereits früh, dass die bisherige SP-Ständerätin Eva Herzog (sp, BE) im SP-dominierten Stadtkanton die Wiederwahl schaffen würde. Folglich stand in ihrer Berichterstattung nicht die Frage nach der Gewinnerin des baselstädtischen Ständeratssitzes im Zentrum, sondern die Frage: «Wer verliert gegen Eva Herzog?». Dabei verlief die Suche der Parteien nach einer Gegenkandidatin oder einem Gegenkandidaten harzig, zumal «niemand [...] den Verlierer-Stempel» aufgedrückt bekommen wollte, wie es etwa FDP-Präsident Johannes Barth (BS, fdp) gegenüber der BLZ ausdrückte. So verzichtete die 2019 bei der Ständeratswahl gegen Herzog gescheiterte Patricia von Falkenstein (ldp, BS) auf eine erneute Kandidatur. Der ehemalige FDP-Regierungsrat Baschi Dürr (BS, fdp) lehnte eine Kandidatur ebenfalls ab, obwohl er bei einer Wahl von Herzog in den Bundesrat als Ersatzkandidat bereitgestanden wäre. Dass 2024 bereits die Regierungsratswahlen in Basel-Stadt anstanden, hinderte nach eigenen Aussagen auch Regierungsrat Lukas Engelberger (BS, mitte) an einer Kandidatur – obwohl ihm die Basler Zeitung einen Erfolg noch am ehesten zutraute. Das bürgerliche Lager entschied sich in der Folge dazu, mit Mitte-Präsident Balz Herter (BS, mitte) einen Nationalratskandidaten ins Rennen zu schicken. Dieser erhoffte sich dadurch nicht nur zusätzliche Werbung für die Nationalratswahlen, sondern auch für eine spätere Kandidatur als Regierungsrat von Basel-Stadt, wie die Basler Zeitung schrieb. Die Medien erachteten die Kandidatur als «verständlich», aber auch «mutig», da ein schlechtes Abschneiden seine Stellung als «logischer Nachfolger» von Lukas Engelberger gefährden könnte. Da die SVP bei den Nationalratswahlen aus der bürgerlichen Listenverbindung ausgeschlossen worden war, stellte sie einen eigenen Kandidaten, anstatt Herter zu unterstützen, wie die Medien berichteten. Auch ihr zu den Ständeratswahlen antretender Präsident, Pascal Messerli, (BS, svp) nutzte dabei die Wahlen gemäss Medien dafür, seine Bekanntheit auszubauen. Trotz seiner Ständeratskandidatur erhielt hingegen der Basler Grossrat Eric Weber (BS, va) kaum mediale Aufmerksamkeit.
Am Wahlsonntag gelang der von den Basler Medien als «Kronfavoritin» bezeichneten Eva Herzog ein «überragendes» Ergebnis (BaZ): Mit 42'677 Stimmen holte sie sechsmal mehr Stimmen als ihre beiden stärksten Herausforderer und schaffte damit die Wiederwahl mehr als deutlich – das absolute Mehr lag bei 29'208 Stimmen. Balz Herter musste sich mit 6'959 Stimmen klar geschlagen geben, erzielte jedoch leicht mehr Stimmen als der SVP-Kandidat Pascal Messerli (6'731 Stimmen). Eric Weber erzielte 974 Stimmen. Die Stimmbeteiligung lag bei 51.4 Prozent.

