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Grundlagen der Staatsordnung
Wahlen
In den Kantonen Bern, Glarus und Graubünden traten erstmals BDP und SVP gegeneinander an. Beide Parteien profitierten vom Wahlkampf. – Die GLP eroberte Parlamentssitze in drei weiteren Kantonen. – In Bern kann sich die rot-grüne Regierungsmehrheit halten. – In Appenzell Innerrhoden wurde zum zweiten Mal eine Frau in die Regierung gewählt. – Die SVP erobert weitere Regierungssitze: in Nidwalden und Zug errang sie ein zweites Regierungsmandat und bei den Ersatzwahlen in Uri schaffte sie zum ersten Mal den Einzug in die Regierung.
Wahlen in kantonale Parlamente
Für die detaillierten Resultate vergleiche die Tabellen im Anhang (anhang_2010.pdf).
In sieben Kantonen (BE, GL, GR, JU, NW, OW, ZG) wurden im Berichtsjahr die Kantonsparlamente gewählt. Total waren 595 Sitze zu besetzen. In drei Kantonen trat die BDP erstmals als eigenständige Partei an. Sowohl in Bern als auch in Glarus und in Graubünden kam es deshalb zum Kampf zwischen der alten SVP und der jungen, in der vorangegangenen Legislatur abgespaltenen BDP. Beide Parteien profitierten von dieser Ausgangslage. Konnte die BDP in diesen drei Kantonen per Saldo um acht Sitze zulegen, gewann die SVP per Saldo 14 neue Sitze. Die Volkspartei zählte aber auch in den vier anderen Kantonen zu den Gewinnerinnen. Insgesamt eroberte sie in den Kantonen Jura, Nid- und Obwalden sowie Zug 17 neue Sitze. Auch die GLP gehörte 2010 zu den Wahlsiegern. In den drei Kantonen (BE, GR, ZG), in denen sie angetreten war, eroberte sie auf Anhieb total acht Sitze. Diese Gewinne gingen auf Kosten der CVP, der FDP und der SP. Die CVP konnte ihre Mandate in Bern, Jura und Zug zwar halten, verlor aber in den anderen vier Kantonen insgesamt 16 Sitze. Die FDP verlor per Saldo sogar 18 Mandate, obwohl auch sie in zwei Kantonen (OW, ZG) ihre Sitze halten und im Kanton Graubünden sogar fünf Mandate hinzu gewinnen konnte. Etwas weniger Verluste musste die SP hinnehmen. In jenen Kantonen, in denen sie traditionell nicht stark vertreten ist (NW, OW, ZG) konnte sie ihre Mandate halten, in den restlichen Kantonen verloren aber auch die Sozialdemokraten insgesamt zwölf Sitze. Die Grünen konnten sich zwar im Kanton Jura über zwei neue und im Kanton Glarus über einen neuen Sitz freuen, mussten aber in Bern und in Nidwalden insgesamt fünf Sitze abgeben. Zu den Verlierern gehören auch die EVP (-3 Sitze), die EDU (-1 Sitz), die PdA (-1 Sitz) und die SD, die ihren einzigen Sitz in Bern verlor. Bei den Verlusten muss berücksichtigt werden, dass im Kanton Glarus der Landrat von 80 auf 60 Sitze verkleinert wurde.
Zu den Verliererinnen der kantonalen Parlamentswahlen gehörten 2010 auch die Frauen, die in den sieben Kantonen per Saldo 21 Sitze einbüssten. Insgesamt gingen nur 131 der 595 Sitze an Frauen (22%). Vier Jahre zuvor waren es in den gleichen Kantonen insgesamt rund 25% gewesen. Einzig im Kanton Obwalden wuchs der Frauenanteil leicht um 5.4 Prozentpunkte an. In den Kantonen Glarus und Graubünden stagnierte er während er im Kanton Nidwalden um 1.6, in Bern um 5, im Jura um 8.3 und im Kanton Zug sogar um zehn Prozentpunkte zurückging. Damit wurde der negative Trend auch 2010 nicht aufgehalten. Insgesamt hielten die Frauen Ende 2010 24.9% aller kantonalen Parlamentsmandate (2009: 25.6%).
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Im Kanton Bern standen die Grossratswahlen ganz im Zeichen des Wahlkampfes zwischen der SVP und der BDP, deren Abspaltung von der SVP in Bern mit ihren eigentlichen Ursprung hatte. Für die junge BDP waren die Wahlen in Bern besonders wichtig, sollte sich doch hier auch zeigen, ob die Partei auf nationaler Ebene eine Zukunft hat. Die SVP hingegen wollte ihren Besitzstand gegenüber der BDP wahren. Aufgrund der Spaltung hatte sie 17 der ehemals 48 Sitze verloren. Der Zwist führte auch dazu, dass es keine bürgerliche Liste gab. Die SVP und die BDP weigerten sich, eine Listenverbindung einzugehen, was die FDP ihrerseits als Voraussetzung für eine gemeinsame bürgerliche Liste gefordert hätte. Listenverbindungen gingen hingegen die SP und die Grünen, sowie die EVP, die EDU und die CVP ein. Die SVP kooperierte mit den Schweizer Demokraten und den Eidgenossen. Eine Rekordzahl von 1937 Kandidatinnen und Kandidaten bewarb sich um die 160 Grossratssitze, darunter 32% Frauen. Von den Bisherigen traten lediglich 24 Grossrätinnen und Grossräte nicht mehr an, darunter nicht weniger als zehn Sozialdemokraten. Neben den erwähnten Parteien suchten auch die Grünliberalen, deren Berner Kantonalsektion 2008 gegründet worden war, die SD und die Freiheitspartei/Autopartei sowie zahlreiche Kleingruppierungen (Piratenpartei, PNOS, Kein Klimaschaden aus Bern, Die Eidgenossen, Pro Freiheit + IG Freie Schweizer Wirte) Grossratssitze zu erobern. Für die zwölf für den Berner Jura reservierten Sitze bewarben sich 102 Kandidierende aus elf verschiedenen Parteien, darunter die bisherigen PSA (3 Sitze), FDP und SP (je 2 Sitze), GP, Entente (PDC/PLJ), EDU, SVP und BDP (alle je ein Sitz). Im Berner Jura gingen die SVP und die FDP – ohne die BDP – eine Listenverbindung ein. Neu wurde in neun und nicht mehr wie 2006 in acht Wahlkreisen gewählt. Grossräte aus kleinen Amtsbezirken, die nun in einem grösseren Wahlkreis antreten mussten, befürchteten dadurch Nachteile. Die Auseinandersetzungen zwischen der BDP und der SVP prägten den bernischen Wahlkampf. Sowohl Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf als auch Bundesrat Ueli Maurer traten mehrmals als Zugpferde für die jeweilige kantonale Partei in Erscheinung.