Ständeratswahlen 2023 – Basel-Stadt
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Les deux représentants vaudois à la chambre des cantons ayant annoncé leur départ peu avant les fédérales de 2023, les élections au Conseil des Etats promettaient une campagne animée. En effet, la sénatrice verte, Adèle Thorens Goumaz, élue depuis 2007 sous la coupole et depuis 2019 à la chambre haute, a décidé de ne pas renouveler son mandat. Quant au sénateur Olivier Français (plr), il a également annoncé son retrait, à l'âge de 67 ans, après quatre législatures au Palais fédéral, dont deux au Conseil des Etats. De plus, une nouveauté a été introduite: cette élection au système majoritaire à deux tours s'est déroulée pour la première fois dans le canton avec le système du bulletin unique. C'est-à-dire que tous les candidats pour le Conseil des États étaient inscrits sur le même bulletin de vote, remplaçant les listes partisanes. L’ordre des noms sur le bulletin a été défini par tirage.
Pour repourvoir les deux sièges vacants du canton de Vaud, 13 candidates et candidats ont été présentés au premier tour. Le parti socialiste, bien décidé à reconquérir son fauteuil sénatorial perdu en 2019 avec le départ de Géraldine Savary et regagné par la verte Adèle Thorens Goumaz, a d'abord dû faire face à un duel entre deux figures emblématiques du parti: Roger Nordmann et Pierre-Yves Maillard. C'est lors de son congrès en 2022, que le parti à la rose a départagé les deux conseillers nationaux et désigné Pierre-Yves Maillard comme candidat aux Etats et accordé à son concurrent une dérogation pour un cinquième mandat au national. Pour rejoindre le premier candidat sur le ticket de la gauche, les Vert.e.s vaudois ont préféré le conseiller national Raphaël Mahaim à Séverine Evéquoz, alors présidente du Grand Conseil vaudois. En réaction au ticket entièrement masculin de la gauche, les jeunes socialistes et les jeunes Vert.e.s ont lancé chacun une candidate dans la course à la chambre haute, à savoir Margarida Janeiro (js) et Angela Zimmermann (jv), choix pourtant critiqué en raison du risque de dispersion des voix de la gauche.
Pour reprendre le fauteuil du PLR, ce sont la conseillère nationale Jacqueline de Quattro et le conseiller d'Etat Pascal Broulis qui se sont confrontés. Face au ticket rose-vert, l'Alliance vaudoise a proposé un ticket PLR-UDC, composé finalement du PLR Pascal Broulis et de l'UDC Michaël Buffat.
Pour le reste des candidatures, les Vert'libéraux ont mis en avant la conseillère nationale Céline Weber, le mouvement centriste des Indépendants vaudois a pour sa part proposé François Meylan pour le représenter, Les Libres ont affiché Emmanuel Gétaz et le POP a misé sur Anaïs Timofte et Zakaria Dridi. La coalition Ensemble à gauche a complété le tableau avec ses trois candidat.e.s: Hadrien Buclin (Solidarités), Elodie Lopez (Décroissance alternative) et Ella-Mona Chevalley (Solidarités & Ecologie). Le Centre ne briguera pas de siège et a annoncé soutenir le ticket PLR-UDC.
Pour sa campagne, le duo vert-rose a misé d'une part sur l'amélioration des conditions de travail, le renforcement des rentes et le blocage du taux de référence pour les loyers, et d'autre part sur un plan climat national, une souveraineté alimentaire renforcée et une meilleure égalité entre hommes et femmes. De l'autre côté de l'échiquier politique, la droite a proposé une campagne centrée sur l'innovation, avec une priorité sur la défense du pouvoir d'achat face à la hausse de l'inflation et des taux d'intérêt. Le deuxième point de la campagne était la défense des sécurités, notamment la sécurité énergétique munie d'une production helvétique ou le renforcement de l'armée. Les deux candidats se sont dit prêts à défendre les intérêts de leur canton sur des thèmes comme l'agriculture, les infrastructures ferroviaires ou la formation. Deux semaines avant les élections, la campagne PLR-UDC a cependant été mise à mal avec un «scandale» paru dans les journaux, accusant Michaël Buffat de violences conjugales. Le principal intéressé a démenti les faits. Le président de l’alliance vaudoise a affirmé, selon Le Temps, que son alliance restait malgré tout soudée. Le candidat agrarien n'étant plus en mesure de se retirer après le dépôt des listes, selon la loi sur l’exercice des droits politiques du canton de Vaud, a dû rester dans la course aux Etats.
Au premier tour, Pierre-Yves Maillard a réussi l'exploit de se faire élire avec un score de 101'880 suffrages (52.3%) remportant ainsi la majorité absolue des voix fixée à 97'407. Le succès de sa campagne était lié aux thèmes abordés, tels que l'AVS, les revenus, les loyers, ou les caisses maladies, qui sont des préoccupations dépassant les frontières partisanes. Il disposait d'une avance confortable sur Pascal Broulis (85'171, 43.7%), qui a donc été ballotté vers le second tour. Comme rapporté par le 24heures, le libéral s'est dit «serein pour le second tour». Michaël Buffat et Raphaël Mahaim ont récolté respectivement 52'518 (27.0%) et 48'087 suffrages (24.7%). Le dégât d'image suite à «l'affaire Buffat» a donc été limité. L'alliance de droite a cependant vu son espoir s'envoler de récupérer les deux fauteuils à son avantage. Dernière candidate au-dessus des 10 pourcent, Céline Weber a été créditée de 26'243 voix (13.5%), alors que les autres candidat.e.s ont terminé plus loin. Comme une seule candidature a atteint la majorité absolue, un deuxième tour a été nécessaire pour compléter le tirage. La participation aux urnes a été de 43.3 pourcent des vaudois.e.s pour ce premier tour des élections fédérales. Selon 24heures, le nouveau système du bulletin unique a permis de réduire le nombre de bulletins nuls par trois en raison de sa simplicité.
Après les résultats du premier tour, l'UDC Michael Buffat a annoncé se retirer de la course pour laisser toutes ses chances à son allié. L'Alliance vaudoise a invité Raphaël Mahaim à faire de même pour éviter les frais que coûterait un deuxième tour au canton, estimés à CHF 700'000 francs. Le député vert a, malgré les recommandations du camp opposé, voulu poursuivre et a appelé à «une grande alliance écologiste et progressiste qui dans ce canton peut faire plus que l'Alliance de droite». Les socialistes ont décidé à l'unanimité de soutenir le candidat vert. L'enjeu du deuxième tour a donc été de savoir lequel des deux candidats les Vert'libéraux allait rallier , qui étaient en mesure de faire la différence parmi l'électorat. Le parti vert'libéral a finalement décidé de laisser la liberté de vote à ses membres.
Les résultats du deuxième tour ont révélé, sans grande surprise, que c'était le libéral Pascal Broulis qui allait rejoindre le socialiste Pierre-Yves Maillard à la Chambre haute. Parti favori sur le vert Raphaël Mahaim au premier tour, l'ancien conseiller d'Etat vaudois libéral a été élu avec 89'058 suffrages (53.6%) contre 74'648 voix (44.9%) pour son adversaire et a ainsi sauvé le siège de son parti. Pierre-Yves Maillard a mis en avant le fait que: «Le résultat est plus serré que ce que certains pronostiquaient». Raphaël Mahaim, perdant ainsi le fauteuil des Vert.e.s au Conseil des Etats, continuera à siéger au Conseil national. Le sénateur du PLR partant, Olivier Français, a salué son remplaçant dans 24heures: «Cela fait plaisir d’être remplacé par des gens de qualité. C’est un bon duo pour représenter le canton à Berne». En effet, le tandem d'anciens conseillers d'Etat, surnommé «Brouillard et Malice» est ainsi reformé.
Pour ce deuxième tour, ce n'est plus que 37.0 pourcent de la population vaudoise qui s'est rendue aux urnes. Du point de vue de leurs campagnes de communication, Pascal Broulis est le sénateur romand ayant bénéficié du financement le plus élevé, soit un montant de CHF 287'005 selon CH Media. Son principal concurrent, Pierre-Yves Maillard disposait lui d'un montant environ trois fois moins élevé, à savoir CHF 90’519.