Das Duell zwischen der BDP und der SVP brachte schliesslich zwei Sieger hervor. Sowohl die BDP als auch die SVP konnten ihre Sitzanteile stark ausbauen: die SVP gewann 14 Sitze (neu 44 Sitze) und konnte die mit der Abspaltung der BDP erlittenen Verluste praktisch kompensieren. Die BDP übertraf ihr Wahlziel und legte um acht Sitze zu (neu 25 Sitze). Sie ist damit neu drittstärkste Kraft im bernischen Grossen Rat. Auch die GLP konnte mit vier Sitzgewinnen einen Erfolg verbuchen. Alle anderen Parteien, mit Ausnahme der PSA und der CVP, die ihre Sitzanteile halten konnten, mussten teilweise herbe Verluste in Kauf nehmen. Allen voran die FDP und die SP, die neun bzw. sieben Sitze abgeben mussten (SP neu mit 35 Sitzen; FDP neu mit 17 Sitzen). Die Grünen und die EVP verloren drei Sitze (neu 16 bzw. 10 Sitze), während die EDU einen Sitz abgeben musste und neu mit fünf Mandaten im Grossen Rat vertreten ist. Die PDC/PLJ, die SD und die Freiheitspartei verloren ihre Sitze. Im Berner Jura errang die SVP zwei zusätzliche Mandate und die EVP neu einen Sitz und zwar auf Kosten der BDP, der EDU und der PDC/PLJ. Die Wahlbeteiligung lag bei 32.4% (2006: 31.1%). Insgesamt wurden 27 Bisherige, darunter überdurchschnittlich viele Frauen abgewählt. Der Frauenanteil im Grossen Rat ist deshalb auf 26% gesunken (2006: 31%). Alles in allem verzeichnete das Berner Kantonsparlament einen Rechtsrutsch. Die bürgerlichen Parteien SVP, BDP und BDP stellen mit 86 von 160 Sitzen eine relativ deutliche Mehrheit und dürften die links-grün dominierte Regierung stärker als bisher auf einen bürgerlichen Kurs zwingen [1].
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Auch in Glarus stand die BDP vor einer Bewährungsprobe. Im Jahr 2008 – kurz nachdem die SVP Schweiz die Bündner Kantonalsektion verbannt hatte – hatten acht der 27 SVP-Landräte aus Protest gegen diesen Beschluss zur BDP gewechselt. Die Wahlen sollten nun zeigen, wie stark die BDP in der Bevölkerung bereits verwurzelt ist. Beflügelt von den Erfolgen der Berner Schwesterpartei, die im März Erfolge gefeiert hatte (siehe oben), aber auch von den eigenen Gewinnen anlässlich der Wahlen in die Gemeindeexekutiven im Herbst 2009, wo man – im Gegensatz zur SVP – stark zugelegt hatte, rechnete sich auch die Glarner Sektion gute Chancen aus. Für die FDP, die Grünen, die SP und die CVP war die Besitzstandwahrung das Ziel, während die SVP die an die BDP verlorenen Sitze zurückerobern und wieder stärkste Fraktion werden wollte. Die Jungen Grünen / Ökoliberalen, die JUSO, die junge BDP, die EDU und die Freie Liste traten ebenfalls an. Erschwerend kam für alle Parteien hinzu, dass für die Wahlen 2010 der Landrat von 80 auf 60 Sitze verkleinert wurde. Weil lediglich elf Bisherige nicht mehr antraten, kam es zu einem eigentlichen Sesseltanz von 397 Kandidatinnen und Kandidaten. Neu war auch die Wahlkreisziehung: die drei neuen Wahlkreise entsprachen den neuen Gemeinden Glarus-Nord, Glarus und Glarus-Süd.
Ähnlich wie in Bern gingen sowohl die SVP als auch die BDP als Wahlsiegerinnen hervor. Die SVP wurde wieder fraktionsstärkste Partei und erhielt 17 Sitze. Das waren zwar zwei Sitze weniger als vor den Wahlen, aufgrund der Verkleinerung des Landrates und angesichts des höchsten Wählerstimmenanteils (26.5%) aber ein Erfolg. Die BDP vermochte zwei Sitze hinzuzugewinnen und ist neu mit zehn Mandaten vertreten (16.1% Wählerstimmenanteil). Auch die Grünen konnten – trotz Ratsverkleinerung – einen Sitz hinzugewinnen (neu sieben Sitze, 11.9%). Diese Gewinne gingen insbesondere auf Kosten der FDP und der CVP, die beide praktisch die Hälfte ihrer Sitze verloren: Während die FDP noch 12 Sitze hat (2006: 23), ist die CVP noch mit sechs Mandaten vertreten (2006: 12). Der markante Verlust der beiden bürgerlichen Parteien wurde als eigentliches Wahldebakel bezeichnet. Die FDP verlor 9.8 Wählerprozentpunkte (2010: 19.4%) und die CVP musste einen Verlust von 4.3 Prozentpunkten einstecken (2010: 11.9%). Im Rahmen hielten sich die Verluste der SP, die neu acht Sitze im Landrat hält und einen Wählerstimmenanteil von 13.9% aufweisen konnte (2006: 12 Sitze, 15.8%). Die Stimmbeteiligung betrug 36.1% und war damit fast gleich tief wie vier Jahre zuvor. Mit sieben Parlamentarierinnen blieb der Frauenanteil gering. Im Juni reichte die Glarner Regierung Strafanzeige wegen mutmasslicher Wahlmanipulation ein. Elf Stimmberechtigte hatten gegen das Ergebnis in Glarus-Nord Beschwerde eingereicht, weil einer der Gewählten – SVP-Mann Siegfried Noser – Stimmberechtigte zum gezielten Ausfüllen des Wahlzettels gedrängt und Wahlgeschenke verteilt hätte. Tatsächlich stellten die Behörden Wahlzettel sicher, auf denen lediglich der Name Noser kumuliert aufgeführt worden war. Dabei wurden ähnliche oder gleiche Schriftbilder festgestellt. Ähnliches wurde bei einem nicht gewählten Kandidaten der SP (Osman Sadiku) konstatiert. Da die Beschwerde noch hängig war, konnte Noser im August nicht vereidigt werden. Im Oktober wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt. Allerdings resultierten aus dem graphologischen Gutachten von rund 1800 Wahlzetteln aus dem Wahlkreis Glarus-Nord zahlreiche Ungereimtheiten, was die Regierung bewog, genauere Untersuchungen in Auftrag zu geben. Mitte März 2011 wurde bei mehr als 70 Zetteln Anhaltspunkte für abstimmungsgesetzwidrige Mehrfachausfüllungen gefunden. In der Folge musste die SVP der FDP einen Sitz abtreten, wogegen sie allerdings Beschwerde beim Verwaltungsgericht einreichte, die bei Redaktionsschluss noch hängig war [2].
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Bei den Kreiswahlen für den Grossen Rat im Juni wurde ein Drittel der 120 Sitze neu besetzt. Per Ende Legislatur traten 39 Grossräte zurück, davon alleine 14 von der FDP, elf von der BDP und zehn von der CVP. Nicht nur die Rücktritte sondern auch die veränderte Parteienlandschaft versprachen einen spannenden Wahlkampf. Dank der Abspaltung der BDP von der SVP 2008 und der Neugründung der GLP, die erstmals in Graubünden zu Grossratswahlen antrat, war die Kandidatenauswahl markant grösser als bei den letzten Wahlen. Neben den arrivierten Parteien CVP, FDP, SP und DSP traten erneut vereinzelte Parteilose zu den Wahlen an, die bisher fünf Sitze im Grossen Rat innehatten. Wie zuvor in Bern und Glarus standen auch die Bündner Parlamentswahlen im Zeichen der Auseinandersetzung zwischen BDP und SVP (siehe oben). Allerdings waren in Graubünden die Vorzeichen anders, war doch hier die BDP in der stärkeren Position. Wieder rührten die nationalen Parteiexponenten heftig die Wahltrommel.