Election Conseil des Etats 2023 – Vaud
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Pour les élections fédérales 2023, 384 personnes réparties sur 22 listes briguaient un des 19 sièges vaudois au Conseil national, dépassant ainsi le record de 2019 (377 personnes). Parmi les candidatures, 141 étaient des femmes, soit 37%. La différence était plus marquées à droite où moins de 25% étaient des femmes, au centre ce chiffre s’élevait à 35%, tandis qu'à gauche, les listes étaient paritaires. La moyenne d'âge des profils était de 41 ans, chiffre stable par rapport à 2015 et 2019. Sur les 300 communes vaudoises, 125 étaient représentées par au moins un.e candidat.e.
Les partis politiques se sont lancés dans la course au national avec différents objectifs. Le Centre vaudois, ne disposant jusque-là que d'une faible visibilité à Berne, a souhaité bénéficier d'un nouvel élan et continuer sur sa lancée, après s'être recréé une présence en terre vaudoise avec l'élection inattendue de la centriste Valérie Dittli au Conseil d'Etat au printemps 2022. Pour cela, le parti a décidé de tourner le dos à l'Alliance vaudoise, préférant s'apparenter avec les petites formations centristes (Les Libres et le Parti évangélique). Ce choix a alimenté les tensions durant la campagne, puisque perçu comme une trahison par ses alliés (PLR-UDC). Le Centre a également refusé un quelconque apparentement avec les Vert'libéraux qui se sont donc lancés seuls dans la course.
Le Parti vert'libéral, qui avait progressé aux dernières élections fédérales et avait réussi à récupérer un siège supplémentaire, allait cette année devoir se battre pour maintenir son deuxième siège menacé notamment par l'UDC. En effet, l'UDC s'est donné comme objectif de reconquérir un quatrième siège à Berne, perdu lors des dernières élections fédérales. Pour mettre en œuvre cette volonté, la section cantonale a lancé une troisième liste, complétant la liste principale et la liste jeune, intitulée «UDC Liberté & Mobilité». Le but était ainsi de mobiliser le plus largement possible en menant une campagne de terrain. De plus, le quatrième parti du canton a misé sur son apparentement avec le PLR pour regagner des places dans le classement. Le défi du parti était également de trouver une personnalité pour remplacer le conseiller national Jean-Pierre Grin, quittant le Parlement après 16 ans de mandat. Ce sont 57 personnes qui défendaient les couleurs du PLR, premier parti de la majorité, sur trois listes différentes: une liste principale, une liste intitulée «Energie libérale» et enfin une liste jeune. Parmi les cinq conseillers nationaux sortants, ce sont Daniel Ruch et Alexandre Berthoud qui se trouvaient sur la sellette. En effet, dû à leur arrivée en fin de législature, leur réélection n'était pas assurée.
De l'autre côté de l'échiquier politique, le Parti socialiste était lui sorti la mine basse des élections cantonales de 2022 où il avait perdu cinq sièges au Grand Conseil et sa conseillère d'Etat Cesla Amarelle n'avait pas été réélue. Les socialistes voulaient assurer à tout prix leurs cinq sièges à la chambre du peuple. Pour cela, le parti présentait une liste paritaire de 19 candidat.e.s et misait sa campagne sur le pouvoir d'achat, jugé comme préoccupation centrale de la population suisse. Les socialistes espéraient pouvoir compter sur Pierre-Yves Maillard, président de l'USS, comme locomotive pour la campagne. Il a logiquement été placé en tête de liste au Conseil national. Du côté des Vert.e.s, le parti vaudois souhaitait continuer sur sa lancée de la «vague verte de 2019» qui leur avait permis une progression de deux à quatre sièges à la chambre basse ainsi que la conservation de leur fauteuil à la chambre haute. L'objectif de la section cantonale était de confirmer ses quatre sièges en réélisant les élu.e.s écologistes sortant.e.s. Pour cela, les Vert.e.s ont présenté une liste de 19 candidat.e.s et fait campagne sur les questions climatiques, mais également en faveur d'une économie circulaire et d'une agriculture durable. Finalement, les partis de la gauche radicale ont voulu retrouver le siège perdu à la chambre basse en 2011. C'était le cas notamment du POP Vaud qui a présenté sa liste paritaire de 19 personnes représentant «des professions de la société réelle afin de remettre au cœur de la politique suisse des préoccupations sociales fortes». Ensemble à Gauche, qui a également présenté sa liste, a toutefois regretté qu'une alliance plus large à gauche n'ait pas pu être trouvée pour contrer la montée de la droite.
Le dimanche 22 octobre, c'est une vague rose qui a déferlé sur le canton de Vaud. Après l'élection de Pierre-Yves Maillard aux Etats, les socialistes ont gagné un siège supplémentaire au Conseil national et se sont classés en première position avec 24.2% des voix (4.9 points de pourcentage de voix supplémentaires par rapport à 2019). Trois jeunes élu.e.s ont ainsi rejoint le groupe socialiste sous la coupole: Jean Tschopp, Jessica Jaccoud et Brenda Tuosto. Une d'entre eux repourvoyait le nouveau siège du parti, tandis que les deux autres remplaçaient Pierre-Yves Maillard, élu à la chambre haute, et Ada Marra, ayant atteint son nombre maximal de mandats. Ils ont rejoints les conseillères et conseillers sortants Roger Nordmann, Samuel Bendahan, et Brigitte Crottaz. Le score fut qualifié de «phénoménal» par le président vaudois du parti, les socialistes prenaient ainsi une belle revanche sur les élections cantonales 2022.
Autres grands gagnants de ces élections, l'UDC avec 15.1% des voix (+1.8pp) a récupéré un siège. La délégation se compose donc des élus sortants Jacques Nicolet et Michaël Buffat – également candidat pour l'élection au conseil des Etats – et est complétée par les nouveaux élus Yvan Pahud, chef de groupe au Grand Conseil, et l'inattendu Sylvain Freymond, agriculteur de 39 ans. Selon Floriane Gonet, secrétaire générale de l'UDC Vaud, cette montée est due aux inquiétudes grandissantes des Vaudois.e.s liées à l'immigration et à la hausse du coût de la vie qui ont renforcé la confiance envers le parti.
Le Centre (2.3%, +4.5pp) a fait son grand retour, regagnant le siège perdu par Claude Béglé en 2019 à la chambre basse. Sa représentante, alors presque inconnue de la politique vaudoise, est la futurologue Isabelle Chappuis. Le choix de tourner le dos à l'Alliance, qui avait subi les critiques, a été gagnant pour le parti. Son président l'a qualifié de résultat «au-delà des espérances» dans Le Temps.
De son côté, le PLR, traditionnellement premier parti du canton, a été recalé à la seconde place avec 20.3% des voix (-0.9pp). Les libéraux-radicaux ont perdu un de leur cinq sièges. C'est le conseiller national et vice-président cantonal Alexandre Berthoud qui s'est vu contraint de quitter le Parlement. Son collègue Daniel Ruch, qui était également menacé, a repris le siège qui était réservé à Pascal Broulis en cas de non-élection aux Etats et s'est placé aux côtés des autres élu.e.s sortant.e.s: Jacqueline de Quattro – arrivée en tête de liste –, Olivier Feller et Laurent Wehrli. Face à cette grosse déception, Florence Bettschart-Narbel, présidente du PLR Vaud, a expliqué que le parti «était peut-être [...] trop confiant, pensant trop vite que les cinq sièges étaient acquis». Lors du congrès qui a suivi les résultats, la présidente a insisté sur le fait que leur siège n'avait pas été volé par Le Centre ou l'UDC mais que: «nous avons perdu ce siège parce que nous n’avons pas assez fait de voix». L'avis qu'avec le Centre dans l'Alliance, le siège du PLR aurait été maintenu était donc controversé. Les analyses postérieures ont révélé que dans le cas d'un apparentement des listes PLR, UDC et Le Centre, la différence se serait jouée à 594 suffrages. C'est-à-dire que Le Centre aurait dû récolter 594 voix supplémentaires pour gagner un siège et que le «grand vieux parti vaudois» n'en aurait pas perdu. Au sujet du futur de l'Alliance vaudoise, qui avait été un succès lors de l'élection au Conseil d'Etat en 2022, le président de l'UDC Vaud, Kevin Germanier a déclaré qu'il n'y avait «aucune raison de renier une alliance qui permet au canton d’aller dans le bon sens, même si cela prend du temps». En effet, malgré le recul des libéraux-radicaux, les camps bourgeois et rose-vert ont gardé le même rapport: 10 sièges à droite contre 9 à gauche.
Déception également du côté des Vert.e.s qui ont perdu un siège et sont redevenus la quatrième force du canton (11.8%, -6.2pp). La climatologue Valentine Python ne retourne pas à Berne pour cette 52ème législature. La vague verte de 2019 n'a donc duré qu'une seule législature. Raphaël Mahaim, qui était également candidat à la chambre haute, a fini deuxième du second tour face à Pascal Broulis et reste donc siéger au national aux côtés des réélues écologistes Sophie Michaud Gigon et Léonore Porchet. Le troisième siège redistribué à un nouveau parti s'est fait en défaveur des Vert'libéraux (3.9%, -0.9pp). Céline Weber devra donc assurer seule la représentation de son parti à Berne, se voyant privée de son collègue le conseiller national François Pointet. Finalement, la gauche radicale n'a pas réussi à reconquérir son siège perdu en 2011 avec 2.7% de voix pour Ensemble à gauche et 1.6% pour le POP.
En résumé, la députation vaudoise pour la 52ème législature se compose de 6 PS (2019: 5), 4 PLR (2019: 5), 4 UDC (2019: 3), 3 Vert.e.s (2019: 4), 1 vert'libéral (2019: 2), et 1 Centre (2019: 0). 11 hommes et 8 femmes ont été élus par la population vaudoise avec un taux de participation qui s'est élevé à 40.2 pour cent, moyenne inférieure aux scrutins précédents (41.4% en 2019).

Election Conseil national 2023 – Vaud
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Der bisherige Innerrhoder Nationalrat Thomas Rechtsteiner (mitte) musste sich bei den Nationalratswahlen 2023 im Kanton Appenzell Innerrhoden – anders als noch bei seiner Neuwahl im Jahr 2019 – nicht gegen Konkurrierende behaupten: Der Generalagent einer Versicherung war der einzige Nationalratskandidat im bevölkerungsschwächsten Kanton der Schweiz. Die Innerrhoder Sozialdemokraten hatten zwar beabsichtigt, der Wahlbevölkerung auch in diesem Wahljahr eine soziale und ökologische Alternative zu präsentieren, waren aber bei der Suche nach einer geeigneten Kandidatin oder einem geeigneten Kandidaten gescheitert. Auch der Präsident der SP Innerrhoden, Martin Pfister, sah von einer vierten Nationalratskandidatur – nach drei gescheiterten Versuchen 2019, 2015 und 2011 – ab. Schliesslich verkündete die Partei Ende August, dass man definitiv keine Kandidatur stellen werde. Die Innerrhoder SVP sprach dem bisherigen Nationalrat keine Unterstützung zu, da mit dessen Wahl die «falsche Fraktion» gestärkt werde, gab aber gleichzeitig auch bekannt, den Sitz Rechtsteiners nicht anzugreifen. Hingegen konnte Rechsteiner auf Rückhalt seitens der FDP, der GLP sowie des Appenzeller Gewerbeverbandes, des Bauernverbandes und der Handels- und Industriekammer Appenzell zählen. «Fluch und Segen zugleich» nannte Rechsteiner den Wahlkampf ohne Konkurrenz laut der Appenzeller Zeitung. So sei es unter anderem ohne Wahlkampfpodien schwierig, den Wählerinnen und Wählern seine Positionen aufzuzeigen.

Am Wahlsonntag wurde Rechsteiner wenig überraschend im Amt bestätigt (2423 Stimmen). Säckelmeister Ruedi Eberle (svp), Thomas Rechsteiners Gegenkandidat bei den letzten Nationalratswahlen, erhielt trotz Nichtkandidatur 68 Stimmen, während über 300 weitere Innerrhoderinnen und Innerrhoder diverse andere Personen wählten, die sich nicht zur Wahl gestellt hatten. Wohl auch angesichts der fehlenden Auswahlmöglichkeit fiel die kantonale Wahlbeteiligung 2023 sehr tief aus (24.5%); sie halbierte sich im Vergleich zu den vorherigen Nationalratswahlen beinahe (46.7%).
Die Wahl in den Ständerat wird in Appenzell Innerrhoden jeweils bereits Ende April an der Landsgemeinde entschieden. Der bisherige Ständerat Daniel Fässler (mitte) war an der Landsgemeinde 2023 bereits ohne Gegenkandidatur erneut in den Ständerat gewählt worden.

Für Aufregung sorgte dafür die wenige Tage nach den Wahlen durch das BFS erfolgte Korrektur der nationalen Parteistärken, wobei aufgrund eines Programmierfehlers die Wahlresultate der Kantone Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden und Glarus mehrfach gezählt worden waren. Diese Kantone hatten die ausgezählten Stimmen per Excel-Tabelle statt automatisiert an das BFS geliefert. Die Kantone treffe dabei aber keine Schuld, beteuerte das BFS laut dem St. Galler Tagblatt.

Nationalratswahlen 2023 – Appenzell Innerrhoden
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Für die Nationalratswahlen 2023 traten im Kanton Solothurn 170 Kandidierende auf 29 Listen für die sechs zu vergebenden Sitze an. Der Frauenanteil auf den Listen betrug 39.4 Prozent (67 Kandidatinnen) und war somit rund 2 Prozent höher als vor vier Jahren (2019: 37.3%). Bei den Nationalratswahlen 2019 hatten die SVP zwei, die FDP, die SP, die Mitte und die Grünen je einen Sitz gewonnen. Dieses Jahr traten von den bisherigen Amtsträgerinnen und Amtsträgern die beiden langjährigen und national bekannten Nationalräte Kurt Fluri (fdp) und Walter Wobmann (svp) (beide seit 2003 im Amt) nicht mehr zur Wiederwahl an und sorgten somit für ein parteiinternes Tauziehen unter aussichtsreichen Nachfolgerinnen und Nachfolgern.

Aufgrund der prognostizierten Stimmverluste für die Grünen schien die Chance für die SP gross, ihren 2019 verlorenen zweiten Sitz wieder zurückzuerobern. Die Grünen versuchten dem drohenden Sitzverlust mit ihrem amtierenden und sowohl für den National- als auch für den Ständerat kandidierenden Amtsträger Felix Wettstein entgegenzuhalten. Trotz dieser Konkurrenzsituation gingen die beiden Parteien – wie schon bei den Wahlen zuvor – eine Listenverbindung ein. Der aktuelle SP-Sitz von Franziska Roth, welche ebenfalls gleichzeitig für den Ständerat kandidierte, schien nicht gefährdet zu sein. Für die Mitte kandidierte Stefan Müller-Altermatt erneut. Dessen potenziell dritte Amtszeit sowie die grosse Zahl an Mitte-Kandidierenden sorgten für mediales Echo: Gemeinsam mit ihrer Jungpartei kam die Mitte auf 42 Kandidatinnen und Kandidaten, verteilt auf 7 Listen. Die Mitte ging zudem eine Listenverbindung mit der GLP und der EVP ein, denen jedoch keine reellen Chancen auf einen eigenen Sitzgewinn zugerechnet wurden. Der bisherige SVP-Sitz des Parteipräsidenten und Ständeratskandidaten Christian Imark galt gemeinhin als unbestritten. Medial äussert kontrovers diskutiert wurde hingegen die Listenverbindung der SVP mit der Covid-Massnahmenkritischen Vereinigung «Mass-Voll», letztere trat mit einer eigenen Liste und drei Kandidaten an. Diese Listenverbindung wurde besonders auch von den Freisinnigen kritisiert, mit welchen – anders als in anderen Kantonen – in Solothurn erneut keine Listenverbindung zustande kam. Die FDP ihrerseits hatte ebenfalls einen freigewordenen Sitz zu verteidigen und trat unter anderem mit diversen Kantonsrätinnen und Kantonsräten auf zwei Hauptlisten an.

Am Wahltag kam es entgegen der Erwartung zu keinen Sitzverschiebungen und die Solothurner Volksvertretung lautete wie bereits 2019: 2 SVP, 1 FDP, 1 Mitte, 1 SP, 1 GP. Die Stimmbeteiligung stieg gegenüber 2019 um 3.1 Prozentpunkte an und lag mit 47.9 Prozent über dem nationalen Durchschnitt (46.7%). Die vier Bisherigen wurden wiedergewählt, darunter Christian Imark mit dem besten Resultat aller Kandidierenden. Trotz Wahlverluste für die Grünen (-2.1 Prozentpunkte, neu 9.3%), die jedoch unter der schweizweiten Entwicklung lagen (Grüne: -3.4 Prozentpunkte), konnte die Partei ihren 2019 neu gewonnenen Nationalratssitz nach einer Zitterpartie halten. Lange Zeit sah es am Wahlsonntag danach aus, dass die Grünen ihren Sitz an die Mitte verlieren würden, die am Wahlsonntag in Solothurn einen Wahlerfolg verbuchen konnte (neu 17.9%; 2019: CVP 14.2% und BDP 2%). Auch die SVP (+2.8 Prozentpunkte, neu 28.7%) und die EVP (+0.3 Prozentpunkte, neu 1.5%) konnten an Wählendenstärke zulegen. Auf der anderen Seite musste neben den Grünen auch die FDP (-1.1 Prozentpunkte, neu 17.4%), die SP (-1.2 Prozentpunkte, neu 17.2%) und die GLP (-0.8 Prozentpunkte, neu 6%) Wahleinbussen hinnehmen. Die Liste von «Mass-Voll» kam auf 2 Prozent Stimmenanteil.