Das Majorzverfahren, das kleine Parteien eher benachteiligt, machte der SVP einen Strich durch die Rechnung. Sie konnte lediglich zwei Sitze (neu vier Sitze) gewinnen und erreichte ihr erklärtes Ziel, Fraktionsstärke mit fünf Sitzen, knapp nicht. Auch der zweite Wahlgang, der im Calancatal notwendig wurde, änderte daran nichts, da der SVP-Kandidat am 4. Juli dort dem Parteilosen Paolo Papa unterlag. Überraschende Wahlsiegerin war jedoch – entgegen allen Trends in den anderen Kantonen – die FDP, die gleich fünf Sitze zulegen konnte und damit fraktionsstärkste Partei im Bündner Parlament wurde (38 Sitze). Die GLP erhielt auf Anhieb zwei Mandate. Je zwei Sitze abgeben mussten die CVP (neu: 33 Sitze), die SP (neu: 12 Sitze) und die BDP (neu: 26 Sitze), die sich aber mit dem Resultat zufrieden zeigte. Ihren Grossratssitz abgeben musste die DSP, während Parteilose weiterhin fünf Sitze halten. Der Frauenanteil blieb konstant bei 21.7%[3].
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Eine neue Höchstzahl von 116 Kandidatinnen und 268 Kandidaten auf 19 Listen trat für die Wahlen ins 60 Sitze umfassende jurassische Parlament an. Neben den bereits im Parlament vertretenen Parteien (Unabhängige Christlichsoziale UCSP, CVP, FDP, SVP, SP, GP und Combat socialiste zusammen mit dem Parti ouvrier populaire CS+POP) kämpften auch die EDU und der Mouvement indépendant et sans parti du Jura (ISPJ) um den Einzug ins Kantonsparlament. Im Wahlkampf machte eine Polizeiaffäre Schlagzeilen, in die CVP-Exponenten verwickelt waren (siehe unten).
Bei den Wahlen Ende Oktober kam es zu einem leichten Linksrutsch. Die Grünen (8.3% Wählerstimmenanteil) konnten ihre Sitzzahl verdoppeln (neu vier Mandate) und die SP (21.2%) gewann einen Sitz und besitzt neu 14 Mandate. Auch die SVP (9.5%) war erfolgreich und konnte einen Sitzgewinn verbuchen (neu vier Sitze). Sie bleibt aber – verglichen mit anderen Kantonen – im Kanton Jura eher schwach, was historische Gründe haben dürfte. Gilt die SVP doch als antiseparatistische und berntreue Partei. Ihre Sitzgewinne gingen auf Kosten der FDP (14.5%), die drei Mandate und fast 5% der Wählerstimmen einbüsste. Einen Sitzverlust musste die UCSP (13.2%) hinnehmen. Sie ist nun noch mit acht Sitzen im Parlament vertreten. Ihre Sitze halten konnte die stärkste Partei, die CVP (19 Sitze, 28.9% Wählerstimmenanteil), der die Polizeiaffäre zumindest im Parlament nicht geschadet hatte, sowie die CS+POP (3 Sitze, 4.4%). Die Gewählten, darunter leidglich neun Frauen (2006: 15), werden nach der Verlängerung der Legislatur um ein Jahr neu für fünf Jahre im jurassischen Parlament Einsitz nehmen. Die Wahlbeteiligung lag bei historisch tiefen 50.9%. Rund 60% der Wählenden hatte den postalischen Weg benutzt [4].
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161 Kandidierende (davon 50 Frauen) bewarben sich um die 60 Sitze im Landrat, aus dem 19 Amtierende per Ende Legislatur zurücktraten. Während die SVP und die Grünen ihre Präsenz ausbauten und mit deutlich mehr Kandidierenden antraten als noch vier Jahre zuvor, bekundeten die FDP, die CVP und die SP mehr Mühe, Kandidierende zu finden als bei den letzten Parlamentswahlen.