Neu in den Nationalrat gewählt wurden für die SVP Rémy Wyssmann und für die FDP Simon Michel, die sich beide gegen ihre parteiinterne Konkurrenz durchsetzen konnten. Weil Franziska Roth im zweiten Wahlgang in den Ständerat gewählt wurde, rückte schliesslich Farah Rumy (sp) nach. Der Frauenanteil der Solothurner Delegation blieb damit gleich hoch wie nach den eidgenössischen Wahlen 2019 (1 von 6).

Nationalratswahlen 2023 – Solothurn
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Bei den Nationalratswahlen 2023 im Kanton St. Gallen strebten 311 Kandidierende auf 29 Listen einen von zwölf zu vergebenden Sitzen an; beides Rekordwerte. Vier Jahre zuvor waren es noch 255 Kandidierende auf 25 Listen gewesen. Der Anstieg ging vor allem auf die etablierten Parteien zurück, die mit Ausnahme der SVP jeweils mit mehreren Listen antraten – die Mitte gar mit 7 Unterlisten. Erstmals mit eigenen Listen dabei waren ausserdem Aufrecht St. Gallen sowie Mass-Voll. Der Frauenanteil auf den Listen betrug 39.6 Prozent und war damit 6.7 Prozentpunkte höher als bei den letzten Nationalratswahlen.

Vor vier Jahren – bei der sogenannten Klimawahl 2019 – hatten die CVP (heute die Mitte) und die SVP je einen Sitz verloren. Gewählt wurden stattdessen Franziska Ryser von den Grünen und Thomas Brunner von den Grünliberalen. Somit hatte die SVP 2023 4 Sitze, FDP, Mitte und SP je 2 Sitze und die Grünen und die Grünliberalen je einen Sitz zu verteidigen. Es wurden keine bedeutenden Veränderungen erwartet, zumal 11 der 12 Amtsinhaberinnen und Amtsinhaber erneut antraten und diese üblicherweise wiedergewählt werden. Zwar war Michael Götte von der SVP erst im April 2023 für Esther Friedli (svp, SG), die in den Ständerat gewählt worden war, nachgerückt. Dennoch erachteten die Medien seine Bestätigung für die wählerstärkste Partei im Kanton als reine Formalität.
Die Spekulationen der Medien konzentrierten sich nach dem Rücktritt des 2019 überraschend gewählten Klimatologen Thomas Brunner insbesondere auf den Sitz der Grünliberalen, auf den gemäss Medien insbesondere die Mitte und die SVP ein Auge warfen. Zur Verteidigung ihres Sitzes setzte die GLP mehrere Kantonsrätinnen und Kantonsräte auf ihre Liste, nicht jedoch den national bekannten Infektiologen Pietro Vernazza, wie es vor allem die Medien erwartet hatten.

Eine Premiere in St. Gallen gab es bezüglich den Listenverbindungen: Anstatt sich wie vor vier Jahren wieder mit der Mitte zusammenzuschliessen, beteiligte sich die GLP an der «Klima-Allianz» von SP und Grünen. Anders als etwa in Zürich, Zug oder Basel-Landschaft gingen FDP und SVP in St. Gallen keine Listenverbindung ein. Die SVP tat sich einzig mit der EDU zusammen, während die FDP auf überparteiliche Listenverbindungen verzichtete. Die Mitte verbündete sich mit der EVP.

Aufgrund der Transparenzregeln, die 2021 vom Parlament verabschiedet worden waren, mussten Kandidierende und Parteien erstmals ihre Wahlkampfbudgets über CHF 50'000 sowie Grossspenden über CHF 15’000 offenlegen. Von den St. Galler Kandidierenden für den Nationalrat wies Marcel Dobler (fdp) mit CHF 100’000 das grösste Budget auf und konnte sich damit gar mit den Budgets der Ständeratskandidierenden messen. Dicht dahinter rangierten der ehemalige Olma-Direktor Nicolo Paganini (mitte) mit CHF 90’000 und Michael Götte mit CHF 65’000. Markus Ritter (mitte) begründete sein Budget deutlich unter dem Grenzwert von CHF 50'000 damit, dass sein Bekanntheitsgrad gross genug sei und er deshalb keine zusätzliche Werbung brauche. Insgesamt überschritten nur vier Kandidatinnen und Kandidaten für den Nationalrat die CHF 50'000 Grenze – alle aus dem bürgerlichen Lager. Das höchste Budget aus dem links-grünen Lager für die Nationalratswahlen betrug CHF 12'000.

Wie in vielen Kantonen tat sich die SVP auch in St. Gallen als grosse Siegerin hervor: Sie konnte ihren Wähleranteil ausbauen (+3.2 Prozentpunkte, neu 34.5%) und holte den 2019 verlorenen Sitz zurück. Die grösste Partei im Kanton entsandte somit wieder fünf Vertreter nach Bern: Parteipräsident Walter Gartmann holte den fünften Sitz der SVP. Der Sitzgewinn ging wie von den Medien erwartet auf Kosten der GLP, die in fast allen St. Galler Gemeinden Wähleranteile einbüsste (insgesamt -1.5 Prozentpunkte, neu 5.8%). Die anderen elf bisherigen St. Galler Nationalrätinnen und Nationalräte schafften die Wiederwahl. Um ihren zweiten Sitz zittern musste allerdings auch die FDP, die ebenfalls Wähleranteile einbüsste (-0.6 Prozentpunkte, neu 14.4%) und ihren Sitz beinahe an die Mitte verlor. Die Mitte, die erstmals seit der Fusion aus BDP und CVP bei den Nationalratswahlen antrat, kam auf einen Wähleranteil von 18.8 Prozent. Die Medien berechneten, dass ihr eine Listenverbindung mit der GLP wohl den zusätzlichen Sitz eingebracht hätte. Den grössten Wähleranteil büssten die Grünen ein (-1.8 Prozentpunkte, neu 8.7%), sie konnten ihren Sitz jedoch verteidigen und stellten mit Franziska Ryser die Panaschierkönigin: Mit 47 Prozent parteifremder Stimmen entthronte sie diesbezüglich Markus Ritter (43.9% parteifremde Stimmen), der diese Statistik vor vier Jahren angeführt hatte. Die SP erzielte unverändert 12.7 Prozent der Wählerstimmen.
Obwohl keine Frau nicht wiedergewählt worden war, sank der Frauenanteil bei den Gewählten gegenüber den letzten Nationalratswahlen um 8.4 Prozentpunkte auf 33.3 Prozent. Dies deshalb, da Esther Friedli zwischenzeitlich in den Ständerat gewählt worden war und für sie ein Mann nachgerutscht war. Die Stimmbeteiligung betrug 44.6 Prozent (+2.7 Prozentpunkte im Vergleich zu 2019).

Nationalratswahlen 2023 – St. Gallen
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Im Oktober 2023 waren die St. Galler Wahlberechtigten schon zum zweiten Mal im laufenden Jahr dazu aufgerufen, ihre Vertretenden im Stöckli zu bestimmen – im April war bereits Esther Friedli (svp) als Nachfolgerin des Ende 2022 nach 36 Jahren Bundespolitik zurückgetretenen Paul Rechsteiner (sp) gewählt worden.
Für die Ständerats-Gesamterneuerungswahlen im Oktober 2023 stellte sich Esther Friedli genauso wie Benedikt Würth (mitte) zur Wiederwahl.

Die SP trat an, ihren im April verlorenen Sitz zurückzuerobern, setzte dabei aber nicht mehr auf Barbara Gysi, die bei den Ständeratsersatzwahlen 25'000 Stimmen weniger geholt hatte als Esther Friedli, sondern auf Arbër Bullakaj. Der Unternehmer und Nationalratskandidat aus Wil hatte durch sein Amt als Präsident der Aktion Vierviertel sowie als Mit-Initiator der Demokratie-Initiative nationale Bekanntheit erlangt.
Auch die Grünen setzten nicht mehr auf ihre Kandidatin der Ersatzwahlen, Franziska Ryser, sondern nominierten die 28-jährige Meret Grob, die persönliche Mitarbeiterin von Parteichef Balthasar Glättli (gp, ZH) für den Angriff auf den SVP-Sitz.
Während die St. Galler Grünliberalen im Frühling noch auf eine Ständeratskandidatur verzichtet hatten, stellten sie nun den 31-jährigen Kantonsrat Andrin Monstein als Kandidaten auf. Wie Meret Grob sollte auch der grünliberale Nachhaltigkeitsmanager eines Versicherungskonzerns und Vizepräsident der Kantonspartei die Zusatzplattform für den Nationalratswahlkampf nutzen.
Nach Absagen von Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher (fdp) und Nationalrat Marcel Dobler (fdp) nominierte die St. Galler FDP den Kantonsrat Oskar Seger als Ständeratskandidaten.
Ebenfalls in den Ständeratswahlkampf stiegen Patrick Jetzer von Aufrecht St. Gallen und Stefan Hubschmied für die Gruppierung Parteifrei SG. Somit bewarben sich insgesamt acht Personen um die zwei St. Galler Sitze im Stöckli. Das grösste Wahlkampfbudget – erstmals mussten Kandidierende und Parteien ihre Budgets und Geldgebenden für den Wahlkampf offenlegen – wiesen dabei die beiden Bisherigen Esther Friedli und Benedikt Würth mit je CHF 100'000 auf.

Im Vorfeld deutete gemäss Medien alles auf einen zweiten Wahlgang, wie er seit 2003 immer nötig gewesen war, hin: die Vielzahl an Kandidierenden, die damit einhergehende Stimmenzersplitterung sowie die Tatsache, dass die angreifenden Parteien nicht mit ihren bekanntesten Exponentinnen und Exponenten ins Rennen stiegen. Jedoch erreichten die beiden Bisherigen bei einer Wahlbeteiligung von 48.5 Prozent (2019: 36.1%) das absolute Mehr von 77'363 Stimmen bereits im ersten Wahlgang – und das deutlich: Benedikt Würth erhielt 88'888 Stimmen, dicht gefolgt von Esther Friedli mit 88'134 Stimmen, die mit ihrem «Hammerresultat», wie das St. Galler Tagblatt titelte, alle überraschte. Ein zweiter Wahlgang erübrigte sich somit. Spannend war der Kampf um den dritten Platz, den Arbër Bullakaj (24'373) knapp vor Meret Grob (24'004) erreichte. Oskar Seger landete mit 21'560 Stimmen auf dem fünften Platz, gefolgt von Andrin Monstein (19'244), Patrick Jetzer (5’685) und Stefan Hubschmid (4'094).

Ständeratswahlen 2023 – St. Gallen
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Bei den Ständeratswahlen im Kanton Graubünden 2023 traten die beiden Bisherigen Stefan Engler (mitte) und Martin Schmid (fdp), die beide seit 2011 im Ständerat vertreten sind, zur Wiederwahl an. Bereits früh im Wahlkampf stand fest, dass sie nicht viele Konkurrentinnen und Konkurrenten haben werden. Die grossen Parteien hatten Mühe, Personen zu finden, die sich für eine Kandidatur zur Verfügung stellten. SVP, SP und GLP verzichteten folglich darauf, die beiden Bisherigen anzugreifen, obwohl die Medien einer SVP-Kandidatur durchaus Chancen auf einen Sitz eingeräumt hätten. Nachdem bei den vergangenen Ständeratswahlen 2019 mehrere Kandidierende um die Sitze gekämpft hatten, forderte 2023 einzig der parteiunabhängige Politiker Hans Vetsch die beiden Bisherigen heraus. Obwohl er sich keine Erfolgschancen ausrechnete, kandidierte er, um der Bündner Bevölkerung eine Auswahl zu bieten. Er verzichtete jedoch auf einen gross angelegten Wahlkampf.

Am Wahlsonntag stand bereits kurz nach Mittag fest, dass die beiden Bisherigen das absolute Mehr von 22'000 Stimmen im ersten Wahlgang erreichen würden. Stefan Engler verteidigte seinen Sitz mit 38'316 Stimmen, Martin Schmid kam mit 33'611 Stimmen nur knapp dahinter zu liegen. Vetsch stellte, wie erwartet, keine grosse Konkurrenz dar, er erzielte 5'723 Stimmen.

Ständeratswahlen 2023 – Graubünden
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Bei den Nationalratswahlen 2023 bewarben sich im Kanton Graubünden 122 Kandidierende auf die fünf Sitze. Nachdem die Anzahl Kandidierende im Kanton Graubünden bereits 2019 (100 Kandidierende) gegenüber den früheren Wahlen deutlich angestiegen war, erreichte sie 2023 erneut einen Höchststand. Die Kandidierenden verteilten sich auf 25 Listen, von denen je fünf zur SVP und zur GLP gehörten. Der Frauenanteil lag wie im Vorjahr bei 35 Prozent.

Im Gegensatz zu anderen Kantonen, in denen die SVP Listenverbindungen mit der FDP einging, blieb sie im Kanton Graubünden ohne einflussreiche Partnerin; sie tat sich lediglich mit der EDU zusammen. Die Gespräche, die sie im Vorfeld mit der Mitte und der FDP geführt hatte, scheiterten gemäss Medienberichten aufgrund fehlender Unterstützung der Mitte-Partei. Die SVP war bei den letzten Nationalratswahlen ohne Listenverbindungen angetreten und hatte wohl deshalb keinen zweiten Sitz erobern können – ein Szenario, das die Medien auch bei diesen Wahlen für wahrscheinlich hielten. In der Folge traten FDP und Mitte mit einer gemeinsamen Listenverbindung an.
Die SP, die Grünen und die GLP verbanden sich erneut zur sogenannten Klimaallianz. Das Bündnis basierte gemäss Aussage der GLP-Kandidatin Géraldine Danuser nicht nur auf ideologischen Gemeinsamkeiten, sondern auch mathematische Berechnungen für den frei werdenden Nationalratssitz spielten eine Rolle. Der Klimaallianz schloss sich auch die Liste «Freie Unabhängige Bündner» um den Politiker Hans Vetsch an.