Für die SVP zahlte sich der Effort aus. Fast ein Drittel aller Wählerinnen und Wähler legte ihre Liste ein, woraus ein Gewinn von acht Sitzen resultierte. Die erst vor acht Jahren zum ersten Mal angetretene SVP ist mit 19 Sitzen neu die stärkste Fraktion im Nidwaldner Parlament und überholte nicht nur die FDP, die einen Sitz einbüsste (neu: 17 Mandate), sondern auch die bis anhin stärkste Partei, die CVP, die fünf Sitzverluste hinnehmen musste (neu: 18 Mandate). Hatte die CVP vor 15 Jahren noch fast die Hälfte der kantonalen Wahlbevölkerung hinter sich, wurde sie 2010 noch von 31.3% gewählt (- 8 Prozentpunkte im Vergleich zu den Vorwahlen). Die Sitzgewinne der SVP gingen auch zu Lasten der Grünen, die zwei Sitze abgeben mussten (neu 5 Mandate; 12.5% Wähleranteil). Ihren einzigen Sitz halten konnte die SP (2.1%). Keinen zählbaren Erfolg hatte die parteilose Liste Ennetbürgen und die überparteiliche Liste Beckenried. Der deutliche Rechtsrutsch im Landrat ging mit einer starken Abnahme des bereits geringen Frauenanteils einher. In den nächsten vier Jahren sind lediglich 16.7% der Nidwaldner Parlamentarier Frauen (2006: 18.3%), die tiefste Quote seit 1994. Vorerst nur unter Vorbehalt gewählt waren Peter Waser (SVP) und Niklaus Waser (FDP), da Brüder nach geltender Verfassung nicht gleichzeitig im Landrat sitzen dürfen. Allerdings wurde dieser Passus mit der Abstimmung zur Änderung der Kantonsverfassung betreffend die Organisation der Justiz am 2. Mai des Berichtjahres hinfällig. Die Wahlbeteiligung lag bei 53%, rund 9 Prozentpunkte höher als bei den Wahlen von 2006 [5].
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Auch in Obwalden konnte die SVP Sitze gewinnen. Elf der insgesamt 162 Kandidierenden, die sich um einen der 55 Sitze im Kantonsrat bemühten und gewählt wurden, gehören der SVP an. Mit dem Gewinn von fünf Sitzen wurde die SVP damit zweitstärkste Kraft in der kantonalen Legislative (21.7% Wählerstimmenanteil). Den Sitzgewinn verbuchte sie einerseits auf Kosten der CVP , die zwar drei Sitzverluste hinnehmen musste, mit 20 verbleibenden Sitzen aber nach wie vor stärkste Partei im Kanton bleibt (32.5%), andererseits auf Kosten der CSP, die von ihren ehemals zehn Sitzen nur noch acht Mandate halten konnte (14.3%). Sowohl die FDP (zehn Mandate, 17.7%) als auch die SP (sechs Mandate, 10.1%) vermochten ihre Sitze zu halten. Die nur im Wahlkreis Alpnach angetretene Bewegung „Volksentscheide gelten – Ja zur Demokratie“, die aufgrund der Kritik einiger Kantonsparlamentarier am Resultat zur Minarettinitiative gegründet worden war, hatte keine Chancen auf einen Sitzgewinn. Das gleiche Schicksal ereilte auch die Jungparteien der CVP und der SP. Mit ihren Sitzgewinnen müsse die SVP nun vermehrt auch Verantwortung übernehmen, waren sich die vier anderen im Parlament vertretenen Parteien nach den Wahlen einig. Dies obwohl der Volkspartei der Eintritt in die Regierung nach wie vor verwehrt war (siehe unten). Der Frauenanteil erreichte ein neues Allzeithoch: Neu sind rund ein Drittel der Kantonsräte Frauen. Die Stimmbeteiligung hat sich im Vergleich zu den vorangegangen Kantonsratswahlen um rund 10 Prozentpunkte auf 52.1% erhöht [6].
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Im Kanton Zug buhlten 241 Kandidierende um einen der 80 Kantonsratssitze. Die Linke verlor nach 2002 und 2006 weiter an Wählerstimmen. Hatten die Alternativen/die Grünen (AL) zusammen mit der SP 2002 noch 27% aller Wählerstimmen erhalten, waren es bei den Wahlen 2010 noch 21.7% (AL: 12.6%; SP: 9.1%). Dies wirkte sich zwar nicht für die SP (acht Sitze), wohl aber für die AL aus, die vier ihrer zwölf Sitze abgeben musste, wovon zwei an die neu antretenden Grünliberalen gingen (5.2 Wählerstimmenprozent) und zwei an die SVP, die damit neu 19 Mandate innehat (22.7%). Wählerstärkste Parteien bleiben die CVP (23 Sitze, 26.5% Wählerstimmenanteil) und die FDP (20 Sitze, 23.2%), die beide ihre Mandate verteidigen konnten. Das Unabhängige Grüne Forum Hünenberg, die Unabhängige Liste Oberägeri und die Parteilosen – Gruppierungen, die nur in einzelnen Gemeinden Listen aufgestellt hatten – gingen leer aus. Gewählt wurden 19 Frauen, was einen starken Rückgang bedeutet. Nur noch knapp ein Viertel der Kantonsratssitze wird von Parlamentarierinnen gehalten (2006: 33.8%). Die Wahlbeteiligung betrug 45.7%. Vor den Wahlen hatten die AL, die SP, die GP und die CSP sowie Privatpersonen beim Bundesgericht Beschwerde gegen die Wahlkreisziehung und den am 7. März des Berichtsjahres gefassten Volksentscheid eines generellen Verbots von Listenverbindungen eingereicht, die teilweise gutgeheissen wurde. Zwar sei ein Verbot von Listenverbindungen rechtens, nicht aber Wahlkreise, in denen Stimmanteile von mehr als 10% erreicht werden müssen, um gewählt zu werden. Da die Resultate der Kantonsratswahlen von 2010 nicht angefochten wurden, stellte das Bundesgericht diese nicht in Frage. Für die nächsten Kantonsratswahlen vom Herbst 2014 muss das Wahlsystem aber angepasst werden [7].
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Wahlen in kantonale Regierungen
In acht Kantonen (AI, BE, GL, GR, JU, NW, OW, ZG) standen 2010 Gesamterneuerungswahlen an. In drei Kantonen kam es zu Sitzveränderungen: In Nidwalden und in Zug war aufgrund eines Sitzgewinns der SVP auf Kosten der Grünen (NW) bzw. der Alternativen Liste (ZG) ein Rechtsrutsch zu verzeichnen. Im Kanton Jura konnte die SP den Sitz der CSP erobern. Folglich wurde die bürgerliche Mehrheit dort nicht geknackt, aber auch der Angriff der SVP hatte keinen Erfolg. Die BDP konnte ihre aufgrund der Abspaltung von der SVP erhaltenen Sitze in den Kantonen Bern, Glarus und Graubünden verteidigen. In diesen drei Kantonen blieb die Sitzverteilung gleich. So hat sowohl die rot-grüne Mehrheit in der Berner Kantonsregierung als auch die bürgerliche Mehrheit in Glarus und Graubünden Bestand. Schliesslich blieb auch in Obwalden und in Appenzell Innerrhoden die parteipolitische Zusammensetzung der Regierung unverändert. Auch in Obwalden scheiterte ein Angriff der SVP. Im Kanton Appenzell Innerrhoden kam es lediglich zu einem CVP-internen Austausch. Mit Antonia Fässler (cvp) wurde zum zweiten Mal (nach Ruth Metzler) in der Innerrhoder Geschichte eine Frau in die Regierung gewählt. In Bern und Glarus schaffte es mit Beatrice Simon (bdp, BE) und Christine Bickel-Vetsch (sp, GL) jeweils eine zweite Frau in die Regierung. Während in den Kantonen Jura, Obwalden, Graubünden und Zug der Sitz der jeweils einzigen Regierungsrätin bestätigt wurde, schaffte es in Nidwalden nur noch eine Frau in die Regierung.
Von den gesamtschweizerisch 156 Sitzen waren Ende 2010 total 35 in Frauenhänden (22.4%), was im Vergleich mit 2009 einen leichten Anstieg bedeutet (21.2%).