Vier der fünf Bisherigen traten erneut zur Wahl an. Von ihnen war gemäss Medien insbesondere Jon Pult (sp) im Wahlkampf sehr präsent, was auf seine mögliche Kandidatur für eine Nachfolge von Bundesrat Alain Berset zurückgeführt wurde. Frei wurde einzig der Sitz von Sandra Locher Benguerel (sp), die sich nach nur einer Legislatur in der Grossen Kammer nicht zur Wiederwahl zur Verfügung stellte. Als aussichtsreiche Kandidierende präsentierten die Medien etwa die Präsidentin der kantonalen GLP, Géraldine Danuser, die bei den Bündner Wahlen im Jahr 2022 zu den Gewinnerinnen gehört hatte. Neben der Kandidatur von alt-Regierungsrat Christian Rathgeb (fdp) wurde auch die erste Teilnahme der 2007 gegründeten EVP Graubünden an Nationalratswahlen medial aufgearbeitet. Da sie ohne Listenverbindung antrat, wurde ihr freilich kein Einfluss auf den Kampf um einen Nationalratssitz attestiert. Vielmehr wurde darüber debattiert, ob die zusätzlichen Stimmen der EDU ausschlaggebend für einen zweiten Nationalratssitz der SVP sein könnten. Ein gutes Abschneiden wurde schliesslich der Mitte prognostiziert. Dies wurde damit begründet, dass sich die Mitte seit der Parteigründung unter dem Zusammenschluss von BDP und CVP national im Aufwind befinde, auf kantonaler Ebene über die Mehrheit in der Regierung und im Grossen Rat verfüge und mit Martin Candinas einen bekannten Politiker zur Wiederwahl präsentiere. Die Medien spekulierten, dass die Mitte ihrer Listenpartnerin, der FDP, unter Umständen sogar den Sitz streitig machen könnte.

Am Wahltag tat sich die SVP mit 30.6 Prozent der Stimmen als klare Siegerin hervor (plus 0.7 Prozentpunkte im Vergleich zu 2019). Sie eroberte mit ihrem kantonalen Parteipräsidenten Roman Hug den 2019 verloren gegangenen Sitz zurück. Die bisherige Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher wurde mit dem zweitbesten Ergebnis von 21'795 Stimmen wiedergewählt. Die Medien führten das gute Abschneiden der SVP unter anderem auf ihre dezidierte Ablehnung der Ansiedlung von Wölfen zurück, zumal die Freigabe von Abschussbewilligungen von Wölfen gemäss Wahlumfrage das wichtigste Thema für die Bündner Bevölkerung war. Die SP gewann 0.7 Prozentpunkte an Wähleranteilen hinzu (neu: 17.8%), zudem wurde Jon Pult mit 21'290 Stimmen problemlos wiedergewählt. Dennoch konnten die Sozialdemokraten ihren zweiten Sitz aufgrund der fehlenden Unterstützung durch ihre Allianzpartnerinnen nicht verteidigen: Die GLP verlor 2 Prozentpunkte an Wähleranteilen (neu: 6.3%) und die Grünen 0.3 Prozentpunkte (neu: 5.2%). Das beste individuelle Ergebnis erzielte Martin Candinas (mitte) mit 28'400 Stimmen, was die Medien auch auf sein Jahr als Nationalratspräsident zurückführten. Dennoch verlor die Mitte, verglichen mit den summierten Stimmen von CVP und BDP im Jahr 2019, 1.5 Prozentpunkte und kam neu auf einen Wähleranteil von knapp 24 Prozent. Wiedergewählt wurde schliesslich auch Anna Giacometti mit 16'184 Stimmen; die FDP erzielte insgesamt ein leicht besseres Ergebnis als noch vier Jahre zuvor mit einem Wähleranteil von 13.7 Prozent, was einer Zunahme von 0.1 Prozentpunkten entspricht. Damit stellte die SVP neu 2 Bündner Nationalratssitze, die SP, die Mitte und die FDP je einen.

Nationalratswahlen 2023 – Graubünden
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Bei den Nationalratswahlen 2023 im Kanton Tessin bewarben sich 256 Kandidatinnen und Kandidaten auf insgesamt 33 Listen auf einen der acht zu vergebenden Mandaten. Damit war das Interesse an den Nationalratssitzen gegenüber früheren Jahren stark angestiegen: So kandidierten 2023 insgesamt 106 Personen mehr als noch 2019, zudem hatte sich die Anzahl Listen gegenüber 2011 verdreifacht. Die Tessiner Stimmbevölkerung stand damit von einer rekordhohen Auswahl – «Il treno che porta a Berna non è mai stato così affollato», schrieb etwa der «Corriere del Ticino». Gleichzeitig halbierte sich der Frauenanteil bei den Kandidaturen gegenüber den Wahlen von 2019 um die Hälfte von 25 Prozent auf 12.5 Prozent – im Vergleich zum Schweizer Durchschnitt (38.5%) ein tiefer Wert.

Ausser Marco Romano (mitte, TI) und Rocco Cattaneo (fdp, TI) traten alle bisherigen Nationalrätinnen und Nationalräte erneut zur Wahl an. Unternehmer Cattaneo, der 2017 nach der Wahl von Ignazio Cassis in den Bundesrat nachgerückt war, überraschte Medienberichten zufolge seine Partei mit seiner Rücktrittsankündigung, zumal er diese erst am Tag vor der Entscheidungsfindung des FDP-Parteiausschusses über die Nominierung der Kandidierenden ankündigte. Marco Romano, der im Jahr 2011 spektakulär durch das Los in die grosse Kammer gelangt war, wollte sich wie Cattaneo ebenfalls mehr Zeit für Familie und Beruf nehmen.

Im Gegensatz zu 2019 verzichteten die Mitte und die FDP im Jahr 2023 auf eine Listenverbindung. Die FDP warf darauf hin der Mitte vor, der Tessiner SVP nahezustehen. Erneut kam es hingegen zu Listenverbindungen an den beiden Polen: Die SVP spannte mit der Lega dei Ticinesi zusammen, die SP mit den Grünen. Hingegen verzichtete die SP auf eine Listenverbindung mit der Kommunistischen Partei, mit der sie zuvor jeweils zusammengespannt hatte, aufgrund derer kritischen Haltung gegenüber dem Ukrainekrieg, wie die Medien berichteten. Die GLP, die zwar bisher im Tessin bei den Nationalratswahlen keinen hohen Wählendenanteil hatte verzeichnen dürfen (2019: 0.99%), jedoch kurz zuvor den Einzug in den grossen Tessiner Kantonsrat geschafft hatte, ging im Tessin keine Listenverbindung ein.

Thematisch bediente der Wahlkampf die Migration, Krankenkassenprämien und Lebenshaltungskosten, aber auch Tessin-spezifischere Debatten wie Grenzgängerinnen und Grenzgänger, die Einführung einer Maut am Gotthardstrassentunnel oder die Abwanderung junger ausgebildeter und erwerbsfähiger Personen in andere Kantone. Aufgrund der vielen Listen und Unterlistenverbindungen blieb der Ausgang der Wahlen gemäss Medien äusserst spannend. Ein Stimmungstest waren aber sicherlich die kantonalen Wahlen im April 2023, aus denen die SVP als Gewinnerin hervorgegangen war.

Am Wahlsonntag wurde die Mitte wohl dafür bestraft, keine Listenverbindung eingegangen zu sein. Obwohl sie ihren Wählendenanteil mit -0.5 Prozentpunkten beinahe konstant halten konnte (neu: 17.7%) und zweitstärkste Kraft im Tessin blieb, verlor sie ihren zweiten bisherigen Sitz des zurückgetretenen Marco Romano an die SVP, die neu zwei Sitze für sich beanspruchen durfte. Die SVP konnte ihre Wählendenanteile gegenüber 2019 deutlich ausbauen (15.1%, +3.5 Prozentpunkte), überholte damit die Grünen (9.1%, minus 3 Prozentpunkte), die SP (12.5%, minus 1.6 Prozentpunkte) und die Lega (13.5%, minus 3.4 Prozentpunkte) und wurde drittstärkste Kraft im Kanton. Die Lega, die gemäss Medien gewissermassen in einer Sinneskrise stecke, konnte ihren seit 2015 anhaltenden Abwärtstrend nicht stoppen – damals hatte sie noch einen Wähleranteil von 21.7 Prozent erreicht. Stärkste Kraft blieb im Südkanton die FDP mit 21.1 Prozent Wähleranteil (plus 0.6 Prozentpunkte). Die Freisinnigen konnten damit im Gegensatz zur Lega ihren seit den eidgenössischen Wahlen 2003 anhaltenden Abwärtstrend stoppen. An Stärke zulegen konnten auch die kleineren Parteien und Bewegungen: Während diese bei den Wahlen 2019 zusammen 3.6 Prozent Wählendenanteile erreicht hatten, erhielten sie 2023 die Gunst von 9.5 Prozent aller Wählerinnen und Wähler im Kanton Tessin. Gemäss Medien dürfte dieser Anstieg vor allem dem Bündnis «Avanti con Ticino & Lavoro» geschuldet sein – deren Kopf Amalia Mirante (avanti, TI) erzielte auch bei den Tessiner Ständeratswahlen einen Achtungserfolg. Im Gegensatz dazu erreichte die GLP, die in der Deutschschweiz viel stärker in der Politik verankert ist als im Tessin, lediglich 1.5 Prozent Wählendenanteile (plus 0.5%). Somit wiesen neu FDP und SVP je zwei Sitze, Mitte, SP, Grüne und Lega je einen Sitz auf.

Sämtliche Bisherige wurden dabei wiedergewählt: Alex Farinelli (fdp, TI) für die FDP, Piero Marchesi (svp, TI) für die SVP, Fabio Regazzi (mitte, TI) für die Mitte, Lorenzo Quadri (lega, TI) für die Lega, Bruno Storni (sp, TI) für die SP und Greta Gysin (gp, TI) für die Grünen. Neu gewählt wurden Simone Gianini (fdp, TI) für die FDP und Paolo Pamini (area liberale, TI) aus der liberal-konservativen Tessiner Bewegung Area Liberale, der neu für die SVP nach Bern reiste. Im November 2023 gab es zudem eine weitere Änderung in der Tessiner Nationalratszusammensetzung: Nachdem Fabio Regazzi im zweiten Wahlgang in den Ständerat gewählt worden war, rückte Giorgio Fonio (mitte, TI) in den Nationalrat nach. Fonio hatte das drittbeste Resultat aller Tessiner Nationalratskandidierenden 2023 erzielt.
Die Wahlbeteiligung fiel mit 48 Prozent zwar tiefer aus als noch 2019 (49.6%), lag aber dennoch leicht über dem Schweizer Durchschnitt von 46.7 Prozent.

Nationalratswahlen 2023 – Tessin
Dossier: Elections fédérales 2023 - aperçu

Der Kampf um die Ständeratswahlen 2023 im Kanton Glarus nahm medial bereits früh Fahrt auf, da klar war, dass nach 2019 erneut ein neugewählter Kandidat oder eine neugewählte Kandidatin für Glarus in die kleine Kammer einziehen würde. Thomas Hefti (fdp, GL), der amtierende FDP-Ständerat, durfte aufgrund seines Alters nämlich kein weiteres Mal zur Wahl antreten. Grund dafür war die Altersguillotine für Mitglieder des Regierungsrates und des Ständerats, die der Kanton Glarus seit 1988 kennt und die bereits die Amtszeit seines Vaters Peter Hefti als Ständerat beendet hatte. Im Oktober 2022, kurz nachdem Heftis erzwungener Verzicht auf eine weitere Kandidatur medial bekannt gegeben worden war, brachte sich der amtierende Regierungsrat und Landammann Benjamin Mühlemann (GL, fdp) als Kandidat für dessen Nachfolge ins Spiel.

Die Grünen nominierten Anfang Januar 2023 mit Mathias Zopfi (gp, GL) den zweiten amtierenden Ständerat zur Wiederwahl. Damit war Zopfi der einzige Glarner Bundesparlamentarier, der sich 2023 erneut zur Wahl stellte, denn Mitte-Nationalrat Martin Landolt verzichtete aus eigenen Stücken auf eine mögliche Wiederwahl in die grosse Kammer.

Die SVP kündigte an, nach dem guten Abschneiden bei den kantonalen Wahlen 2022 mindestens einen Kandidaten oder eine Kandidatin für einen der beiden frei gewordenen Sitze zu portieren. Im Falle einer Kandidatur für den Ständerat wollte die Partei den Sitz von Mathias Zopfi angreifen, der 2019 den SVP-Ständerat Werner Hösli (svp, GL) beerbt hatte. Im Juni gab die SVP gar eine Doppelkandidatur bestehend aus Peter Rothlin für den Ständerat und Markus Schnyder für den Nationalrat bekannt. Da auch die SP (mit Sabine Steinmann) und die Mitte (mit Andrea Trummer) um den einzigen Nationalratssitz buhlten, bewarben sich also je drei Kandidaten und Kandidatinnen aus insgesamt fünf Parteien für die drei Glarner Sitze im National- und Ständerat – nur die GLP verzichtete auf eine Kandidatur. Aus diesem Grund gab es keine klaren Allianzen zwischen den Parteien, wenngleich die SVP eine ungeteilte bürgerliche Standesstimme anstrebte und wie angekündigt den Sitz von Matthias Zopfi angreifen wollte.

Bis kurz vor den Wahlen wurde in den Medien darüber spekuliert, ob die SVP mit ihrem Kandidaten den Sitz von Matthias Zopfi gefährden könne. Der Wahlsonntag brachte dann aber Resultate mit sich, die nur in ihrer Deutlichkeit überraschend waren. Während Benjamin Mühlemann seinen Parteikollegen Thomas Hefti beerben konnte und mit einem eigentlichen Glanzresultat (8'704 Stimmen) gewählt wurde, liess Zopfi (7'286 Stimmen) seinen Konkurrenten Peter Rothlin (5'483 Stimmen) klar hinter sich. Damit hätte der SVP-Kandidat sogar das absolute Mehr von 5'721 Stimmen verpasst. Grund dafür waren wohl die vielen Stimmen, die an die Kandidatinnen und Kandidaten für den Nationalrat oder an Personen, die für keinen der drei Sitze kandidierten, gingen. Matthias Zopfi wurde nach gelungener Wiederwahl bereits eine mögliche Kandidatur für die Bundesratswahlen im Dezember 2023 zugetraut, während die Wahl von Benjamin Mühlenmann eine Vakanz in der Kantonsregierung entstehen liess und Ersatzwahlen nötig machte.

Ständeratswahlen 2023 – Glarus
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